Fresenius-Studie zur Kaufsucht
Wenn das Kaufen zum Kontrollverlust führt

| Redaktion 
| 22.05.2025

Ein Kauferlebnis kann auf vielfältige Weise für positive Emotionen sorgen – sei es durch einen heißerwarteten Launch, ein besonders hochwertiges Produkt, eine wohlverdiente Belohnung oder einfach nur einen reibungslosen Ablauf. Nun hat sich die Charlotte Fresenius Hochschule mit der Frage befasst, ab wann ein unbedenkliches Kaufverhalten besorgniserregende Züge annimmt.

Es ist das Perfide an Vorgängen, die Glückshormone freisetzen: Wer es mit ihnen übertreibt, riskiert eine Abhängigkeit, die das ursprüngliche Glück schnell in einen Teufelskreis aus Sucht und Unzufriedenheit verwandeln kann.

Ein Kauferlebnis, das positive Gefühle auslöst, kann durch die Ausschüttung von Dopamin besonders verführerisch sein. Das Hormon verstärkt das Verlangen nach Wiederholung des Erlebnisses, da das Gehirn den Reiz mit Belohnung verknüpft.

Wer nicht Maß halten kann, bringt das Belohnungssystem seines Gehirns früher oder später aus dem Gleichgewicht. Ständige Aufmunterung durch das Kaufen von Produkten führt dazu, dass immer stärkere oder häufigere Reize benötigt werden, um das gleiche Glücksgefühl zu erzeugen – ähnlich wie bei anderen Suchtformen. Doch…

Wie definieren die Fachleute eine Kaufsucht?

"Wenn ein starker innerer Drang besteht, das Verhalten auszuführen. Die Betroffenen haben keine Kontrolle mehr über Beginn und Beendigung ihres Verhaltens. Sie können ihren Konsum nicht stoppen, obwohl negative Konsequenzen wie Überschuldung oder Streit mit Angehörigen bereits eingetreten sind", erläutert Prof. Dr. Patrick Trotzke von der Charlotte Fresenius Hochschule.

Dort hat ein Forschungsteam um Prof. Dr. Trotzke problematisches Kaufverhalten untersucht und zu diesem Zweck mehr als 2400 Personen befragt. Im Zentrum standen die Aspekte "Kontrollverlust" und "exzessives Kaufverhalten".

Am Ende ihrer Studie kamen die Fachleute zur Schätzung, dass etwa fünf Prozent der Deutschen kaufsüchtig sind, wobei sie von einer steigenden Tendenz ausgehen. Am ehesten seien jüngere Menschen bedroht und Frauen geringfügig anfälliger als Männer, wenn es um exzessives Shoppen geht.

Charlotte Fresenius Hochschule bietet Beratung an

Viele Betroffene würden heimlich und impulsiv kaufen und sich auch von einem eigentlich bereits geplünderten Konto kaum aufhalten lassen. Oft sollen Stress oder ein geringes Selbstwertgefühl kompensiert werden. Doch auf die Belohnung folgen Schuldgefühle und Scham, sobald sich Kaufsüchtige den eigenen Kontrollverlust oder die finanzielle Schieflage eingestehen.

Professionelle Hilfe würden sich viele betroffene Menschen erst suchen, wenn psychische oder monetäre Schäden bereits beträchtlich sind. Nicht das einzige Hemmnis: "Die Verhaltenssüchte sind eine ziemlich neue Diagnosekategorie innerhalb der psychiatrischen Klassifikationen", schildert Prof. Dr. Trotzke. Deshalb sei die Suche nach Angeboten oft mit langen Wartezeiten verbunden.

Tatsächlich bietet das Kölner Studienzentrum der Charlotte Fresenius Hochschule selbst Unterstützung an: Neben Kontrollverlust beim Shopping gehören auch exzessives Computerspielen, übermäßiger Medienkonsum oder Glücksspiel zu den Verhaltenssuchterkrankungen, zu denen sich Betroffene und Angehörige fachkundig beraten lassen können.

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