Grenzgeschichte multimedial erleben
Museumsneubau in Mödlareuth eröffnet Besuchermagnet mit neuer Dauerausstellung

| Redaktion 
| 11.11.2025

In Mödlareuth – dem einst geteilten Dorf an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen – wurde am 9. November, dem 36. Jahrestag des Mauerfalls, der Erweiterungsbau des Deutsch-Deutschen Museums eröffnet. Mit 1.350 Quadratmetern Ausstellungsfläche, moderner Architektur und multimedialer Technik wird die innerdeutsche Geschichte für jährlich Tausende Besucher:innen erlebbar gemacht.

Mödlareuth war über Jahrzehnte Sinnbild der deutschen Teilung. Jetzt präsentiert sich das Dorf mit einem neuen Museumsbau, der Historie nicht nur dokumentiert, sondern erfahrbar macht. Das Projekt wurde unter der Leitung von Drees & Sommer umgesetzt – mit „architektonischem Feingefühl“, „einem klaren Blick für Nachhaltigkeit“ und dem Ziel, „Geschichte greifbar zu machen“.

Wie wird die deutsch-deutsche Teilung in Mödlareuth erlebbar?

Der neue Gebäudekomplex des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth fügt sich dezent in die hügelige Grenzlandschaft zwischen Bayern und Thüringen ein. Die architektonische Umsetzung durch das Kasseler Büro Atelier 30 greift mit seinem schlanken Holzbau die Formsprache ländlicher Scheunen auf und schafft eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Panoramafenster erlauben den freien Blick auf Mauerreste, Wachturm und Grenzstreifen – Relikte, die einst das 50-Seelen-Dorf trennten. Der Neubau umfasst 1.350 Quadratmeter Nutzfläche, davon 500 Quadratmeter für eine neue Dauerausstellung, die durch multimediale Elemente und Virtual-Reality-Erlebnisse ergänzt wird.

Die Inhalte sind chronologisch gegliedert – vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung. Durch Zeitzeugeninterviews, 3D-Modelle, rund 180 Fotografien und 20 Filme wird der Alltag im geteilten Deutschland anschaulich dargestellt. Besucher:innen können tief in die Geschichte eintauchen – analog und digital.

Was macht den Museumsbau besonders nachhaltig?

Laut Drees & Sommer wurde das Projekt mit einem besonderen Fokus auf ökologischer Nachhaltigkeit umgesetzt. Die Fassade besteht aus geöltem Fichtenholz, das begrünte Dach fügt sich nicht nur harmonisch in die Landschaft ein, sondern schafft Lebensraum für Insekten. Für die Energieversorgung kommen eine Erdwärmepumpe, Dreifach-Wärmeschutzverglasung und eine Photovoltaikanlage zum Einsatz.

Maximilian Loos, Projektleiter und Kulturbauten-Experte bei Drees & Sommer, verantwortete mit seinem Team seit Ende 2020 die gesamte Steuerung des Bauvorhabens – von der Auswahl der Planungsbeteiligten über das komplexe Fördermittelmanagement bis hin zur Ausschreibung und Betriebskostenprognose. „Wir haben die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten koordiniert und eine transparente Informationslage sichergestellt. Das trug maßgeblich dazu bei, dass alle Prozesse reibungslos und termingerecht ablaufen konnten“, so Loos.

Die Gesamtkosten blieben mit rund 22 Millionen Euro im veranschlagten Rahmen. Finanziert wurde das Projekt unter anderem durch die Bundesregierung und den Freistaat Bayern mit je 5,6 Millionen Euro, Thüringen mit 800.000 Euro sowie die Oberfrankenstiftung und die Bayerische Landesstiftung.

Mödlareuth ein Ort mit Symbolkraft

Jährlich besuchen rund 80.000 Menschen das kleine Dorf, das einst durch eine 700 Meter lange Grenzmauer getrennt war. Der Tannbach, ein unscheinbarer Bach, wurde in den Zeiten der deutschen Teilung zur unüberwindbaren Grenze. US-Präsident George H. W. Bush prägte 1983 den Spitznamen „Little Berlin“ – ein Etikett, das Mödlareuth bis heute begleitet.

Schon vor Baubeginn des neuen Gebäudes wurde das Außengelände neu konzipiert. Es zeigt heute nicht nur die original erhaltene Grenzanlage, sondern auch modellhafte Darstellungen der DDR-Grenzbefestigungen und macht Fluchtversuche sowie Alltagsrealitäten beider Seiten sichtbar.

Robert Lebegern, Museumsleiter seit 1992, erklärt: „Mit dem neuen Erweiterungsbau erzählen wir die Geschichte der Teilung nicht nur, sondern machen sie für verschiedene Altersgruppen erlebbar. Texttafeln und Vitrinen reichen heute nicht mehr aus, um Interesse zu wecken.“ Deshalb setzt das Museum auf digitale Erzählformate: Besucher:innen können mithilfe von Virtual Reality in historische Szenen eintauchen, ein 3D-Modell des Dorfes erkunden und Interviews mit Zeitzeugen ansehen.

Darüber hinaus stehen neue Räume für Bildungsangebote, Wechselausstellungen und Archivmaterialien zur Verfügung – ergänzt um ein Bistro und moderne Besucherinfrastruktur.

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