Radioikone aus Baden-Württemberg
Matthias Holtmann ist tot

| Redaktion 
| 10.11.2025

Der wortgewandte Radiomacher aus dem wilden Süden ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Mit seinem einzigartigen Humor, seiner Musikauswahl und Formaten wie "Treff nach zwei" oder "SWR1 Leute" prägte Matthias Holtmann über Jahrzehnte das öffentlich-rechtliche Radio – weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus.

Er war eine der schillerndsten Stimmen des Südwestens und galt vielen als Inbegriff des unterhaltsamen, aber anspruchsvollen Radios: Matthias Holtmann, Musikredakteur, Moderator, Kultfigur und Grenzgänger zwischen Unterhaltung und Haltung, ist tot. Wie tagesschau.de berichtet, umspannte seine Karriere Bandgeschichte, Radiorevolution und eine späte Popularität als SWR1-Stimme – nun hat sein Leben im Alter von 75 Jahren ein Ende gefunden.

Wie Matthias Holtmann das Radio neu definierte

Matthias Holtmann war keiner, der es allen recht machen wollte. Vielmehr lebte er die alte Radiomaxime "Ecken zeigen statt glatt sein". 1979 begann er seine Rundfunkkarriere beim damaligen Süddeutschen Rundfunk (SDR), wo er die legendäre Sendung "SDR3 – Radio für den wilden Süden" mitprägte.

Sein "Treff nach zwei", in dem Hörer:innen Musik wünschten und "Matze" sie live anrief, entwickelte sich zum Kultformat. Seine Interviews – von Harry Belafonte über die Spice Girls bis Dieter Bohlen – waren nie konventionell, aber immer authentisch. Wer mit Holtmann sprach, wusste: Hier lauert jederzeit ein Witz, ein Seitenhieb, eine tiefgründige Bemerkung – oder alles zugleich.

Was bleibt vom "Doktor Music"?

Seine Leidenschaft für Musik war keine Pose, sondern Lebenselixier. Das bewies Holtmann regelmäßig in seiner Sendung "Dr. Music", wo er musikalisches Insiderwissen auf unterhaltsamste Weise teilte. Nach der Fusion von SDR und SWF zum SWR wurde er kurzzeitig Musikchef von SWR3 – eine Zeit, in der viele Fans ihn schmerzlich am Mikrofon vermissten.

Doch mit seinem Wechsel zu SWR1 kehrte er zurück ins Ohr der Nation – mit "Guten Abend Baden-Württemberg" und der SWR1 Hitparade, der er zusammen mit Kollegen wie Günter Schneidewind, Thomas Schmidt oder Stefanie Anhalt seinen Stempel aufdrückte. Legendär: die TOP 2000 D – die Hitparade zur deutschen Wiedervereinigung 1990, die Hörer:innen aus Ost und West musikalisch vereinte.

Pop & Poesie trotz Parkinson

Bereits 2015 verabschiedete sich Holtmann offiziell in den Ruhestand – doch wirklich still wurde es um ihn nicht. Auch seine Parkinson-Erkrankung hielt ihn lange nicht davon ab, auf der Bühne zu stehen, etwa bei "Pop & Poesie live in concert". 

Sein Buch "Porsche, Pop und Parkinson" zeugt von seinem Humor, seiner Lebensklugheit und seinem Mut zur Selbstironie. Wie SWR1-Kollegin Stefanie Anhalt in ihrem Nachruf auf tagesschau.de schreibt, war er "unsagbar schlau und witzig". Und: Er ließ sich nie den Mund verbieten – auch nicht vom eigenen Körper. Eine große Stimme ist nun für immer verstummt.

Dieser Kommentar wurd von 10.11.2025 11:07 am Rafael Budka gelöscht.
Letzte Änderung am 10.11.2025 11:07 von Rafael Budka; wurde 1 Mal geändert.

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