Energy Harvesting
Strom bei jedem Schritt: Wie Pavegen unsere Trittkraft nutzbar macht

| Natalie Oberhollenzer 
| 10.11.2025

Wer Wege zu Fuß erledigt, tut nicht nur etwas für die Gesundheit, sondern erzeugt auch Bewegungsenergie, die bislang ungenutzt verpufft. Ein britisches Start-up erntet sie an neuralgischen Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen oder Sportstätten – und präsentiert damit ein geniales Konzept und einen kleinen Schritt auf dem Weg zur Energiewende.

Gehen wir zu Fuß, verbrennen wir nicht nur Kalorien. Wir produzieren auch bei jedem Auftreten mechanische Energie, die bislang im Nichts verschwindet. Das könnte sich ändern: Das britische Startup Pavegen entwickelt Bodenfliesen, die bei jedem Schritt minimal nachgeben und die Bewegung über einen integrierten Generator in elektrische Energie umwandeln.

Dem Gründer Laurence Kemball-Cook zufolge bestehen die Module teilweise aus Recyclingmaterialien wie Altgummi und Kunststoffen. Die erzeugte Elektrizität lässt sich für kleinteilige Anwendungen nutzen – etwa Beleuchtung, Sensorik oder das Laden kleiner Geräte – und gleichzeitig liefern die Flächen Interaktionsdaten über Besucherströme. Seit der Gründung 2009 wurden laut Pavegen über 300 Projekte in 45 Ländern umgesetzt. Darunter Bahnhöfe, Einkaufszentren, Flughäfen sowie temporäre Set-ups bei Veranstaltungen – etwa in Hongkong, Saudi Arabien oder Abu Dhabi.

Lichterspiele beim Coldplay-Konzert

Was die Einordnung der Leistungsdaten betrifft, ist nicht eine kurzzeitige Spitzenleistung pro Tritt, sondern der gemittelte Ertrag pro Fläche und Zeit bei realen Frequenzen entscheidend. Hier zeigt die Technik vor allem dort Stärken, wo viele Menschen unterwegs sind und ein Zusatznutzen entsteht – beispielsweise edukative Showcases, gebrandete "Energy Floors" oder smarte Beleuchtung, die auf Bewegungen reagiert. Für die breitflächige Versorgung von Infrastruktur bleibt der Beitrag begrenzt; relevant sind zudem Haltbarkeit, Wartung und Gesamtkosten im Vergleich zu konventionellen Lösungen.

Doch mehrere prominente Einsätze zeigen, wie das Konzept Aufmerksamkeit erzeugt: Bei Events koppeln Betreiber die Fliesen an Licht- oder Audioeffekte, sodass Besucher ihre Energie unmittelbar "sehen" oder "hören". Das wurde bei einer Welttournee von Coldplay eingesetzt und sorgte für viel Aufmerksamkeit. Ein starker Auftritt – auch wenn die Strommengen vergleichsweise klein bleiben.

Der Ansatz ist freilich kein Ersatz für große Erzeuger. Er kann aber in hochfrequentierten Räumen sinnvolle Zusatzfunktionen liefern und die Energiewende buchstäblich begehbar machen.

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