Lebensmittel-Zusteller
Kampfansage an Rewe: Picnic holt 430 Millionen für Deutschland-Expansion

| Natalie Oberhollenzer 
| 24.11.2025

Der niederländische Lieferdienst Picnic erhält 430 Millionen Euro frisches Kapital von seinen Investoren und forciert damit den Ausbau des Deutschland-Geschäfts. Mit neuen Verteilzentren, hohen Investitionen in automatisierte Logistik und zweistelligen Wachstumszielen erhöht das Start-up den Druck auf Hauptkonkurrent Rewe und den letzten verbliebenen Wettbewerber Knuspr.

Der niederländische Lieferdienst Picnic hat von bestehenden Investoren 430 Millionen Euro eingesammelt und richtet den Großteil des Kapitals auf den Ausbau seines Deutschland-Geschäfts. "Wir wollen hier möglichst viele Haushalte erreichen – dafür brauchen wir die gleiche Infrastruktur wie in den Niederlanden", erklärt Mitgründer Michiel Müller bei der Bekanntgabe im Rahmen der 120-Jahr-Feier der Deutsch-Niederländischen Handelskammer in Den Haag. Erst unlängst gingen zwei neue Verteilzentren in Deutschland an den Start.

Mit der aktuellen Runde hat Picnic seit der Gründung fast zwei Milliarden Euro Kapital erhalten. Allein Anfang 2024 flossen bereits 355 Millionen Euro, darunter 230 Millionen Euro von Edeka, dem größten Einzelinvestor. Weitere Geldgeber sind die Gates Foundation, Hoyberg und NPM Capital.

Schnelleres Wachstum als Rewe und Knuspr

Der Hauptkonkurrent in Deutschland bleibt Rewe, das als einzige Supermarktkette einen flächendeckenden Lieferdienst betreibt. Neben Rewe ist nur noch Knuspr im Markt geblieben. Picnic wächst jedoch schneller als beide Wettbewerber. 2023 erzielte das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 600 Millionen Euro, geplant waren 700 Millionen Euro – ein Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch 2025 strebt Picnic zweistelliges Wachstum an.

Um das Tempo zu halten, investierte das Unternehmen 150 Millionen Euro in ein weitgehend automatisiertes Verteilzentrum in Oberhausen, das künftig 200.000 Lieferungen pro Woche abwickeln kann. Zudem hat Picnic in Leipzig sein erstes ostdeutsches Verteilzentrum eröffnet. Von dort werden die Regionen Dresden und Halle bedient; Leipzig und Chemnitz stehen als nächste Ausbauschritte fest. Auch in Baden-Württemberg und Bayern sind neue Liefergebiete geplant.

 
 
 
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Rittern um die Marktführerschaft

In den Niederlanden arbeitet Picnic seit Anfang 2025 nach eigenen Angaben operativ profitabel. In Deutschland verzögert die Expansion die Gewinnzone. Die über 90 regionalen Verteilpunkte (Hubs) erreichen ihre Profitabilität meist nach 12 bis 18 Monaten. In der Region Rhein-Ruhr, Picnics erstem deutschen Liefergebiet, ist diese Schwelle erreicht.

Picnic bezeichnet sich als Marktführer im deutschen Lebensmittellieferdienst. Rewe widerspricht, veröffentlicht jedoch keine eigenen Zahlen. Der E-Commerce-Umsatz der Kölner wird auf rund 900 Millionen Euro geschätzt – inklusive Marken wie Zooroyal und Weinfreunde.

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