Der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia hat sich eindrucksvoll aus der Krise zurückgemeldet. Trotz der Herausforderungen der letzten Jahre schreibt das Unternehmen wieder Milliardengewinne, investiert kräftig in Neubauten und blickt mit Optimismus auf das Jahr 2026. Eine zentrale Rolle spielen dabei nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern auch regulatorische Rahmenbedingungen, technologische Innovationen und gesellschaftliche Trends, die den Wohnungsmarkt zunehmend prägen.
Bautätigkeit nimmt wieder Fahrt auf
Vonovia hat im laufenden Geschäftsjahr deutliche Fortschritte erzielt. In den ersten neun Monaten 2025 stieg das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 2,5 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro. Noch dynamischer entwickelte sich der bereinigte Vorsteuergewinn (Ebt), der um 6,8 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro zulegte. Nach Jahren der Zurückhaltung zeigt sich der Konzern wieder investitionsfreudig: 1,4 Milliarden Euro flossen in neue Projekte – mit dem Bau von 1.600 Wohnungen und der Fertigstellung von 1.555 Einheiten. Hinzu kommen laufende Modernisierungsmaßnahmen, energetische Sanierungen und Infrastrukturmaßnahmen, die den Wert des Bestands langfristig sichern sollen.
Ein wesentlicher Wachstumsimpuls kommt vom sogenannten "Bauturbo" der Bundesregierung. "Der Bauturbo ist ein erster Durchbruch für mehr Wohnungsbau, weil er das Bauen vereinfacht und beschleunigt", erklärte der scheidende Vorstandschef Rolf Buch. Vonovia sieht nun die Kommunen in der Pflicht, zügig Bauland auszuweisen und Genehmigungen zu erteilen. Gleichzeitig fordert das Unternehmen von der Branche mehr Effizienz: "Auch wir müssen günstiger bauen", so Buch. Zudem setzt Vonovia verstärkt auf serielle Fertigung, Digitalisierung und standardisierte Bauprozesse, um schneller und kosteneffizienter zu agieren.
Wie wirkt sich die Zinswende auf die Branche aus?
Die lange dominierende Immobilienkrise hatte Vonovia in den Vorjahren gezwungen, Milliardenabschreibungen auf das eigene Portfolio vorzunehmen. Doch laut Unternehmensangaben ist die Talsohle nun durchschritten. Maßgeblich dazu beigetragen hat die Zinswende der Europäischen Zentralbank: Sinkende Zinsen steigern die Attraktivität von Immobilieninvestments – mit spürbaren Effekten auf den Bilanzwert von Vonovia. Gleichzeitig verbessern sich dadurch auch die Refinanzierungsbedingungen für Projektentwicklungen.
So wies das Unternehmen in den ersten drei Quartalen 2025 einen Nettogewinn von 3,4 Milliarden Euro aus – nach einem Verlust von rund 600 Millionen Euro im Vorjahr. Die organische Mietsteigerung liegt bei soliden 4,2 Prozent, der Leerstand beträgt nur noch 2,2 Prozent – ein Wert, der nahezu Vollvermietung entspricht. Analyst:innen sehen in dieser Entwicklung eine Trendumkehr und erwarten auch von anderen börsennotierten Wohnimmobilienunternehmen eine stärkere Performance im kommenden Jahr.
Welche Strategie verfolgt Vonovia für 2026?
Trotz des bevorstehenden Führungswechsels – Rolf Buch, der Vonovia seit 2013 leitet, tritt zum Jahresende ab und übergibt an Luka Mucic, vormals SAP-Manager und Vodafone-Finanzchef – verfolgt der Konzern einen klaren Wachstumskurs. Für 2025 erwartet das Unternehmen ein bereinigtes Ebitda von rund 2,8 Milliarden Euro sowie einen Vorsteuergewinn von etwa 1,9 Milliarden Euro. Für 2026 soll das Ebitda auf bis zu 3,05 Milliarden Euro steigen. Hinzu kommt ein geplanter weiterer Ausbau des Wohnungsbestands, auch durch gezielte Zukäufe in wachstumsstarken Ballungsräumen und Kooperationen mit Städten und Gemeinden.
Der Konzern sieht sich als "wertvollstes Immobilienunternehmen Europas“ und positioniert sich strategisch sowohl als Marktführer als auch als politischer Impulsgeber. Gleichzeitig verweist Vonovia auf seine Rolle als stabiler Dividendenzahler – ein Aspekt, der für Investoren zunehmend wichtig wird. Nachhaltigkeit, bezahlbarer Wohnraum und gesellschaftliche Verantwortung werden dabei als zentrale Leitlinien der Konzernstrategie genannt.
Laut eines Berichts der WirtschaftsWoche, äußerte Buch zudem Bedenken bezüglich der Zukunft des Mietmarktes: "Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass die Mietpreisbremse einfach wegfällt." In diesem Zusammenhang sprach er sich für eine ausgewogene Regulierung aus, die Investitionen nicht behindert, aber gleichzeitig soziale Ausgewogenheit wahrt. Auch die Einführung einer gesetzlichen Sozialquote für große Vermieter wird von Buch aktiv unterstützt.
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