On Light-Spray-Factory
Ein Laufschuh, gesprüht in drei Minuten: Ein Gamechanger für die Branche?

Wenige Minuten, ein Roboter, 330 Euro: Der gesprühte Laufschuh von On sorgt für einen globalen Hype. Das Schweizer Label revolutioniert mit der "Light-Spray-Factory" die Produktion – keine Nähte, kein Abfall, unfassbare Geschwindigkeit. Kann die Technologie die gesamte Sportartikelbranche für immer verändern?

In einem unscheinbaren Gebäude im Züricher Stadtteil Kreis 5: Ein Roboterarm schwenkt, summt, setzt an – und zieht in Sekunden eine feine Fadenbahn über eine Leistenform. Nach wenigen Minuten liegt ein kompletter oberer Teil eines Laufschuhs da. Kein Schnittmuster, keine Naht, kein Stoffrest.

Das Label On hat dafür neben seinem Firmensitz die erste Light-Spray-Factory eingerichtet. Vier Roboter fertigen dort täglich dreistellige Stückzahlen des Cloudboom Strike LS. Die Stationen entstanden mit dem schweizerisch-schwedischen Technologiekonzern ABB. Dazwischen läuft ein Förderband; am Anfang setzen Mitarbeitende Leiste und Sohle auf, am Ende fixiert UV-Licht das Logo. Der Roboter selbst braucht für seinen Part etwa drei Minuten – ein Tempo, das die klassische Arbeitsteilung von Hunderten Handgriffen verdichtet.

 
 
 
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Lukrative Fertigungsmethode

Die Idee ist verblüffend simpel: Der Upper entsteht aus einem einzigen, 1,5 Kilometer langen Faden, spiralförmig aufgesprüht. An Ferse und anderen belasteten Zonen legt der Arm zusätzliche Bahnen, bis die Struktur steht. Direkt auf den Fuß zu sprühen wäre wegen der Temperatur Unsinn – und würde die versteckten Leisten-Details unterlaufen, die Sitz und Dynamik steuern. Die Verbindung zur Sohle erinnert an eine sauber gezogene Heißleimnaht; danach kühlt die Hülle ab und behält ihre Form.

Die Technik stammt aus dem Design-Labor, wie On-Mitarbeiter Johannes Voelchert in einem Video erklärt. Die Idee zur Herstellung sei ihm an Halloween gekommen, als er eine Heißklebepistole gesehen habe, mit der Deko-Spinnennetze gemacht wurden. Der Student stellte sein Konzept 2019 in Mailand vor, On wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn an Bord.

Wartelisten für den nächsten Drop

Man war augenblicklich überzeugt, dass das ein ganz großer Wurf sein könnte, wohl auch, weil die komplett automatisierte und rasend schnelle Produktion des 330 Euro teuren Schuhs so lukrativ ist.

Seit dem Sommer 2024 kommen limitierte Chargen in den Verkauf – und der Run auf den Sprühschuh nimmt teils aberwitzige Züge an. Auf seiner Website veröffentlicht der Hersteller, wann und in welchen Stores Nachschub zu erwarten ist. Die Warteliste ist lang, konkrete Zahlen nennt On nicht. Die Nachfrage ist jedenfalls global, besonders bei ambitionierten Läuferinnen und Läufern.

Noch läuft die ganze Produktion in Zürich. Ein Techniker überwacht die Anlage, füllt Medien nach, greift ein, wenn der Sprühpfad nicht stimmt. Doch langfristig will On die Fertigung dezentral denken: mehr Mini-Fabriken, näher an den Märkten.

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