SpaceX / Elon Musk in Texas
Starbase ist jetzt eine eigene Stadt

| Redaktion 
| 22.05.2025

"Occupy Mars": Der große Lebenstraum des Elon Musk ist wohlbekannt. Darauf hingearbeitet wird bei SpaceX vor allen in Texas, wo das Raumfahrtunternehmen seit einem Dreivierteljahr seinen Hauptsitz auf der sogenannten Starbase unterhält. Diese wiederum ist neuerdings eine offizielle Stadt, wodurch sich SpaceX bessere Bedingungen für das aufwändige Tagesgeschäft bieten – eine Chance, die auch Bedenken auslöst.

Mitte des 19. Jahrhunderts verlegt der gelernte Apotheker Carl Leverkus seine ursprünglich in Wermelskirchen beheimatete Farbfabrik in die Nähe der Gemeinde Wiesdorf, die ihm eine bessere Verkehrsanbindung bietet.

Zahlreiche Mitarbeiter der auf Ultramarin spezialisierten Fabrik ziehen mit, woraufhin die wachsende Werksansiedlung nach ihrem Urheber auf den Namen Leverkusen getauft wird. Zum Ende des Jahrhunderts erweitert die heutige Bayer AG ihre Tätigkeiten vor Ort und sorgt für zusätzliche Arbeiteransiedlungen. Dank der industriellen Expansion wird Leverkusen 1930 schließlich zur vollwertigen Stadt.

Beispiele für sogenannte Company Towns müssen also nicht unbedingt in der Ferne gesucht werden. Und doch liegt der jüngste Städtezuwachs gut 8400 Kilometer Luftlinie von Leverkusen entfernt: In Starbase, Texas stimmten die Bewohner - überwiegend Mitarbeiter von SpaceX - für die Eingemeindung als eigenständige Stadt im Cameron County.

Das ist Starbase

Ursprünglich ist Starbase ein Weltraumbahnhof und Industriekomplex von SpaceX, der in Boca Chica, nahe Brownsville, im US-Bundesstaat Texas zu finden ist. In durchaus postkartenreifer Lage direkt am Golf von Mexiko / Amerika und nur wenige Kilometer nördlich der mexikanischen Grenze unterhält Elon Musks Raumfahrtunternehmen hier seit 2024 seinen Hauptsitz.

Starbase wird als "Gateway to Mars" beworben, da der Lebenstraum des Firmengründers – die Kolonialisierung des Roten Planeten – vorrangig vor Ort vorangetrieben werden soll. Es ist das Hauptzentrum für die Entwicklung, Produktion und Tests des Starship-Raumschiffs, das für interplanetare Missionen gedacht ist.

Der Standort umfasst eine Produktionsstätte ("Starfactory"), einen Startplatz mit einem Orbital Launch Integration Tower (OLIT), Testgelände und ein Kontrollzentrum, verbunden nur über den Texas State Highway 4.

Eine Connection, die dieser Tage entsprechend eifrig von SpaceX genutzt wird: Ein Großteil der Nachrichtenmeldung auf der Homepage von Cameron Country dreht sich um zwischenzeitliche Beeinträchtigungen auf dem Highway, da aufwändige Transporte für den Fortschritt in Starbase erforderlich sind. Auch eine mehrere Meter hohe Elon-Musk-Büste schmückt den Highway 4.

Was hat SpaceX von der Eingemeindung?

Die Ernennung von Starbase zur eigenständigen Stadt markiert einen strategischen Meilenstein für SpaceX. Als Stadt erhält Starbase mehr Autonomie in der lokalen Steuerpolitik, Stadtplanung und Infrastrukturentwicklung, was SpaceX – unterstützt durch eine mehrheitlich aus Mitarbeitern bestehende Bevölkerung – nennenswerten Einfluss auf Entscheidungen verspricht.

Auf diese Weise sollte es SpaceX beispielsweise leichter fallen, Starbase nach eigenem Bedarf und Belieben auszubauen. Der Stadtstatus festigt zudem die Identität des Standorts als Zentrum für Raumfahrtinnovation, was die Attraktivität für Investoren und hochqualifizierte Fachkräfte steigern dürfte.

Als Stadt kann Starbase nun umso gezielter auf optimale Mitarbeiterbedingungen und dazugehörige Infrastruktur wie Straßen, Wohnraum oder Versorgungseinrichtungen eingehen.

Stadtstatus birgt Chancen und Herausforderungen

Gleichzeitig bringt die Ernennung von Starbase zur Stadt auch Herausforderungen mit sich. Das nun verstärkte Standing von SpaceX vor Ort hat ohnehin bestehende Konflikte mit Umweltgruppen und einigen Anwohnern verschärft. Befürchtet wird zum Beispiel, dass die Natur durch Starbase verschmutzt oder die lokale Tierwelt beeinträchtigt wird.  

Die tagesschau berichtet stellvertretend von Bekah Hinojosa, die Mitgründerin der Umwelt-Organisation South Texas Environmental Justice Network ist. "Elon Musk und SpaceX schikanieren die ganze Region und versuchen, die Kontrolle über Boca Chica Beach zu erlangen", beklagt sie mit Blick auf den unter langjährigen Anwohnern sehr beliebte Strand der Region. Es heißt, dass SpaceX anstrebt, mittelfristig selbst Sperrungen des notwendigen Highways veranlassen zu können.

Im selben Beitrag wird allerdings auch auf Gilberto Salinas verwiesen, der das Ansiedeln von Unternehmen im nahegelegenen Brownsville unterstützt. Dort würden vermehrt Firmen einkehren, Häuser gebaut und Arbeitsplätze geschaffen. Demnach seien 70 Prozent der SpaceX-Angestellten lokale Anwohner; Salinas kann sich tausende weitere Jobs in den nächsten Jahren vorstellen.

Auch der Tourismus sei als Faktor für die Region zu bedenken, schließlich ziehe es rund 20.000 Schaulustige zu den Raketenstarts – und von denen soll es nach einer entsprechenden Genehmigung künftig bis zu 25 pro Jahr geben.

Hauptfoto: Lars Plougmann nach CC BY-SA 2.0

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