Kein Wachstum in 2025
Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsweisen: Im Zeichen der Stagnation

| Redaktion 
| 21.05.2025

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (kurz SVR) hat sein Frühjahrsgutachten für 2025 am Mittwoch veröffentlicht. Dabei wird der deutschen Wirtschaft bescheinigt, "in einer ausgeprägten Schwächephase" zu stecken. Dementsprechend ernüchternd fällt auch das prognostizierte Wachstum aus – wenn man es denn so nennen möchte.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wird selten bei seinem vollen Namen genannt. Vielmehr ist im schnellen Sprachgebrauch häufig von den "Wirtschaftsweisen" die Rede – fünf unabhängige Expertinnen und Experten, die die deutsche Bundesregierung unverbindlich in wirtschaftspolitischen Fragen unterstützen.

In eigenen Gutachten wird traditionell die wirtschaftliche Lage Deutschlands analysiert und Empfehlungen zur Wirtschafts-, Finanz-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ausgesprochen. Ziel ist es, die öffentliche und politische Debatte um wissenschaftlich fundierte Einschätzungen zu bereichern.

Die fünf aktuellen Wirtschaftsweisen sind die Vorsitzende Prof. Dr. Dr. H.C. Monika Schnitzer, Prof. Dr. Veronika Grimm, Prof. Dr. Mult. Dr. H.C. Ulrike Malmendier, Prof. Dr. Achim Truger und Prof. Dr. Martin Werding.

Eine "perfekte" Nullrunde

Nachdem die Wachstumsprognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) in jüngerer Vergangenheit bereits wenig Optimismus für das angebrochene Jahr verbreitet haben, reihen sich die Wirtschaftsweisen nun mit ihrem Frühjahrsgutachten ein: Für die Bundesrepublik sehen sie für 2025 ein BIP-Wachstum von genau 0,0 Prozent voraus. Damit musste die Angabe aus dem Jahresgutachten 2024 um 0,4 Prozentpunkte nach unten korrigiert werden.

Die Experten bemerken, dass sich Deutschland "seit drei Jahren in einer gesamtwirtschaftlichen Stagnation" befindet. Als inländische Hürden für Unternehmen werden unter anderem bürokratische Anforderungen und lange Genehmigungsverfahren angeführt.

Gleichzeitig würde der Strukturwandel etwa durch die fortschreitende Dekarbonisierung, den demografischen Wandel oder den Aufstieg von Künstlicher Intelligenz vorangetrieben – ein Umstand, der den Wirtschaftsweisen zufolge die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors erhöht, dem hierzulande sonst "ein eher geringes Produktivitätswachstum" zugeschrieben wird.

BIP soll 2026 tatsächlich wieder wachsen

International betrachtet benennen die SVR-Fachleute die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump als Gefährdung des Wirtschaftswachstums. Die damit einhergehende Verunsicherung auf handelspolitischer Ebene "dürfte sich zudem negativ auf die Investitionsentscheidungen von Unternehmen" auswirken. Gleichzeitig fordere die US-Abkehr von ihrer massiven Unterstützung für die Ukraine von europäischen Staaten, die eigenen Militärausgaben zu erhöhen.  

Immerhin erkennen die Wirtschaftsweisen ein wenig Licht am Horizont: Unter anderem durch das milliardenschwere Finanzpaket, von dem "expansive Impulse für die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen sowie den Staatskonsum" erwartet werden, soll das Bruttoinlandsprodukt im Jahre 2026 um immerhin 1,0 Prozent wachsen.

Weitere Einblicke sowie eine Übersicht mit vom SVR formulierten Herausforderungen, Zielen und Maßnahmen sind im kompletten Frühjahrsgutachten 2025 zu finden.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV