IWF-Ranking 2025
Die reichsten Länder der Welt: Deutschland fällt auf Rang 23 zurück

| Redaktion 
| 16.12.2025

Ein Zwergstaat ist der neue Spitzenreiter im Ranking der reichsten Länder – gemessen am kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf. Deutschland verpasst die Top 20 erneut und fällt von Platz 21 auf 23. Doch die Rangliste zeigt auch: Wohlstand ist mehr als nur eine Zahl.

Die Weltwirtschaft läuft seit Jahren unter Dauerstress: Krieg in der Ukraine, Spannungen auf Seewegen, Sabotagen an Infrastruktur, dazu politische Unwägbarkeiten – und obendrauf Inflation, Zölle und hohe Energiepreise. Das alles trifft besonders jene Staaten, die ohnehin auf hohem Niveau wirtschaften. Gleichzeitig gelingt es einzelnen Ländern, ihren Wohlstand weiter auszubauen (ob und wie sehr das bei der Bevölkerung ankommt, steht auf einem anderen Blatt).

Wer die "reichsten Länder" bestimmen will, landet schnell beim Bruttoinlandsprodukt. Das liefert eine klare Macht-Statik: Die USA liegen als größte Volkswirtschaft vor China, dahinter folgen Deutschland und Japan. Nur sagt diese Größe wenig darüber aus, wie wohlhabend Menschen im Alltag tatsächlich sind, wie das manager magazin ausführt.

Ökonomen betonen deshalb, dass das BIP als Wohlstandsmaß Grenzen hat. Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) weist im selben Medium darauf hin, dass es als Indikator nicht ausreicht, selbst wenn es die Debatte dominiert. Und Tom Krebs (Universität Mannheim) macht den entscheidenden Punkt: Auch in Ländern mit sehr hohem BIP kann der Lebensstandard vieler Menschen niedrig sein.

Der Kniff: Kaufkraft statt Kurs

Um näher an der Lebensrealität zu messen, wird oft das BIP pro Kopf um Kaufkraftunterschiede bereinigt. Die Kaufkraftparität (PPP) fragt vereinfacht: Was bekommt man für sein Geld im jeweiligen Land? Ein hoher PPP-Wert deutet darauf hin, dass Wohlstand breiter ankommen könnte – garantiert ist das aber nicht.

Grundlage des Rankings sind Daten aus dem World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF). Und der liefert 2025 eine Überraschung: Liechtenstein steht sofort ganz oben. Das Fürstentum ist erst im Herbst 2024 dem IWF beigetreten – und überholt auf Anhieb den bisherigen Spitzenreiter Luxemburg. Platz zwei geht an Singapur, Luxemburg rutscht auf Rang drei.

Galina Kolev-Schaefer, Volkswirtschaftsprofessorin an der TH Köln, erklärt den Erfolg der kleinen Staaten im manager magazin mit Spezialisierung: Sie nutzen ihre Größe, fokussieren auf wenige Stärken und profitieren stark vom internationalen Handel – Luxemburg etwa über Finanzdienstleistungen, Liechtenstein zusätzlich über hochspezialisierte, exportorientierte Industrie.

Schweden, Österreich und Andorra fallen aus den Top 20

Für die Vergleichbarkeit rechnet das Ranking mit dem "internationalen Dollar" (Basisjahr 2017), erhoben im International Comparison Program (ICP), hinter dem unter anderem Weltbank und OECD stehen. Diese künstliche Recheneinheit soll Preisniveaus zwischen Ländern besser vergleichbar machen.

Aus den Top 20 fallen Schweden, Österreich und Andorra heraus; neu dabei sind Malta und Guyana – sowie Liechtenstein. Zu den größten Verlierern zählen die Vereinigten Arabischen Emirate (von Platz 6 auf 14) und San Marino (von 8 auf 16). Deutschland bleibt außerhalb der Top 20 und rutscht weiter ab: von Rang 21 auf 23.

Wo das Ranking an Grenzen stößt

Doch auch PPP ist nicht frei von Unschärfen. Und vor allem: Ein hohes BIP pro Kopf kann aus sehr unterschiedlichen Quellen stammen. Kolev-Schaefer weist darauf hin, dass einige Länder ihren Spitzenplatz vor allem Rohstoffvorkommen verdanken – besonders Katar, Guyana und Brunei. Gerade dort sei es wichtig, zusätzliche Kriterien anzusehen: Institutionenqualität, Human Development Index (HDI) und Einkommensverteilung.

Guyana ist das anschauliche Beispiel: Der Wohlstandsschub hängt stark mit Rohölexporten zusammen, gleichzeitig ist die Ungleichheit deutlich höher als etwa in Deutschland. Im HDI liegt Guyana auf Platz 89 von 193 Ländern, Deutschland verbessert sich dagegen auf Rang 5. Zudem bergen rohstoffgetriebene Boomphasen Risiken: Sinkende Nachfrage durch Dekarbonisierung, Preisstürze oder Umweltkatastrophen – und der klassische Nebeneffekt, dass eine aufwertende Währung andere Branchen ausbremst und Industrialisierung erschwert.

Und was ist mit Monaco?

Nicht im Ranking sind Länder, die nicht dem IWF angehören – darunter Nordkorea, Kuba, Monaco oder der Vatikan. Monaco könnte wegen sehr hoher Pro-Kopf-Werte womöglich sogar an der Spitze liegen; belastbare Daten fehlen jedoch, weil die Statistikbehörde sie nicht veröffentlicht. Kolev-Schaefer erklärt das auch politökonomisch: Monaco ist souverän, aber über Euro-Nutzung und enge Verflechtung stark an Frankreich und den Euroraum angebunden – und dürfte wegen stabiler Staatsfinanzen kaum auf IWF-Kredite angewiesen sein.

Top 20 der reichsten Länder 2025

  1. Liechtenstein
  2. Singapur
  3. Luxemburg
  4. Irland
  5. Macau
  6. Katar
  7. Norwegen
  8. Schweiz
  9. Brunei
  10. Guyana
  11. USA
  12. Taiwan
  13. Dänemark
  14. Vereinigte Arabische Emirate
  15. Niederlande
  16. San Marino
  17. Island
  18. Hongkong
  19. Malta
  20. Belgien

Basis: IWF-Daten (Oktober 2025), sortiert nach kaufkraftbereinigtem BIP pro Kopf

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Top 20 der reichsten Länder 2025

  1. Liechtenstein
  2. Singapur
  3. Luxemburg
  4. Irland
  5. Macau
  6. Katar
  7. Norwegen
  8. Schweiz
  9. Brunei
  10. Guyana
  11. USA
  12. Taiwan
  13. Dänemark
  14. Vereinigte Arabische Emirate
  15. Niederlande
  16. San Marino
  17. Island
  18. Hongkong
  19. Malta
  20. Belgien

Basis: IWF-Daten (Oktober 2025), sortiert nach kaufkraftbereinigtem BIP pro Kopf

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