Deutschland Industriestaaten-Schlusslicht
IWF senkt Wachstumsprognose: Unsicherheit und Zölle bremsen Weltwirtschaft

| Redaktion 
| 22.04.2025

Politische Unsicherheit, nahezu beispiellose Zölle, mehr Handelskrieg und weniger internationale Zusammenarbeit, eine nur langsam sinkende Inflation: Der Internationale Währungsfonds ist nicht um Gründe verlegen, wenn es um die Absenkung des erwarteten Weltwirtschaftswachstums geht. Deutschland steht zumindest nicht mehr im Minus, ist unter den westlichen Industriestaaten aber weiter souveränes Schlusslicht.

Nachdem im März die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre eher pessimistische Vorausschau zum Wirtschaftswachstum geteilt hat, legt der Internationale Währungsfonds (IWF) nun nach: Der jüngste World Economic Outlook trägt den übersetzten Titel "Ein kritischer Wendepunkt inmitten politischer Verschiebungen" und geht mit einer deutlich gesenkten Prognose einher.

Konkret geht der IWF davon aus, dass die Weltwirtschaft mit 2,8 Prozent wächst – das sind 0,5 Prozentpunkte weniger, als zuvor erwartet worden sind. Ausschlaggebende Veränderungen sind ein langsameres Sinken der globalen Gesamtinflation und "Zollsätze, die es seit einem Jahrhundert nicht mehr gegeben hat".

Deutschland Schlusslicht unter den fortgeschrittenen Volkswirtschaften

Seitens der IWF sieht man Risiken für die weltweiten Finanzbedingungen auch in "unterschiedliche und rasch wechselnde politische Positionen"; vor einer Einschränkung der internationalen Zusammenarbeit wird gewarnt. Durch eine Verschärfung des Handelskriegs und eine erhöhte handelspolitische Unsicherheit sei denkbar, dass sowohl die kurz- als auch die langfristigen Wachstumsaussichten leiden.

Grafik: Internationaler Währungsfonds
Grafik: Internationaler Währungsfonds

Aus deutscher Sicht lässt sich festhalten, dass die Bundesrepublik mit einem prognostizierten Wachstum von null Prozent zumindest nicht mehr im Minus steht, was 2024 mit -0,2 Prozent noch der Fall war. Das Schlusslicht unter den westlichen Industriestaaten (inklusive Japan) stellt Deutschland trotzdem dar. Für 2026 sagt der IWF derzeit ein Wachstum von immerhin 0,9 Prozent voraus.

US-Wachstum durch Zölle? IWF hat große Zweifel

Viele der genannten Einflüsse auf die Weltwirtschaft gehen auf die derzeitige Handelspolitik unter US-Präsident Donald Trump zurück, die sich jüngst auch spürbar auf den Goldpreis ausgewirkt hat.

Die Prognosen der IWF kennen in Anbetracht von nahezu beispiellosen Zöllen nur eine Richtung für die Vereinigten Staaten: Nach 2,8 Prozent Wachstum im Vorjahr geht es 2025 einen gesamten Prozentpunkt auf 1,8 Prozent runter; für das nächste Jahr erwarten die Fachleute einen anhaltenden Abwärtstrend auf 1,7 Prozent.

Weltweit fällt Indien im Übrigen durch eine vergleichsweise positive Aussicht auf. Zwar sinkt die Prognose auch hier um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr – allerdings erreicht das absehbare Wachstum mit 6,2 Prozent Werte, die alle westlichen Industriestaaten deutlich übertreffen.

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