Sollen wir uns gute Umgangstöne mit Maschinen abgewöhnen?
Höflich sein zur KI: "Bitte" und "Danke" kosten OpenAI Millionen

| Redaktion 
| 22.04.2025

Höfliche Anfragen an Chatbots mögen menschlich anständig sein – für Betreiber wie OpenAI sind sie vor allem eines: teuer. Denn jedes zusätzliche Wort muss von Rechenzentren verarbeitet werden. Und das summiert sich, wie Sam Altman auf X verriet. Ob es nun zu besseren Antworten führt oder nicht ließ er offen.

Wer sich artig bei ChatGPT bedankt oder besonders freundlich um eine Antwort bittet, verursacht damit womöglich unnötige Kosten. Nicht weil Künstliche Intelligenz auf Höflichkeit allergisch wäre – sondern weil jedes zusätzliche Wort den Energiebedarf steigen lässt. OpenAI-Chef Sam Altman spricht inzwischen von "zig Millionen Dollar", die sein Unternehmen allein durch Höflichkeitsfloskeln ausgibt. Trotzdem sei das Geld "gut angelegt", sagt Altman, denn: "Man weiß ja nie."

Bitte. Danke. Teuer.

Anlass für die Diskussion war ein Beitrag auf der Plattform X. Ein Nutzer wollte wissen, wie hoch die Stromkosten für die alltäglichen Bitten und Dankes bei ChatGPT seien. Altmans Antwort: Sie summierten sich bereits auf Millionenbeträge – verbunden mit einem halb ernst gemeinten Verweis auf die Ungewissheiten im Umgang mit KI. "Man weiß ja nie", schrieb er.

Denn auch wenn Chatbots keine Gefühle haben, kosten gute Umgangsformen Ressourcen. Rechenzentren müssen jedes Zeichen verarbeiten, speichern und mit dem Rest der Eingabe abgleichen. Bei Milliarden von Anfragen täglich ist das kein Nebeneffekt, sondern ein relevanter Kostenfaktor.

Technisch unnötig – kommunikativ sinnvoll?

Dass sich Menschen dennoch höflich gegenüber Maschinen verhalten, dürfte weniger mit übertriebener Anthropomorphisierung zu tun haben als mit erlernten Kommunikationsmustern. Eine US-Umfrage aus dem Vorjahr ergab: Zwei Drittel der Befragten gaben an, in Gesprächen mit Chatbots bewusst höflich zu bleiben – obwohl es technisch keinerlei Auswirkungen hat.

Oder doch? Kurt Beavers vom Microsoft-Copilot-Team weist darauf hin, dass höfliche Sprache den Ton des Gesprächs setze. Eine freundliche Formulierung führe häufiger zu sachlichen, ausgeglichenen Antworten. Auch eine Forschungsgruppe aus China und Japan kam zu dem Ergebnis: Höflich formulierte Prompts bringen tendenziell bessere Resultate – wenn auch nicht garantiert.

Wenn Höflichkeit versagt, hilft manchmal ein Fluch

Ganz anders sieht es in manchen Fällen aus, in denen Nutzer explizit keine KI-Antwort wollen – etwa bei Googles "AI Overviews". Während höflich formulierte Bitten zur Deaktivierung dieser automatischen Zusammenfassungen oft ins Leere laufen, zeigen Tests: Wer ein Schimpfwort in die Suchanfrage einbaut, bekommt häufig wieder klassische Weblinks angezeigt. Der Trick: Die KI zieht sich diskret zurück.

Alternativ lassen sich auch technische Umwege nutzen – etwa durch die Eingabe von "-ai" oder den URL-Parameter "&udm=14". Doch in sozialen Netzwerken kursiert inzwischen eine deutlich unhöflichere, aber effektivere Variante: "Give me the fucking links."

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