Deutsche Bahn plant Neustart
Evelyn Palla fordert "radikales Umdenken auf allen Ebenen"

| Redaktion 
| 11.12.2025

Der Deutschen Bahn ist bewusst, dass kosmetische Korrekturen nicht mehr genügen: Überlastete Strukturen, fragmentierte Verantwortlichkeiten und eine Servicequalität, die dem politischen Anspruch an eine moderne Verkehrsinfrastruktur kaum standhält, bremsen den Konzern aus. Mit dem nun vom Aufsichtsrat begrüßten Neustart soll aus einem schwerfälligen Gefüge wieder ein steuerbarer, kundenorientierter Betrieb werden.

Der Neustart der Deutschen Bahn wurde am 22. September eingeläutet. An diesem Tag hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder seine "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" vorgestellt – und mit Evelyn Palla wurde gleichzeitig eine neue Vorstandsvorsitzende präsentiert, mit der die Ziele der ambitionierten Agenda erreicht werden sollen.

Diese wiederum hat früh klargemacht, dass sie nicht zimperlich vorgehen will: Schon im Oktober hat sie "die härtesten Reformen seit Jahrzehnten" in Aussicht gestellt. Das dazugehörige Konzept zum Umbau des Konzerns wurde nun vom Aufsichtsrat begrüßt, wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitgeteilt hat.

"Weniger Ressorts, weniger Einheiten und weniger Führungskräfte"

"Eine bessere Bahn braucht einen konsequenten Neustart und ein radikales Umdenken auf allen Ebenen. Ich freue mich sehr über den Rückenwind durch den Aufsichtsrat", wird Evelyn Palla nach der Vorstellung ihrer Pläne zitiert.

Zum Donnerstag, 01. Januar kommenden Jahres sollen diese in die Tat umgesetzt werden, was mit "weniger Ressorts, weniger Einheiten und weniger Führungskräften" einhergehen soll. Durch die explizit als "Neustart" deklarierten Maßnahmen will sich die DB sowohl leistungsfähiger als auch kundenfreundlicher positionieren.

"Wir geben der DB ein neues Bauprinzip für mehr Nähe zum Geschäft", kommentiert Pallas. "Mit drei Sofortprogrammen sorgen wir schon 2026 für ein besseres Reiseerlebnis. Unsere Kundinnen und Kunden werden spüren: Bei der Bahn tut sich etwas."

 
 
 
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Für besagtes Sofortprogramm möchte der Konzern allein im kommenden Jahr mehr als 140 Millionen Euro investieren, um insbesondere "die Information für Reisende, die Sauberkeit und die Sicherheit" zu verbessern.

Sechs Eckpunkte zum neuen Jahr

Die Deutsche Bahn bezeichnet die Pläne zum Neustart als wichtigen Teil der von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder initiierten Agenda.

Von einer optimierten Konzernstruktur verspricht sich der Konzern die klarere Zuordnung von Verantwortlichkeiten, die Verschlankung von Strukturen sowie verkürzte Arbeits- und Entscheidungswege.

Folgende sechs Eckpunkte sollen der Bahn zufolge ab Januar in Kraft treten:

  • Verkleinerung des Konzernvorstands

    Die Vorstandsebene wird auf sechs Ressorts reduziert; Technik/Digitalisierung und Infrastruktur entfallen. Die klare Trennung von DB InfraGO und den wettbewerblichen Einheiten stärkt die Entflechtung im Auftrag des Bundes.

  • Verschlankung der Aufbauorganisation

    Unterhalb des Konzernvorstands entfallen zahlreiche Funktionen. Eine komplette Führungsebene wird gestrichen, und die erste Führungsebene wird von 43 auf 22 Einheiten reduziert.

  • Reduzierung des Overheads

    Der Personalabbau in der Konzernleitung wird fortgeführt, Zielgrößen folgen im kommenden Jahr. Betroffene Mitarbeitende sollen über den internen Arbeitsmarkt neue Einsatzmöglichkeiten erhalten.

  • Straffung von Strukturen in den Geschäften

    Auch DB Fernverkehr und DB Regio vereinfachen Entscheidungswege. Die eigenständigen Marketingressorts werden abgeschafft und in andere Vorstandsbereiche integriert.

  • Neuer DB InfraGO-Vorstand

    Der Vorstand der DB InfraGO AG wird von acht auf sechs Mitglieder reduziert. Betrieb und Bau werden wieder in einem Ressort gebündelt, ergänzt durch regionale Verantwortlichkeiten zur besseren Abstimmung von Sperrpausen und Betrieb.

  • Qualitätssteuerung als Chefinnen-Sache

    Eine neue Funktion zur "Steuerung der Qualität" wird direkt beim Vorstandsvorsitz angesiedelt. Qualität und Wirtschaftlichkeit werden künftig über ein vereinfachtes, linienorientiertes Steuerungssystem in den Geschäftsfeldern verantwortet.

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