Aclima: Neuer CEO im Interview
Christian Lodgaard und das "Streben nach sinnvoller Differenzierung"

| Redaktion 
| 11.11.2025

Aclima gilt als norwegischer Pionier für nachhaltige Outdoor- und Funktionskleidung aus Merinowolle. Seit diesem September steht Christian Lodgaard als neuer CEO an der Spitze des Unternehmens. Im LEADERSNET-Interview spricht er über Führung als Gemeinschaftsleistung, die Balance zwischen Tradition und Innovation und welche drei Punkte wahre Differenzierung für ihn ausmachen.

Schon 1939 wurde Aclima als norwegisches Familienunternehmen gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden Textilproduzenten in der nordischen Nation entwickelt.

Mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und reduzierte Umweltbelastungen produziert Aclima hochwertige Outdoor-Bekleidung aus reiner Wolle. Exemplarisch dafür steht die reborn-Kollektion, die Abfall aus der eigenen Produktion recycelt und Merinowolle, die andernfalls verloren ginge, in neue Kleidungsstücke verwandelt.

Im Sommer wurde Christian Lodgaard, geboren in Oslo, als neuer Chief Executive Officer von Aclima vorgestellt. Seit dem 01. September ist er offiziell im Amt. Und das mit Jahrzehnten an Erfahrung im Gepäck: Zuletzt war Lodgaard als Chief Design Officer & Senior Vice President für Strategie, Innovation und Nachhaltigkeit beim Büromöbelhersteller Flokk verantwortlich. Außerdem kennt er sich mit der Automobilindustrie aus, immerhin leitete er bei Norsk Hydro in München bereits Entwicklungsprojekte für BMW und Audi.

Aclima möchte er als CEO nun "in eine neue Phase von nachhaltiger Innovation und internationalem Wachstum führen".

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LEADERSNET: Herr Lodgaard, erinnern Sie sich noch – völlig unabhängig von Ihrer aktuellen Position – wann Sie das erste Mal von Aclima gehört haben? Womit haben Sie die Marke seitdem verbunden?

Christian Lodgaard: Das weiß ich nicht mehr genau, aber es ist schon einige Jahre her. Ich habe Aclima in Geschäften gesehen, die sich ernsthaft mit Outdoor-Aktivitäten beschäftigt haben - und bei meinem Schwager sowie einem Wanderfreund, für die in Sachen Unterwäsche keine andere Marke infrage kam.

Der Eindruck war entsprechend: Sehr hohe Funktionalität, Komfort und Qualität. Eine Art "No-Bullshit-Just-Great-Wool-Garments"-Marke von Experten für Outdoor-Aktivitäten. Dann habe ich selbst einige Produkte ausprobiert und war überzeugt.

LEADERSNET: Im Juni dieses Jahres wurden Sie schließlich als neuer CEO des Traditionsunternehmens vorgestellt, wobei es sich längst nicht um Ihre erste Führungsposition handelt. Wie sieht gute Leadership im Jahre 2025 in Ihren Augen aus? Gibt es bestimmte Grundsätze, auf denen Ihr eigener Führungsstil aufgebaut ist?

Christian Lodgaard: Zunächst einmal müssen Sie verstehen, dass es nicht um Sie geht. Es geht um uns. Bei der Führung geht es darum, Ihre Mitarbeiter und Teams in die Lage zu versetzen, erfolgreich zu sein, Fortschritte zu erzielen, Wert für das Unternehmen zu schaffen und sich auf persönlicher Ebene und als Organisation weiterzuentwickeln.

Zweitens: Seien Sie optimistisch. Sie müssen in der Lage sein, ein positives Bild von der Zukunft Ihres Unternehmens zu zeichnen. Wenn Ihr Unternehmen sich verändern muss: Würdigen Sie die Vergangenheit, erklären Sie, warum die Veränderungen notwendig sind und schaffen Sie eine neue, positive Vision davon, wie die Zukunft aussehen wird.

Drittens: Durch die Führung von Menschen, von denen einige älter und erfahrener waren als ich, einige über Fachwissen verfügten, das ich nicht habe und einige sogar einen Doktortitel hatten, habe ich gelernt: Als Führungskraft hat man niemals auf alles eine Antwort. Bestenfalls hat man einen Vorteil in Bezug auf den Überblick.

Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)
Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)

Führen Sie also mit einer klaren Vision für die Zukunft, mit einem Ziel vor Augen - geben Sie sozusagen den Kompass vor. Überlassen Sie anschließend den Experten die Navigation: Lassen Sie sich von ihnen einen detaillierten Plan vorlegen, wie Sie Ihr Ziel auf der Grundlage ihres Fachwissens erreichen können.

Viertens: Wechseln Sie regelmäßig zwischen einer Gesamtperspektive und einer Detailbetrachtung, um zu verstehen, wie Ihr Betrieb funktioniert. Heißt: Legen Sie ab und zu selbst Hand an. Tauchen Sie in Details ein und helfen Sie Ihren Mitarbeitern bei der Lösung komplexer Probleme - oder einfach nur bei harter Arbeit. Versuchen Sie, das Verhalten vorzuleben, das Sie sich von Ihren Mitarbeitern wünschen, wenn Sie nicht da sind, weil Sie wieder einen Schritt zurückgetreten sind… und bald schon wieder ins nächste Detail eintauchen.

Zu guter Letzt: Seien Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber positiv eingestellt. Urteilen Sie niemals. Wir alle möchten nützlich sein, gemeinsam etwas erreichen, Fortschritte machen, lernen, uns weiterentwickeln, wachsen... und wenn das nicht geschieht, liegt es oft nicht an den Mitarbeitern, sondern an den Bedingungen, die ihnen gestellt wurden.

LEADERSNET: Erfordert ein Unternehmen, das einerseits auf Tradition und Handwerk basiert, andererseits aber in einer zunehmend globalisierten und digitalen Welt agiert, individuelle Ansätze?

Christian Lodgaard: Gute Frage! Ich glaube nicht, dass es sich um eine globale und digitale Welt handelt, sondern um eine polarisierte Welt, in der die Menschen versuchen, ein Gleichgewicht zu finden. Je digitaler und globaler die Welt wird, desto größer ist die Nachfrage nach authentischen Produkten mit klarer Herkunft.

Es ist essentiell, seiner DNA treu zu bleiben, aber gleichzeitig sicherzustellen, dass die Produkte für ein breiteres Publikum "schmackhaft" sind - und digitale Kanäle zu nutzen, um die Authentizität der Produkte zu vermitteln und für die Aktivitäten zu begeistern, für die sie entwickelt wurden.

LEADERSNET: Wie gehen Sie mit Unsicherheit und Veränderung um - gerade in einem Markt, in dem sich Werte und Trends häufig verschieben?

Christian Lodgaard: Ich denke, es geht darum, Ihre Strategie von außen und innen aufzubauen. Dabei sollten Sie die großen, zugrundeliegenden Trends von den Störsignalen unterscheiden. Beziehen Sie Ihre wichtigsten Mitarbeiter und Teams in diese Bemühungen ein, damit Sie mehr Einblick darin erhalten, wie sich die Außenwelt auf das Unternehmen auswirkt. Konzentrieren Sie sich bei der Weiterentwicklung der Marke auf die zugrunde liegenden Trends und betrachten Sie die Störsignale als Chancen - wenn überhaupt.

Nehmen wir die derzeitige geopolitische Unsicherheit: Viele Menschen machen sich mehr Sorgen um ihre privaten Umstände als um die Umwelt. Bedeutet das, dass wir uns weniger um Nachhaltigkeitsverbesserungen bemühen sollten? Natürlich nicht, denn der Klimawandel findet statt und wird wieder ganz oben auf der Tagesordnung stehen, möglicherweise sogar ziemlich schnell. Und dann wollen wir auf der richtigen Seite der Geschichte stehen.

Ich glaube vielmehr, dass die Unsicherheit, die wir alle erleben, uns zur Natur hinzieht und den Wunsch weckt, uns mit unserer Umgebung, unseren Ursprüngen, etwas Grundlegendem und Friedlichem zu verbinden. Das ist eine Chance für ein Unternehmen wie Aclima.

Haben Sie Vertrauen, tun Sie das Richtige.

LEADERSNET: Führung bedeutet heute immer häufiger auch, Kontrolle abzugeben. Wie lässt sich das dafür nötige Vertrauen kultivieren; sowohl auf Seiten von Führungskräften als auch seitens der Mitarbeitenden?

Christian Lodgaard: Das würde ich bestreiten. Aber wenn Sie die Kontrolle dadurch behalten haben, dass Sie die physische Anwesenheit und äußere Anzeichen von Geschäftigkeit überprüft haben, müssen Sie ihren Kram auf die Kette kriegen. Wenn Sie das andererseits nicht tun, verlieren Sie die Kontrolle.

Der Trick besteht darin, andere einzubeziehen, wenn Sie Strategien und Ziele definieren, um so Eigenverantwortung und Akzeptanz für das übergeordnete Ziel zu schaffen. Befähigen Sie Ihre Teams, die besten Wege zur Umsetzung der Strategien zu finden.

Und dann zoomen Sie von Zeit zu Zeit heran, packen mit an, sind neugierig, wie die Arbeit erledigt wird, und versuchen, das Verhalten vorzuleben, das Sie sehen möchten. Das macht Sie klüger, zeigt, dass Sie sich kümmern und gibt Ihren Mitarbeitern das Gefühl, gesehen und respektiert zu werden.

Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)
Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)

Ich finde auch interessant, wie agile Methoden nach der Pandemie von der digitalen Entwicklung und Produktentwicklung bis hin zu operativen Aktivitäten gewandert sind. Das ist naheliegend, denn sie dienen dazu, die Ziele des Teams zu fokussieren und diese mit einer einfachen, transparenten Struktur, mit der der Fortschritt überprüft werden kann, in einzelne Beiträge aufzuteilen.

Das sind gute Führungspraktiken und waren es schon immer. In der heutigen Zeit sind die klassischen Disziplinierungsmaßnahmen überholt.

LEADERSNET: Für fast jeden Job gilt, dass nicht alle anfallenden Tasks gleich beliebt sind. Gibt es eine Aufgabe bei Aclima, der Sie besonders vorfreudig entgegenblicken? Sei es wegen unternehmerischer Möglichkeiten oder persönlicher Erfüllung.

Christian Lodgaard: Ich persönlich bin besessen vom Streben nach sinnvoller Differenzierung. Das Dreieck aus

  • Verständnis und Gestaltung der Bedürfnisse der Nutzer (sogar ihrer sehnlichen Wünsche)
  • Nutzung der Stärken von Material und Produktion (bei Bedarf mit Innovationen) und
  • Guter Präsentation (sowohl in Marketingmaterialien als auch im Vertrieb).

Dies findet bei Aclima fruchtbaren Boden und bringt bereits eine stolze Tradition mit sich. Dennoch werden Sie sehen, dass wir die Messlatte mit jeder neuen Kollektion noch höher legen.

Und natürlich motiviert mich auch die Professionalisierung unseres Betriebs. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen - und die Zeiger bewegen sich nur dann richtig, wenn das gesamte Uhrwerk im Rhythmus läuft.

Mitarbeiter sollen ihre Erfüllung finden, unabhängig von ihrer Rolle im Unternehmen. Ein wichtiger Anhaltspunkt dabei ist, das persönliche, authentische Gefühl, klein zu sein, zu bewahren. Auch, wenn wir es nicht mehr sind.

LEADERSNET: Welche Herausforderung der nächsten Monate oder Jahre hat dagegen am ehesten das Potenzial, Sie nachts um den Schlaf zu bringen?

Christian Lodgaard: Ganz ehrlich - keine davon, auch wenn ich grundsätzlich durchaus schlaflose Nächte haben kann. Denn was mich bei meinem Eintritt bei Aclima besonders beeindruckt hat, war das hohe Kompetenzniveau im Unternehmen, das starke Markenbewusstsein und die gemeinsamen Ambitionen.

Natürlich wird es Hürden geben; Phasen, in denen wir langsamer vorankommen oder Rückschläge erleiden. Das ist ganz normal, wenn man innovativ ist und voranschreitet – dass man manchmal scheitert. Aber mit dieser Kombination aus Markenposition, Wertschöpfungskettenkompetenz und Team sind wir bestens gerüstet, um wirklich erfolgreich zu sein.

LEADERSNET: Von welchen Märkten oder Segmenten versprechen Sie sich aktuell besonders viel für Aclima – sowohl geografisch als auch im Hinblick auf Zielgruppen?

Christian Lodgaard: Ich bin überzeugt, dass wir in unseren Kernsegmenten im Outdoor-Bereich wachsen können, sowohl in unseren Heimatmärkten hier in den nordischen Ländern als auch in Kontinentaleuropa, wo wir bereits ein sehr gesundes Wachstum verzeichnen. Damit stellen wir unsere Relevanz auf ausländischen Märkten und in wärmeren Klimazonen unter Beweis.

Und dann gibt es natürlich noch angrenzende Produktkategorien für dieselben Anwendungsbereiche und Nutzergruppen, aber das ist noch Zukunftsmusik.

LEADERSNET: Aclima ist seit Jahrzehnten führend im Bereich Merinowolle. Worauf kommt es an, wenn man die damit assoziierte Identität einerseits bewahren und andererseits Innovation und Wachstum vorantreiben möchte?

Christian Lodgaard: Es geht darum, die eigene DNA zu kennen und ganz nah am Nutzer zu sein. Aclima hat eine starke DNA, an der wir festhalten und die wir über die Jahre sorgfältig weiterentwickelt haben – basierend auf zeitlosen Aspekten. Und was das Verständnis unserer Nutzer angeht, haben wir einige besondere Stärken:

Bei Aclima entwickeln wir unsere Bekleidung von der Faser an und verfügen in unserem Hauptsitz in Norwegen über alle dafür notwendigen Ressourcen. Wir sind ein Team von Outdoor-Begeisterten, die Produkte selbst und von Grund auf für andere Outdoor-Begeisterte entwickeln. Wir erleben hautnah, inwiefern wir unsere Versprechen einlösen.

 
 
 
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Außerdem nutzen wir Markenbotschafter und Extremsportler nicht nur für Marketingzwecke, sondern lassen sie aktiv in die Produktentwicklung einfließen. Nehmen wir zum Beispiel Karen Kyllesø, mit 21 Jahren die jüngste Person, die jemals allein den Südpol erreicht hat: Sie hilft uns, unsere Bekleidung optimal auf die Bedürfnisse von Frauen in Bezug auf Passform, Größe und gezielte Isolierung abzustimmen. Das ist mehr als nur Promotion.

Dazu erreichen wir mit all unseren Leistungen für Streitkräfte in Europa und darüber hinaus täglich über 100.000 Extremnutzer. Auch ihr Feedback hören wir, was für uns eine hervorragende Testumgebung und ein wichtiger Machbarkeitsnachweis ist.

Letztendlich ist unsere Fokussierung auf unseren Bereich eine unserer Stärken. Wir überlassen anderen die Herstellung von Oberbekleidung und Rucksäcken und konzentrieren uns auf Funktionsunterwäsche sowie Midlayer aus gestrickter Merinowolle – ausschließlich mit höchster Funktionalität im Sinn.

LEADERSNET: Die reborn-Kollektion ist ein Paradebeispiel für Circular Economy in der Textilbranche. Welche Erkenntnisse haben Sie aus diesem Projekt gewonnen und wie lassen sich Kreislaufprinzipien langfristig in Produktlinien integrieren?

Christian Lodgaard: Wir haben sehr viel gelernt! Zunächst einmal zum Beispiel, dass es möglich ist, diese Prinzipien zu skalieren. Das ist nicht nur eine symbolische Geste, sondern Teil unserer Kollektion, die regelmäßig weiterentwickelt wird und wächst.

Zweitens benötigen Sie langfristige Partnerschaften. Nicht nur aufgrund der Kompetenzen der Partner, sondern auch, weil Sie gemeinsam ein nahezu permanentes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bewältigen müssen. Im Gegensatz zur linearen Produktion, die sich leichter ausgleichen lässt.

Schließlich haben wir gelernt, dass es durch die Kreislaufwirtschaft nicht billiger wird. Und da es herausfordernd ist, mehr für Ihr Produkt zu verlangen, weil es nachhaltiger ist, müssen Sie sich wirklich den Kopf zerbrechen, um einen Mehrwert für den Nutzer zu entwickeln. Wie zum Beispiel Vielseitigkeit.

LEADERSNET: Nachhaltigkeit bedeutet, wirtschaftliche und ökologische Ziele zu vereinen. Wie gelingt es Ihnen, beide Aspekte in einem von Preis- und Innovationsdruck geprägten Umfeld auszubalancieren?

Christian Lodgaard: Durch harte Arbeit. Das Gute daran ist, dass wir alle bei Aclima eine solide Motivation haben, die Umweltstandards zu verbessern und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Denn letztendlich spielt es keine Rolle, wie nachhaltig ein Produkt ist, wenn es niemand kauft. Dann hat man nichts erreicht. Ich denke, das ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis: Gutes zu tun. Aber nicht alle Führungskräfte oder Unternehmenskulturen lassen die Erkundung dieser Möglichkeiten zu.

 
 
 
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LEADERSNET: Sehen Sie neue technologische Entwicklungen oder Materialien am Horizont, die die Zukunft der nachhaltigen Outdoor-Bekleidung entscheidend gestalten könnten?

Christian Lodgaard: Es gibt nicht die eine, allumfassende Patentlösung für solche Dinge. Es gibt viele. Darüber hinaus ist es eine Falle zu glauben, dass die nächste Technologie alle Probleme lösen wird, sodass wir weiterhin wie bisher produzieren und konsumieren können. Es gibt Argumente für kreislauffähige Materialien, aber wir müssen uns bewusst sein, dass im Gegensatz zu Hartprodukten die Fasern von Kleidungsstücken nur 15 bis 20 Prozent des Klimafußabdrucks ausmachen, sodass die Argumente auch begrenzt sind.

LEADERSNET: Prägt Ihre persönliche Beziehung zur Natur Ihre Entscheidungen als CEO eines Outdoor-fokussierten Unternehmens?

Christian Lodgaard: Das war schon immer so, unabhängig vom Arbeitgeber. Als ich in der Automobilindustrie arbeitete, haben wir uns mit nachhaltiger Mobilität durch Gewichtsreduzierung beschäftigt. Bei Flokk haben wir mit Prinzipien des zirkulären Designs gearbeitet, um das Unternehmen in der Möbelindustrie an die Spitze der Umweltkennzahlen zu bringen.

Aber zu einem Unternehmen zu kommen, das sich auf Outdoor-Produkte konzentriert, ist ein bisschen wie nach Hause kommen oder ein Kreis, der sich schließt. Da der Anwendungsfall darin besteht, eine Verbindung zur Natur herzustellen, ist es ein wirklich schönes Gefühl, daran mitzuwirken.

LEADERSNET: Inwiefern könnten eher urban ausgerichtete Führungskräfte davon profitieren, der Natur etwas näher zu kommen?

Christian Lodgaard: Inwiefern könnten sie nicht davon profitieren?! Ich bin selbst in Oslo, der Hauptstadt Norwegens, aufgewachsen und kann aus städtischen Umgebungen und Menschenmengen viel Energie schöpfen. Aber ein angemessenes Maß an Lebensqualität ohne Verbindung zur Natur ist für mich persönlich unvorstellbar. Ehrlich: Ich habe Schwierigkeiten, zu verstehen, dass das möglich sein soll – auch wenn ich natürlich weiß, dass einige Leute behaupten, dass es das ist.

Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)
Kampagnenmotiv zur aktuellen AW 25/26 Collection (Bild: Aclima)

Ich denke, wir alle müssen von Zeit zu Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Wir müssen uns mit etwas Beständigem verbinden, das schon immer da war und immer da sein wird. Etwas, das größer ist als wir selbst; etwas, das still ist und unserem Geist die Freiheit gibt, inne zu halten. Ich denke, das ist unerlässlich für Kreativität, tiefere Gedanken und gute Entscheidungen. Die Natur bietet all das.

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