Antarktis und Kanaren auf Fodor's No List 2026
Warum wir um diese Sehnsuchtsorte 2026 einen Bogen machen sollten

Der Reiseverlag Fodor’s hat seine gefürchtete "No List" für 2026 veröffentlicht. Sie liest sich nicht als bloße Reisewarnung, sondern als Protokoll eines globalen Missverständnisses: Wir lieben unsere Traumziele zu Tode. Von der Antarktis bis zu den Kanaren zeigt sich, wo die Grenze des Erträglichen überschritten ist.

Es liegt eine bittere Ironie darin, wenn ausgerechnet ein Reiseverlag dazu aufruft, zu Hause zu bleiben. Doch die Redaktion von Fodor’s sieht keine andere Wahl mehr. Mit ihrer jährlichen "No List“ halten die US-Amerikaner der Tourismusbranche den Spiegel vor. Die Botschaft für 2026 ist unmissverständlich: Es geht nicht mehr nur um volle Strände. Es geht um ethische Grenzen, ökologische Kipppunkte und den sozialen Frieden in Regionen, die unter der Last unserer Sehnsucht zusammenbrechen.

Wer für 2026 seinen Urlaub plant, sollte diese Warnrufe nicht als Boykottaufruf verstehen, sondern als dringend benötigten Denkanstoß. Denn die Liste der "No Go"-Areas offenbart drei fundamentale Krisen des modernen Reisens.

1. Die Tragödie des "Last Chance Tourism"

Das zynischste Phänomen unserer Zeit lässt sich am besten am Glacier-Nationalpark in den USA beobachten. Dort findet ein Wettlauf gegen die Zeit statt – und gegen die Vernunft. Weil der Klimawandel die Gletscher dort fast doppelt so schnell schmelzen lässt wie im globalen Durchschnitt, strömen die Massen herbei. Von einst 150 Gletschern sind noch 27 übrig. Die Touristen kommen, um das Eis sterben zu sehen, und beschleunigen durch ihre Anreise und Anwesenheit genau jenen Prozess, den sie dokumentieren wollen. Bis 2030, so die Prognose, könnte das Eis verschwunden sein. Der Park braucht eine Atempause, keine Abschiedstouristen.

Noch dramatischer ist die Lage in der Antarktis. Der unberührteste Ort der Erde ist längst zur Spielwiese für Besserverdienende geworden. 120.000 Besucher wurden zuletzt gezählt, bis 2033 soll sich diese Zahl verdoppeln. Trotz der Bemühungen der Kreuzfahrtanbieter (IAATO) um Regulierung: Ein Ökosystem, das so fragil ist, verzeiht keine Massenbewegungen. Die Antarktis braucht keinen Tourismus, sie braucht Ruhe. Wer hierher reist, zerstört genau die Einsamkeit, die er sucht.

2. Wenn Einheimische zur Gegenwehr greifen

Lange Zeit galt Tourismus als Wirtschaftsmotor, doch in vielen Regionen ist die Stimmung gekippt. Der Motor überhitzt, die Bewohner fühlen sich an den Rand gedrängt. Auf den Kanarischen Inseln entlädt sich dieser Frust mittlerweile auf der Straße. "Wir verlieren unsere Identität", sagen lokale Aktivisten. Während Touristen in Hotelpools baden, wird das Wasser für die Landwirtschaft knapp. Die Immobilienpreise explodieren, die Einheimischen werden zu Statisten in ihrem eigenen Leben degradiert.

 
 
 
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Ähnlich toxisch ist die Atmosphäre in Mexiko-Stadt. Hier ist es die Gentrifizierung durch digitale Nomaden und Airbnb, die den sozialen Frieden gefährdet. Nach der Fußball-WM 2026 sollen schärfere Gesetze greifen, doch bis dahin bleibt die Stadt ein Pulverfass.

© Pexels, Genaro Sarvín

Auch im Pariser Künstlerviertel Montmartre wehren sich Bürgerinitiativen gegen die "Disneyfizierung" ihres Alltags. Wenn elf Millionen Besucher pro Jahr durch Gassen walzen, in denen nur 30.000 Menschen leben, stirbt das Authentische.

Selbst die gut organisierte Schweiz stößt an ihre Grenzen. In der Jungfrau-Region, wo allein das Jungfraujoch eine Million Menschen anlockt, kollidiert der alpine Massentourismus mit dem Schutzbedürfnis der Hochgebirgsnatur. Die Schweizer Präzision kann die schiere Masse nicht mehr nachhaltig verwalten.

3. Infrastruktur am Limit: Beton statt Natur

Das dritte Warnsignal der "No List" betrifft Orte, an denen Gier die Vernunft besiegt. Ein mahnendes Beispiel ist Isola Sacra in Italien. Nahe Rom soll mit der "Fiumicino Waterfront" ein gigantischer Kreuzfahrthafen entstehen – gegen den Willen von Umweltschützern und Anwohnern. Ein Ort mit antiker Geschichte und fragilem Ökosystem droht unter Beton und den Abgasen von Mega-Linern begraben zu werden. Es ist der Triumph des Profits über den Ortssinn.

Auch in Mombasa, Kenia, zeigt sich die Kehrseite des Booms. Die Stadt wird förmlich überrannt. Mangelhafte Abfallentsorgung, baufällige Unterkünfte und eine Infrastruktur, die für den Ansturm nicht gemacht ist, prägen das Bild. Während die Regierung den Tourismus forciert, bleiben die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung auf der Strecke.

The No-List 2026

  • Antarktis

  • Kanarische Inseln (Spanien)

  • Glacier National Park (USA)

  • Isola Sacra (Italien)

  • Jungfrau-Region (Schweiz)

  • Mexiko-Stadt (Mexiko)

  • Mombasa (Kenia)

  • Montmartre, Paris (Frankreich)

Quelle: Fodor's

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The No-List 2026

  • Antarktis

  • Kanarische Inseln (Spanien)

  • Glacier National Park (USA)

  • Isola Sacra (Italien)

  • Jungfrau-Region (Schweiz)

  • Mexiko-Stadt (Mexiko)

  • Mombasa (Kenia)

  • Montmartre, Paris (Frankreich)

Quelle: Fodor's

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