The Five Whys
Palantir-Chef Alex Karp: Warum er auf die "Toyota-Methode" aus den 70ern setzt

Statt Silicon-Valley-Klischees nutzt Palantir-Chef Alex Karp eine alte japanische Industrieweisheit: die "Five Whys"-Methode. Mit dem simplen Frage-Prinzip packt der exzentrische CEO Probleme an der Wurzel – und das ist wohl einer der Schlüssel für den nicht enden wollenden Börsen-Höhenflug des Konzerns.

Die Idee dahinter ist simpel: Wenn ein Problem auftaucht, fragt man "Warum?" – und wiederholt die Frage so lange, bis man fünf Ebenen tief vorgedrungen ist. Ein minimalistischer Ansatz, der jedoch erstaunlich wirkungsvoll ist. Karp und Palantir-Manager Nicholas Zamiska beschreiben in ihrem Buch "The Technological Republic", warum die Methode im Unternehmen zur Grundhaltung geworden ist:

"Wer bereit ist, dem kausalen Faden wirklich zu folgen, kann oft genau die Knoten lösen, die Organisationen ausbremsen."

Für Karp ist diese Herangehensweise nicht nur ein Werkzeug, sondern ein Grund, weshalb Palantir-Mitgründer Peter Thiel ihm schon 2003 die Führung des damals frisch gegründeten Unternehmens überließ. Karp, promovierter Philosoph mit deutschem akademischem Hintergrund, sieht darin eine Fähigkeit zur tiefen strukturellen Analyse, die Thiel schätzte – und die für Palantir bis heute prägend ist.

Probleme nicht oberflächlich, sondern strukturell lösen

Dass die Methode wirkt, bestätigt auch die Forschung. Ein Artikel der Fachzeitschrift Issues in Information Systems bezeichnete bereits vor über zehn Jahren die "Five Whys" bereits 2012 als eine Art "Palantir’s special sauce" – den Ansatz, mit dem der Konzern den Kundenbedarf tiefer versteht als viele Wettbewerber. Entscheidend sei dabei nicht das Fragen selbst, sondern die Konsequenz, die Antworten in jedem Entwicklungsschritt umzusetzen.

Palantirs Nähe zu Behörden und Finanzinstitutionen erklärt sich aus dieser Kultur: Das Unternehmen versucht, Probleme nicht oberflächlich zu beheben, sondern strukturell zu entschlüsseln – ein Ansatz, der im sicherheitskritischen Bereich besonders gefragt ist.

Unkonventionelle Kultur, außergewöhnliche Ergebnisse

Dass Palantir intern anders tickt als klassische Tech-Unternehmen, ist bekannt. Mitarbeiter tragen keine formellen Titel, Berichtswege sind flach, und Karp feiert offen jene, die ihr Studium abbrechen, um bei Palantir einzusteigen. Der Name des Unternehmens – eine Anspielung auf Tolkiens sehenden Stein – passt zu diesem Selbstverständnis.

Auch im Umgang mit internationalen Kunden zeigt Karp wenig Interesse am Silicon-Valley-Charme. Wer Zugang zu "Maven", der KI-Plattform für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen, will, sollte nicht auf höfliches Werben hoffen. "Wir verkaufen euch kein schickes Essen, wir verkaufen euch nicht unseren Charme", sagte er jüngst in einem Podcast mit Molly O’Shea.

Trotz – oder gerade wegen – dieser Klarheit hat Palantir eines der erfolgreichsten Jahre seiner Geschichte hinter sich. Die Aktie hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt, und das Vermögen von Alex Karp wird inzwischen auf rund 15,7 Milliarden Dollar geschätzt.

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