Bundesnetzagentur droht mit Sanktionen
Deutsche Post muss auf Rekordzahl an Beschwerden reagieren

| Redaktion 
| 23.11.2025

Die Bundesnetzagentur reagiert auf eine Welle von Beschwerden über die Deutsche Post. Mangelhafte Zustellqualität und der umstrittene Einsatz von Automaten als Filialersatz sorgen für Unmut – und könnten für das Unternehmen regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen.

Die Bundesnetzagentur zeigt sich angesichts zahlreicher Beschwerden über die Deutsche Post alarmiert. Präsident Klaus Müller mahnt Verbesserungen an und verweist auf mögliche Sanktionen, sollte sich die Qualität der postalischen Dienstleistungen nicht steigern. Besonders in der Kritik: Zustellmängel, Filialschließungen und der zunehmende Einsatz von Automaten.

Was droht der Deutschen Post konkret?

Die Bundesnetzagentur äußert sich in der aktuellen Debatte ungewöhnlich deutlich. Präsident Klaus Müller sagte gegenüber den Funke-Zeitungen: "Wenn die Post unseren Anordnungen dann nicht nachkommt, kann das im Extremfall teuer für sie werden." Damit stellt die Behörde regulatorische Konsequenzen in Aussicht – etwa in Form von Anordnungen oder Zwangsgeldern –, konkrete Maßnahmen wurden bislang jedoch nicht öffentlich gemacht.

Im Sommer 2025 erhielt die Bundesnetzagentur eine besonders hohe Zahl an Beschwerden über Post- und Paketdienstleistungen. Die Problemlagen reichen von unterlassenen Zustellversuchen über verloren gegangene Briefe bis zu mangelhaften Reaktionszeiten bei Beschwerden. Solche Mängel beeinträchtigen nicht nur Privatkund:innen, sondern auch Geschäftskund:innen – etwa Kanzleien, Behörden oder mittelständische Unternehmen, die auf zuverlässige Zustellung angewiesen sind.

Auch das Beschwerdemanagement der Post steht in der Kritik. Verbraucher:innen berichten von langen Wartezeiten, automatisierten Antworten und fehlender persönlicher Rückmeldung. Die Bundesnetzagentur betont, dass Erreichbarkeit und verbindliche Kommunikation Teil eines funktionierenden Grundversorgungsauftrags sind.

Ein weiterer möglicher Grund für die wachsenden Probleme könnte auch in internen Sparmaßnahmen liegen: Bereits im Frühjahr hatte die Deutsche Post angekündigt, rund 8.000 Stellen zu streichen – darunter auch Zusteller:innen.

Welche Rolle spielen Automaten bei der Kritik?

Ein zentraler Kritikpunkt ist der zunehmende Ersatz klassischer Filialen durch sogenannte Postautomaten. Die Deutsche Post betont, diese rund um die Uhr verfügbaren Selbstbedienungslösungen kämen insbesondere Berufstätigen entgegen. Die Bundesnetzagentur erkennt zwar Potenzial, warnt jedoch vor einer unausgewogenen Infrastrukturentwicklung.

"Automaten sind besser als gar keine Post vor Ort", sagte Klaus Müller. Voraussetzung für ihren Einsatz sei jedoch, dass Kommunen zuvor ernsthaft versucht haben, eine stationäre Filiale aufrechtzuerhalten. Erst wenn solche Bemühungen nachweislich gescheitert sind, sei der Einsatz von Automaten gerechtfertigt. Kommunen kritisieren wiederum mangelnde Kommunikation und befürchten eine Ausdünnung der Versorgung.

Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich Barrierefreiheit und technischer Zuverlässigkeit. Ältere oder mobilitätseingeschränkte Personen haben laut Nutzerberichten Schwierigkeiten mit der Bedienung. Auch technische Ausfälle – etwa bei Displays oder Quittungsdruckern – führen regelmäßig zu Frust. Die Deutsche Post verweist zwar auf fortlaufende Modernisierung, doch auf kommunaler Ebene wächst die Kritik am eingeschränkten Zugang.

Warum steigen gleichzeitig die Portopreise?

Parallel zur Servicekritik plant die Deutsche Post eine deutliche Portoerhöhung. Ab dem 1. Januar 2025 soll ein Standardbrief 95 Cent kosten – statt bisher 85 Cent. Auch das Postkartenporto soll von 70 auf 95 Cent steigen. Die Bundesnetzagentur muss dem Antrag noch zustimmen. Laut geltender Preisregelung sind Erhöhungen von bis zu 10,48 Prozent möglich.

Vor dem Hintergrund der Serviceprobleme stößt die geplante Anhebung auf Unverständnis. Insbesondere Unternehmen, die stark auf Briefkommunikation setzen, sehen sich zusätzlich belastet. Laut Spiegel prüft die Bundesnetzagentur aktuell den Antrag auf Preisanpassung. Ob eine Genehmigung erfolgt, hängt auch davon ab, ob die Post nachweisen kann, dass sie den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

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