Knetkunst in der Flatrate
Massagen im Abo: Berliner Startup New Soul will bis zu 1.000 Studios eröffnen

| Redaktion 
| 18.11.2025

Zehn Studios bis dato, ein klares Design – und große Pläne: New Soul will das Massage-Abo nach US-Vorbild in Deutschland etablieren. Investoren sehen in dem Konzept einen Weg zum Marktführer in einem Milliardenmarkt. KI-gestützte Abläufe, eine treue Stammkundschaft und schnelle Profitabilität sollen den Weg bereiten.

Wie es sich anfühlt, ohne Verspannungen zu leben, weiß Christian Gorgas seit der Gründung von New Soul: Um die ersten Therapeut:innen auszuwählen, legte sich der Mitgründer selbst dutzendfach auf die Liege. "Das waren 400 Massagen in drei Monaten. An manchen Tagen kam ich auf sechs Stunden Massage", erinnert sich der 34-Jährige im Handelsblatt. Vor zwei Jahren eröffnete in Berlin das erste Studio, gegründet gemeinsam mit Philipp Desgranges. Heute ist daraus eine kleine Kette geworden. Zehn Standorte zählen inzwischen dazu, unter anderem in Hamburg, Köln, Düsseldorf und München. Für Gorgas ist das erst der Anfang: "Wir gehen davon aus, dass es in Europa Potenzial für 1000 Standorte gibt."

Diesen Optimismus teilt auch Louis Kerschen vom Luxemburger Investor DLF Venture. New Soul könne in einem Multimilliarden-Markt zum führenden Anbieter aufsteigen, weil sich die Kette klar von traditionellen Studios abhebe, sprich jenen Läden im Hinterhof, die häufig auf Thaimassagen spezialisiert sind. New Soul setzt stattdessen auf Wiedererkennung: Alle Studios folgen einem ruhigen Holzdesign, auf Wunsch bleibt das Handy schon am Empfang. Das Angebot ist auf Mitgliedschaften zugeschnitten – ähnlich wie in den USA oder Australien, wo Ketten wie Massage Envy seit Jahren mit Abo-Modellen arbeiten und so Kunden langfristig binden.

 
 
 
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Rückenwind kommt aus der Nachfrage. "Massagestudios passen in den Longevity-Trend", sagt Gorgas: Der Wunsch nach einem langen, gesunden Leben treibe mehr Menschen auf die Liege. Rund sechs Millionen Deutsche lassen sich jährlich massieren, zugleich wächst die Bereitschaft, für Wohlbefinden Geld auszugeben. Eine McKinsey-Erhebung unter 2000 Verbraucher:innen stützt das: Jede*r Fünfte will mehr in Wellness investieren, bei den Unter-45-Jährigen sind es fast 30 Prozent.

Die Gründer kennen die Branche und auch wie es sich skaliert. Gorgas verkaufte zuvor seinen Reinigungsservice an den Persil-Hersteller Henkel, Desgranges verantwortete unter anderem das operative Geschäft beim Lebensmittellieferdienst Flink. Entsprechend gut vernetzt ist das Duo in der deutschen Start-up-Szene. Neben DLF Venture stiegen mehrere bekannte Anschubinvestoren ein, darunter Christian Gaiser, Gründer der Aparthotel-Marke Numa: "Ich kenne das Team von New Soul seit den allerersten Tagen."

Mehr Freizeit, die zunehmend in Gesundheit investiert wird

Ein zentrales Element im Betrieb ist Künstliche Intelligenz. Sie hilft bei der Schichtplanung und Kapazitätssteuerung, bei Anamnese und Briefing der Therapeut:innen sowie beim systematischen Einholen von Feedback. Direkt bei der Buchung legen Kund:innen ihre Präferenzen fest – von Musik und Öl bis zur Temperatur der Liege. Der Preis beginnt bei 69 Euro für 60 Minuten. Wirtschaftlich rechnet sich das Modell nach Unternehmensangaben schnell: "Jeder neu eröffnete Standort trägt sich nach spätestens sechs Monaten selbst", sagt Gorgas. Vier von fünf Gästen werden demnach zu Stammkunden.

Ganz ohne Konkurrenz ist New Soul allerdings nicht. Aus Hamburg expandiert Soulhouse, das eigene Studios betreibt und zusätzlich Behandlungen zuhause vermittelt. Branchenbeobachter wie Numa-Gründer Gaiser sehen den Markt dennoch im Aufbau: Die Nachfrage übersteige derzeit klar das Angebot – und könnte weiterwachsen. Sein Argument: "Durch den aktuellen technologischen Wandel – insbesondere im Bereich KI – werden viele Menschen in Zukunft mehr zeitliche Freiräume haben." Diese Zeit fließe in reale Erfahrungen, Begegnungen, und immer öfter in die eigene Gesundheit.

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