Hai in the sky
Airlines nutzen Haifischhaut für nachhaltigeres Fliegen

Ein Hightech-Trick aus dem Ozean erobert den Himmel: Lufthansa, Austrian Airlines, SWISS und Lufthansa Cargo setzen auf eine unsichtbare, revolutionäre Flugzeughaut, die ausgerechnet von Haien inspiriert ist. Die Technologie spart Tonnen von Kerosin, senkt CO₂ und hat das Potenzial, die Effizienz der globalen Luftfahrt neu zu definieren.

Die Luftfahrtbranche steht unter Druck, nachhaltiger zu werden. Mit AeroSHARK geht die Lufthansa Group neue Wege: Die mit mikroskopisch kleinen Rillen ausgestattete Folie ahmt die Haifischhaut nach und senkt den Luftwiderstand. Das reduziert den Treibstoffverbrauch deutlich – ganz ohne aufwendige Umrüstungen oder neue Triebwerkstechnik.

Wie funktioniert AeroSHARK?

Wie funktioniert AeroSHARK konkret – und was unterscheidet die Riblet-Folie von klassischen Effizienzmaßnahmen in der Luftfahrt? Die wichtigsten Merkmale im Überblick:

  • Biomimetisches Design: Inspiriert von der mikrostrukturierten Haut von Haien.

  • Minimalinvasiver Eingriff: Kein Umbau des Flugzeugs notwendig.

  • Energieeffizienz: Bis zu ein Prozent Treibstoffersparnis pro Flug.

  • Breites Anwendungsspektrum: Bereits auf vier verschiedenen Großflugzeugtypen zugelassen.

  • Täglicher Klimaeffekt: Reduziert Kerosinverbrauch und CO₂-Emissionen signifikant.

AeroSHARK ist eine gemeinsam von Lufthansa Technik und BASF entwickelte Innovation. Die Folie ist nur 50 Mikrometer dünn und mit sogenannten Riblets versehen – feine Rillen, die wie bei der Haut eines Hais den Strömungswiderstand minimieren. Angewendet wird sie an aerodynamisch relevanten Stellen wie Rumpf und Triebwerksgondeln.

Durch die optimierte Luftumströmung wird der Reibungswiderstand um etwa ein Prozent gesenkt. Klingt wenig, ist aber viel: Bei Langstreckenflügen summieren sich die Einsparungen auf Tausende Tonnen CO2 pro Jahr. Besonders bemerkenswert ist, dass diese Technologie ohne zusätzliche Triebwerksmodifikationen oder strukturelle Eingriffe funktioniert – sie wird einfach auf die Flugzeughaut aufgebracht und entfaltet dort ihre Wirkung. Die Wartung und Nachrüstung lassen sich nahtlos in bestehende Checkzyklen integrieren.

Auch der Aspekt der Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien spielt eine zunehmend größere Rolle. BASF arbeitet nach eigenen Angaben bereits an Varianten, die nicht nur effizient, sondern auch vollständig wiederverwertbar sind. Damit positioniert sich AeroSHARK nicht nur als kurzfristige Effizienzlösung, sondern auch als Baustein für eine langfristige, zirkuläre Luftfahrtstrategie.

Wer setzt AeroSHARK bereits ein?

Die rot-weiß-rote Lufthansa-Tochter Austrian Airlines ist weltweit die erste Airline, die AeroSHARK auf dem Flugzeugtyp Boeing 777-200ER einsetzt. Der Erstflug der OE-LPC im Januar 2025 markierte einen technologischen Meilenstein. Mittlerweile (Stand: Juni 2025) sind alle vier Maschinen wie geplant ausgestattet worden.

Mit rund 830 Quadratmetern Folie pro Jet reduziert sich der Treibstoffverbrauch pro Flug um etwa ein Prozent. Laut Austrian ergibt sich damit eine jährliche Einsparung von rund 2.650 Tonnen Kerosin und über 8.000 Tonnen CO2 – das entspricht etwa 46 Flügen von Wien nach New York.

Auch andere Airlines in der Lufthansa Group nutzen AeroSHARK bereits erfolgreich: Die gesamte Boeing-777-300ER-Flotte von SWISS (zwölf Flugzeuge), fünf 777-Frachter von Lufthansa Cargo sowie eine Boeing 747-400 von Lufthansa selbst sind bereits ausgestattet.

 Insgesamt ergibt sich eine tägliche Ersparnis von rund 18 Tonnen Kerosin und etwa 57 Tonnen CO2. Selbst internationale Airlines außerhalb der Lufthansa Group zeigen wachsendes Interesse an der Technologie – ein Zeichen für deren globale Relevanz.

Wohin führt die Entwicklung?

Damit AeroSHARK überhaupt zum Einsatz kommen kann, braucht es aufwendige Zertifizierungen durch die europäischen Luftfahrtbehörden. Für die 777-200ER wurde eigens eine Zulassung erwirkt. Lufthansa Technik arbeitet bereits an der Zulassung für weitere Flugzeugtypen – darunter auch moderne Jets der nächsten Generation.

Neben der technischen Skalierung steht auch die Integration in digitale Flottenmanagementsysteme im Fokus. Durch die Kombination mit Echtzeitdatenanalysen, optimierter Flugplanung und KI-gestützter Wartung könnte AeroSHARK Teil eines umfassenden Effizienznetzwerks werden. Darüber hinaus wird an verbesserten Folienstrukturen gearbeitet, die auch bei extremen Wetterbedingungen, hoher UV-Belastung und mechanischer Beanspruchung dauerhaft leistungsfähig bleiben.

Ein weiteres Forschungsfeld ist die Anpassung der Riblet-Struktur an spezifische Rumpfbereiche, um den Effekt weiter zu maximieren. So könnten zukünftige Designs je nach Flugzeugtyp maßgeschneidert werden – ein modulares Konzept, das individuelle Flugprofile berücksichtigt.

Ein technologischer Fortschritt mit Signalwirkung

AeroSHARK zeigt, dass es für mehr Nachhaltigkeit in der Luftfahrt nicht zwangsläufig neue Flugzeugmodelle braucht – sondern den Mut, bewährte Prinzipien der Natur intelligent zu adaptieren. Der Einsatz der Riblet-Technologie markiert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Effizienz: weg von komplexen Hightech-Lösungen hin zu smarten, nachrüstbaren Systemen. Damit beweist die Branche, dass auch im bestehenden Flottenbetrieb erhebliche Potenziale schlummern – wenn man bereit ist, die Natur nicht nur zu beobachten, sondern von ihr zu lernen.

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