YouGov-Umfrage zeigt Wohnkostenkrise
Mietkosten explodieren: Jeder Siebte zahlt über 50 Prozent vom Lohn

| Redaktion 
| 09.06.2025

Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov offenbart die dramatischen Auswirkungen der steigenden Wohnkosten in Deutschland: Rund 15 Prozent der Mieterinnen und Mieter geben mehr als die Hälfte ihres Nettoeinkommens für Miete aus. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Stadtbewohner:innen und Menschen mit Migrationshintergrund. Die soziale Schere bei den Wohnverhältnissen geht weiter auseinander.

Die Ergebnisse der jüngsten YouGov-Studie im Auftrag der dpa machen deutlich, wie stark viele Menschen in Deutschland unter der zunehmenden Wohnkostenbelastung leiden. Die Umfrage zeigt nicht nur, wie groß der Anteil jener ist, die überproportional viel fürs Wohnen zahlen, sondern auch, welche gesellschaftlichen Gruppen am stärksten betroffen sind.

Stadtbewohner besonders stark belastet

Laut der repräsentativen Befragung von über 4.000 Personen, davon knapp 2.400 Mieter:innen, zahlen 15 Prozent der Befragten mehr als 50 Prozent ihres Nettoeinkommens für Wohnraum. Drei Prozent liegen sogar bei einer Mietquote von über 70 Prozent. Besonders auffällig: In urbanen Zentren ist die Belastung besonders hoch. Stadtbewohner:innen müssen bis zu dreimal häufiger mit beengtem Wohnraum und hohen Fixkosten umgehen als Menschen in ländlichen Regionen.

Zudem leben viele in Städten unter Bedingungen, die den Alltag massiv erschweren. Kleine Wohnungen, fehlende Rückzugsräume und steigende Nebenkosten führen zu einer angespannten Lebensrealität. Für Familien, Alleinerziehende oder Wohngemeinschaften bedeutet das oft, dass Schlaf-, Arbeits- und Wohnbereiche zusammenfallen – was nicht nur die Lebensqualität senkt, sondern auch gesundheitliche und psychische Belastungen verstärken kann.

Auch das andere Ende der Skala wurde abgefragt: Lediglich acht Prozent geben weniger als 20 Prozent ihres Lohns für die Miete aus. Die Mehrheit (rund 50 Prozent) liegt zwischen 20 und 39 Prozent, weitere 17 Prozent zwischen 40 und 49 Prozent. Diese Verteilung zeigt, wie eng der finanzielle Spielraum vieler Haushalte bemessen ist – insbesondere in Zeiten hoher Inflation und steigender Energiekosten.

Eigentum als Privileg

Die Studie zeigt darüber hinaus große Unterschiede zwischen Mieter:innen und Eigentümer:innen. Während 53 Prozent der Mieter:innen angeben, in einer Wohnung mit mehr Zimmern als Personen zu leben, sind es bei Eigentümer:innen 76 Prozent. Diese verfügen oft sogar über zwei oder mehr zusätzliche Räume. Der Besitz von Wohneigentum ist damit nicht nur eine Frage der Vermögensverteilung, sondern auch ein Indikator für Wohnkomfort und Lebensqualität.

Gerade in Großstädten wird Eigentum zunehmend zum Luxusgut. Die Einstiegskosten sind hoch, die Kreditvergabe seit der Zinswende restriktiver. Junge Familien oder Singles mit durchschnittlichem Einkommen haben kaum eine realistische Chance, Wohneigentum zu erwerben. Die Folge: Die Mietnachfrage steigt weiter – und mit ihr die Preise.

Lediglich sechs Prozent der Befragten leben in überbelegten Haushalten, also mit weniger Zimmern als Personen. Dennoch: Laut Eurostat waren 2024 rund 11,5 Prozent der deutschen Bevölkerung von Wohnraummangel betroffen. Besonders Alleinerziehende, Armutsgefährdete und Personen mit ausländischem Pass sind hier überdurchschnittlich vertreten. Auch geflüchtete Menschen und neu Zugewanderte haben häufig Schwierigkeiten, adäquaten Wohnraum zu finden – was ihre Integration zusätzlich erschwert.

Soziale Kluft verschärft sich weiter

Die Schere zwischen den Wohnrealitäten von einkommensstarken und einkommensschwachen Gruppen klafft zunehmend auseinander. Eigentum bleibt für viele unerreichbar, während die Mietpreise in den Städten weiter steigen. Das führt nicht nur zu finanzieller Belastung, sondern auch zu Einschränkungen in der Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe. In Haushalten mit hohen Mietausgaben bleibt oft kaum Geld für Freizeit, Bildung oder Rücklagen – ein Risiko für soziale Isolation.

In wirtschaftlich schwächeren Haushalten können hohe Mietkosten auch dazu führen, dass wichtige Investitionen – etwa in digitale Ausstattung, Weiterbildung oder Mobilität – ausbleiben. Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und zunehmender Flexibilisierung der Arbeitswelt hat das tiefgreifende Folgen: Wer sich Wohnen dort, wo die Jobs sind, nicht leisten kann, bleibt ausgeschlossen.

Wie das Handelsblatt berichtet, sehen Expert:innen im Mietniveau einen entscheidenden Faktor für soziale Spaltungstendenzen auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Die Autoren der Studie fordern deshalb langfristige Strategien: mehr geförderten Wohnbau, klare Mietregulierungen und vor allem eine bessere Verteilung städtischen Wohnraums.

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