Gründer, Stratege, Visionär - und höchst umstritten
Alexandr Wang: Warum das KI-Genie gerade in aller Munde ist

Mit 28 hat Alexandr Wang nicht nur Scale AI aufgebaut und das Pentagon zum Kunden gemacht – jetzt holt ihn auch Meta ins Boot. Der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt denkt weiter als alle anderen: über KI, Macht und die Zukunft der Menschheit. Ein Porträt über einen, der die Regeln der Tech-Welt neu schreibt – und dabei keine Kompromisse kennt.

Die Geschichte klingt wie aus einem Silicon-Valley-Drehbuch: Alexandr Wang, Sohn zweier chinesischer Physiker aus Los Alamos, installierte am MIT eine Kamera in seinem Kühlschrank, um den Dieb seiner Lebensmittel zu entlarven. Die Idee: Eine KI soll erkennen, was fehlt. Das Problem: Es gab keine Daten, um sie zu trainieren. Die Lösung: Scale AI.

Wang gründete die Firma mit gerade einmal 19 Jahren. Was als Datenannotationsdienst begann, wurde rasch zum zentralen Zulieferer der KI-Revolution. Heute nutzt fast jeder große Tech-Konzern die Dienste von Scale AI – ob für autonomes Fahren, Sprachverarbeitung oder Militärstrategien.

Entschlossener Kämpfer gegen Regulierungen

Mit 24 kürte ihn Forbes zum jüngsten Selfmade-Milliardär der Welt. Doch wer glaubt, Wang würde sich auf Zahlen ausruhen, verkennt seinen Antrieb. Für ihn ist KI keine Spielerei, sondern geopolitischer Imperativ. Als er 2018 China besuchte und sah, wie KI zur Überwachung eingesetzt wurde, fasste er einen Entschluss: Amerika darf technologisch nicht zurückfallen.

Seitdem ist er Stammgast in Washington, warnt vor regulatorischem Zögern – und gewinnt millionenschwere Pentagon-Aufträge. Zuletzt lieferte seine Firma das Planungs-Tool "Thunderforge" für militärische Simulationen.

 
 
 
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Meta zahlt 14 Milliarden – und bekommt einen Vordenker

Nun der Paukenschlag: Meta investiert 14,3 Milliarden Dollar in Scale AI und sichert sich 49 Prozent der Firma. Doch noch bedeutender: Wang selbst verlässt seinen CEO-Posten, um bei Meta ein neues "Superintelligence Lab" aufzubauen. Ziel: Die nächste Stufe der KI – die viel beschworene künstliche Generalintelligenz.

Wang bleibt dem Unternehmen als Verwaltungsrat verbunden, doch seine Vision ist jetzt globaler denn je. Der Schritt zeigt, was Investoren und Strategen längst wissen: Wang denkt nicht in Produkten, sondern in Zivilisationssprüngen.

MEI: Seine umstrittene Antwort auf Diversitätsrichtlinien

Wangs kompromissloser Führungsstil polarisiert. Er setzt auf MEI – Merit, Excellence, Intelligence. Dabei handelt es sich um seine Antwort auf klassische Diversitätsrichtlinien wie DEI (Diversity, Equity, Inclusion), die in vielen US-Techfirmen Standard sind. Während DEI auf Chancengleichheit und Repräsentation unterschiedlicher sozialer Gruppen setzt, betont Wangs MEI-Ansatz:

Merit (Verdienst): Nur wer nachweislich Leistung bringt, soll weiterkommen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund. Wangs Haltung: Qualität entsteht durch Können, nicht durch Quoten.

Excellence (Exzellenz): Der Anspruch an sich selbst und andere ist hoch. Es geht um herausragende Fähigkeiten, nicht um "gut genug". Wang fordert Spitzenleistung – nicht Mittelmaß im Namen der Gerechtigkeit.

Intelligence (Intelligenz): Intellektuelle Schärfe ist für ihn das zentrale Auswahlkriterium – besonders in einer Branche, in der komplexe Probleme mit KI, Mathematik und Technik gelöst werden müssen. Es zählt, wer denkt – nicht, wer dazugehört.

Er ist überzeugt, dass ein leistungsorientiertes, exzellenzbasiertes System langfristig erfolgreicher ist – insbesondere im globalen Wettlauf um technologische Führerschaft. Elon Musk lobte diesen Ansatz öffentlich. Kritiker hingegen werfen ihm vor, damit soziale Ungleichheiten zu zementieren und strukturelle Diskriminierung zu ignorieren. In der Techwelt polarisiert MEI – aber genau das scheint Wang bewusst zu provozieren.

Auch Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen bei Scale AI und die psychische Belastung durch die Inhalte, die Tasker annotieren müssen, werfen Schatten auf das Hochglanzbild. Sammelklagen laufen, das US-Arbeitsministerium ermittelt.

Doch selbst Kritiker zollen dem Gründer Respekt. Wang thematisiert KI nicht als PR-Floskel, sondern als politische Realität. Im Podcast mit Ex-Navy-Seal Shawn Ryan sagte er unlängst, er wolle erst Kinder, "wenn sie mit Gehirn-Computer-Schnittstellen geboren werden". Ein Scherz? Vielleicht. Eine Perspektive? Durchaus.

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