Bewerber "ghosten" Unternehmen immer öfter

| pte 
| 20.09.2022

Erhebung zeigt: Personaler müssen Prozess beschleunigen.

Beworben und dann doch nicht zum Gespräch beim Unternehmen erschienen: Sogenanntes Ghosting macht sich nun auch bei der Personalrekrutierung bemerkbar, wie eine Umfrage der Jobplattform Indeed unter 400 Personalern in Deutschland zeigt.

Mindestens ein Fall pro Woche

Mehr als die Hälfte der befragten Recruiter gibt an, dass das Ghosting durch Anwärter auf eine Stelle im vergangenen Jahr zugenommen hat (56 Prozent). Ein Viertel der Befragten macht diese Erfahrung derzeit mindestens einmal pro Woche (26 Prozent), fast jeder Zehnte verliert sogar täglich den Kontakt zu einem Jobsuchenden (acht Prozent).

Die große Mehrheit der Recruiter hat grundsätzlich schon Ghosting-Erfahrungen von Bewerbern gemacht (90 Prozent). Eine gewisse Frustrationstoleranz gehört demnach zur Arbeit in der Personalgewinnung dazu, heißt es. Dass es vor einem Bewerbungsgespräch zu einem Kontaktabbruch durch die Kandidaten kommt (36 Prozent), ist nicht bemerkenswert - schließlich hat es bis dato oftmals noch keinen persönlichen Austausch gegeben.

Ghosting am ersten Arbeitstag

Aber selbst nach einem Bewerbungsgespräch hören Personaler regelmäßig nichts mehr von Kandidaten (53 Prozent). Selbst nach einer Zusage haben 18 Prozent der Befragten Ghosting-Erfahrung machen müssen, und sogar am ersten Arbeitstag scheint Ghosting keine Ausnahme zu sein. Sieben Prozent der Recruiter:innen haben es schon erleben müssen, dass ein neuer Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin den Dienst ohne Vorankündigung gar nicht antritt.

Männer melden sich laut der Umfrage deutlich seltener zurück als Frauen: Während 13 Prozent der Befragten vorrangig von Bewerberinnen geghostet werden, haben 27 Prozent die Erfahrung vermehrt mit Männern gemacht. Um dem Trend zum Ghosting entgegenzuwirken, ergreifen Arbeitgeber verschiedene Maßnahmen: Die beliebtesten Methoden sind laut der Befragung die Beschleunigung des Bewerbungsprozesses und die schnellere Rückmeldung nach einem Einstellungsgespräch (37 Prozent) respektive nach Eingang der Bewerbung (36 Prozent).

www.indeed.de

Eine hohe Frustrationstoleranz gehört leider auch zum Alltag der Bewerber*innen. Die Candidate Experience ist teilweise erschreckend. Unternehmen und ihre Recruiter*innen „verstecken“ sich überheblich hinter computerunterstützten Recruitingsystemen. In vielen Bewerbungsprozessen steht ein Algorithmus an der ersten Stelle, es gibt weder Ansprechpersonen noch persönliche Kommunikation.. Das kann sehr problematisch sein.
Einerseits sind die Recruiter*innen frustriert und schmeißen den Job, andererseits finden Unternehmen nicht die richtigen neuen Mitarbeiter*innen.
Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen „hausgemacht“.

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