Exodus wegen Elon Musk
Deutsche Unternehmen stehen X zunehmend kritisch gegenüber

| Redaktion 
| 14.07.2025

Vor einem Jahr hat Elon Musk begonnen, erst den Wahlkampf und anschließend das zweite Kabinett von Donald Trump zu unterstützen. Sein beherztes Engagement hat aus dem ohnehin polarisierenden Entrepreneur endgültig auch eine politische Figur gemacht – und das durchaus zum Nachteil seiner bekanntesten Firmen. Eine Bitkom-Befragung beleuchtet, wie sich Musks Einsatz auf die X-Nutzung deutscher Unternehmer auswirkt.

Am 13. Juli 2024 entging Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania nur knapp der Kugel eines Attentäters. Infolgedessen kündigte der Multiunternehmer Elon Musk auf seiner Plattform X seine vollumfängliche Unterstützung für den damaligen republikanischen Kandidaten an.

Er ließ großen Worten große Taten folgen: Als wichtigster Spender finanzierte er die Kampagne zu Trumps erfolgreicher Rückkehr ins Amt des US-Präsidenten entscheidend mit und wurde anschließend mit dem Department of Government Efficiency betraut, das Geldverschwendung aufdeckte und radikale Einsparungen im Kampf gegen die Staatsverschuldung in die Wege leitete.

Insbesondere im politisch linken Lager lenkte Musk damit Antipathie auf sich; wochenlang wurden Teslas in den USA demonstrativ in Brand gesetzt oder anderweitig beschädigt. Unter seinem polarisierenden Engagement litt derweil nicht nur der Elektroauto-Pionier: Gerade in den Vereinigten Staaten drückten zahlreiche Unternehmen ihr Missfallen durch einen Rückzug von X aus; ob durch verringerte Aktivität oder gestrichenes Anzeigenbudget.

Befragung fand vor Musk-Trump-Fehde statt

Und deutsche Unternehmen ziehen mit: Bitkom Research hat im Auftrag des Digitalverbands Bitkom eine Umfrage unter 602 Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten durchgeführt, um Elon Musks Einfluss auf ihre professionelle X-Nutzung zu ergründen. Stattgefunden hat die Befragung demnach zwischen Anfang März und Mitte April; also zu einem Zeitpunkt, als in den USA besonders intensiv durch Vandalismus gegen Musk protestiert wurde.

Nur ein Vierteljahr später hat sich der Unternehmer längst mit Trump überworfen und zuletzt sowohl dessen Herzensprojekt "Big Beautiful Bill" als auch den skandalösen Umgang mit der Causa Epstein offen kritisiert. Mit einer eigenen Partei will er sogar in direkte Konkurrenz treten.

In Zukunft dürfte Unmut über Donald Trump also wieder weniger stark auf Elon Musk abfärben – allerdings scheint der imagetechnische Schaden vielerorts längst angerichtet, wie die von Bitkom Research ermittelten Angaben nahelegen.

Nutzung von X durch Unternehmen

  • 27 Prozent der befragten Unternehmen nutzen X, nachdem es im Oktober 2023 noch 32 Prozent waren

Posting-Verhalten

  • 58 Prozent veröffentlichen weniger Beiträge oder haben das Posten ganz eingestellt (Oktober 2023: 43 Prozent).
  • 32 Prozent posten im gleichen Umfang wie zuvor.
  • Drei Prozent posten dagegen sogar mehr oder haben erst nach Musks Übernahme begonnen.
  • Vier Prozent posten grundsätzlich nicht.

Finanzielles Engagement / Werbung

  • 51 Prozent schalten weniger oder gar keine kostenpflichtigen Anzeigen, womit sich der Anteil gegenüber 2023 (damals 26 Prozent) beinahe verdoppelt hat.
  • Sieben Prozent werben im gleichen Umfang wie vor Musks Übernahme.
  • 37 Prozent verzichten grundsätzlich auf Werbung auf X.

"Viele Unternehmen gehen auf Abstand, wenn jemand gleichzeitig massive wirtschaftliche, politische und mediale Macht auf sich vereint", erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Ein Aspekt, der die befragten Unternehmer offenbar beschäftigt. Ganze 74 Prozent sind der Ansicht, dass Personen mit derartigem Einfluss auf soziale Medien keine politischen Ämter übernehmen sollten. Immerhin 66 Prozent sprechen sich generell dagegen aus, dass politische Ämter von aktiven Führungskräften großer Unternehmen besetzt werden.

Für "gefährlich" halten Musk laut Bitkom-Befragung 63 Prozent der deutschen Unternehmer. Konkrete Konsequenzen müssen komplette X-Accounts deswegen allerdings nur bedingt befürchten:

Löschung des Firmenprofils auf X

  • 11 Prozent planen die Löschung in diesem oder im kommenden Jahr.
  • Vier Prozent wollen ihr Profil löschen, haben aber keinen konkreten Zeithorizont.
  • 43 Prozent haben schon über eine Löschung nachgedacht, planen sie aber nicht konkret.
  • 39 Prozent wollen ihr Profil auf X behalten.

Überwiegende 85 Prozent der Befragten würden strengere Kontrollen der Plattform befürworten. Daneben glauben 80 Prozent, dass X die gesellschaftliche Spaltung beschleunigt – obwohl gleichzeitig nur 21 Prozent zustimmen wollen, dass Elon Musk die Meinungsfreiheit stärkt.

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