Studie belegt Gesundheitsgefahr
Albträume beschleunigen Alterung und erhöhen Sterberisiko

| Redaktion 
| 23.06.2025

Wer häufig unter Albträumen leidet, lebt nicht nur schlechter, sondern womöglich auch kürzer: Eine neue, groß angelegte Studie des UK Dementia Research Institute zeigt, dass sich wiederkehrende nächtliche Angstzustände gravierend auf die Lebenserwartung und die biologische Alterung auswirken – und das in einem Ausmaß, das selbst Rauchen oder Fettleibigkeit in den Schatten stellt. Die Auswirkungen betreffen nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern könnten auch für das Gesundheitswesen weitreichende Folgen haben.

Die neuen Erkenntnisse, die auf dem European Academy of Neurology (EAN) Congress 2025 in Helsinki vorgestellt wurden, lassen aufhorchen: Personen, die regelmäßig von Albträumen geplagt werden, sterben nicht nur häufiger vorzeitig – ihr Körper altert auch schneller. Die Studie belegt einen Zusammenhang, der bislang unterschätzt wurde. Experten fordern nun ein stärkeres Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen von Schlafstörungen und eine gezielte Prävention.

Albträume stärker als klassische Risikofaktoren

Unter der Leitung von Dr. Abidemi Otaiku wurden Daten von über 185.000 Erwachsenen und knapp 2.500 Kindern aus sechs Langzeitkohorten analysiert. Die Ergebnisse sind alarmierend: Erwachsene mit wöchentlichen Albträumen hatten ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko, vor dem 70. Lebensjahr zu sterben. Besonders bemerkenswert: Die prognostische Aussagekraft von Albträumen übertraf sogar etablierte Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel. Die Forscher werteten die Daten über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren aus und stellten fest, dass der Effekt unabhängig von anderen physischen oder psychischen Erkrankungen auftritt.

Biologische Alterung durch chronischen Stress

Die Studie liefert auch eine biologische Erklärung: Häufige Albträume aktivieren die nächtliche Kampf-oder-Flucht-Reaktion – das Gehirn unterscheidet im Schlaf nicht zwischen realer und erträumter Bedrohung. Dies führt zu einem chronisch erhöhten Cortisolspiegel, der nicht nur das Immunsystem schwächt, sondern auch Prozesse wie Zellregeneration und Entgiftung beeinträchtigt. Über die Jahre hinweg summiert sich diese Belastung zu einem Zustand chronischen Stresses, der die Zellalterung massiv beschleunigt. Dr. Otaiku erklärt: "Der Schlaf ist die wichtigste Phase für körperliche Erholung. Wer ständig durch Albträume gestört wird, riskiert langfristig seine Gesundheit."

Albträume kennen keine demografischen Grenzen

Die Wirkung zeigt sich über alle Altersgruppen, Geschlechter und ethnischen Zugehörigkeiten hinweg. Selbst monatliche Albträume waren mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Kinder, deren Eltern häufige Albträume meldeten, zeigten ebenfalls Anzeichen beschleunigter biologischer Alterung, was auf eine frühe Prägung durch psychischen Stress schließen lässt. Die Ergebnisse sprechen für einen universellen biologischen Mechanismus, der Menschen unabhängig von Hintergrund oder Lebensstil betrifft. Präventive Maßnahmen wie verbesserte Schlafhygiene, psychologische Unterstützung oder medikamentöse Therapieansätze könnten helfen, das Risiko signifikant zu senken.

Handlungsbedarf für Medizin und Politik

Die Studienergebnisse werfen auch Fragen für das Gesundheitssystem auf: Sollten Schlafstörungen stärker diagnostisch und therapeutisch berücksichtigt werden? Müssen Screening-Programme erweitert werden? Die Wissenschaftler plädieren dafür, Albträume nicht länger als bloße Nebenerscheinung psychischer Belastung abzutun, sondern als ernstzunehmenden Indikator für gesundheitliche Risiken zu betrachten. In einem nächsten Schritt sind klinische Studien geplant, um wirksame Interventionsmethoden zu testen.

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