Stepstone-Studie
KI macht Bewerbungen professioneller, aber weniger authentisch

| Redaktion 
| 29.05.2025

Mithilfe Künstlicher Intelligenz kann fast jeder ein akzeptables Bewerbungsanschreiben aufs Papier bringen - allerdings besteht die Gefahr, am Ende wie fast jeder andere Bewerber zu klingen, der sich ebenfalls von KI unter die Arme greifen lässt. Eine aktuelle Stepstone-Studie hat untersucht, wie es um die Qualität von Bewerbungen und den Einfluss moderner Technologie steht.

Künstliche Intelligenz und Kreativität – ein zweischneidiges Schwert. Erst kürzlich haben wir vom Fauxpas eines Redakteurs berichtet, bei dem ein einfallsreicher KI-Assistent mehrere frei erfundene Romane in einer Liste mit Leseempfehlungen untergebracht hat. An anderer Stelle könnte sie wiederum stärker ausgeprägt sein, wie eine aktuelle Studie der Stepstone Group nahelegt.

Die führende digitale Recruiting-Plattform wollte wissen, wie es um den qualitativen Status Quo von Bewerbungen geht und hat zu diesem Zweck 704 Recruiter befragt, die in ihrem jeweiligen Unternehmen für die Einstellung neuer Mitarbeiter verantwortlich sind. Ergänzend dazu wurden 3495 Kandidaten befragt.

KI: Gamechanger mit Tücken

Dabei hat Stepstone unter anderem ermittelt, dass 61 Prozent der Bewerber bereits Künstliche Intelligenz eingesetzt haben, um ihre Anschreiben zu bearbeiten. Wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist, wie Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkexperte bei The Stepstone Group, untermauert.

"KI kann ein echter Gamechanger sein. Jobsuchende können schnell wie nie hochqualitative und individuelle Bewerbungsunterlagen erstellen. Die Technologie gibt Orientierung beim Jobwechsel, hilft bei der Recherche, bei der Selbsteinschätzung und vielem mehr", sagt er.

Allerdings ist die Nutzung nicht ohne Tücken: 69 Prozent der Recruiter monieren, dass Bewerbungsunterlagen seit der KI-Revolution "weniger individuell auf die ausgeschriebenen Stellen angepasst sind".

Als weniger authentisch werden Bewerbungen sogar von 73 Prozent der Fachleute eingestuft, wobei sich 75 Prozent an übertrieben dargestellten Qualifikationen stören. Auf der anderen Seite erfreuen sich 74 Prozent am professionelleren Erscheinungsbild der eingehenden Unterlagen.

Authentizität, Relevanz und Motivation sind gefragt

"KI ist ein mächtiges Werkzeug – aber perfekt ist nicht immer authentisch", führt Tobias Zimmermann aus. "Entscheidend ist, KI für die Recherche und zur Optimierung der Unterlagen einzusetzen. KI-generierte Formulierungen müssen hinterfragt und kritisch geprüft werden. Das gilt für Anschreiben, aber auch für die Darstellung von Fähigkeiten und Qualifikationen."

Er macht deutlich: "Personalverantwortliche erwarten mehr als nur gut formatierte Unterlagen. Authentizität, relevante Erfahrungen und eine klare Motivation bleiben entscheidend – gerade im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz."

Manche Matches sind absehbarer als andere

Insgesamt geben im Übrigen 80 Prozent der Recruiter an, dass die bei ihnen eingehenden Bewerbungen von mittelmäßiger oder geringer Qualität seien. Im ersten Schritt ausgesiebt werden demnach vor allem Bewerber, denen es an den notwendigen Fähigkeiten (60 Prozent) oder an spezifischer Berufserfahrung (42 Prozent) mangelt.

Passend dazu geben 63 Prozent der Bewerber an, dass sie die gestellten Anforderungen in Stellenanzeigen eher flexibel interpretieren, wobei 42 Prozent ihren Hut schon einmal "auf gut Glück" in den Ring geworfen haben.

"Bewerber*innen sollten auf Qualität statt auf Quantität setzen und darauf achten, überzeugend zu begründen, warum ihre Fähigkeiten zum jeweiligen Job passen", empfiehlt Zimmermann.

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