WHO fordert Tabakregulierung
Filterzigaretten und E-Zigaretten: EU-Rat erwägt Verbot

| Redaktion 
| 15.10.2025

Ein Vorschlag des EU-Rats lässt aufhorchen: Die Europäische Union plant ein umfassendes Verbot von Filterzigaretten und E-Zigaretten – gestützt auf eine klare Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Sollte der Plan umgesetzt werden, drohen tiefgreifende Veränderungen für Industrie, Handel und Konsument:innen. Besonders brisant: In Deutschland hätten 95 Prozent der gängigen Zigaretten damit keine Verkaufsgrundlage mehr.

Der Tabakkonsum in Europa steht vor einem historischen Wendepunkt. Wie aus einem Entwurf des EU-Rats hervorgeht, soll die Herstellung, der Import sowie der Verkauf von Filterzigaretten und E-Zigaretten europaweit verboten werden. Grundlage dafür ist eine Empfehlung der WHO-Studiengruppe zur Tabakregulierung. Die Maßnahme könnte zur zentralen Säule einer neuen Anti-Raucher-Strategie der EU werden, die langfristig eine rauchfreie Generation anstrebt.

WHO und EU ziehen an einem Strang

Laut eines Berichts der "Bild"-Zeitung beruft sich der EU-Rat in seinem aktuellen Beschlussentwurf auf die WHO-Studiengruppe "Tobacco Product Regulation". Diese fordert explizit ein Verbot von Filtern, um "die Attraktivität und Genießbarkeit von Zigaretten deutlich zu verringern". Die Empfehlung sei wissenschaftlich unterlegt und diene dem Schutz der Bevölkerung vor Nikotinabhängigkeit und Krebsrisiken. Der Entwurf soll im November 2025 auf der 11. WHO-Konferenz zur Tabakkontrolle (COP11) in Genf diskutiert und voraussichtlich abgestimmt werden.

Die WHO bezieht sich in ihrer Argumentation auf Studien, die eine klare Verbindung zwischen Filtereinsatz und höherer Inhalationstiefe zeigen. Raucher:innen nehmen durch Filter oft mehr Schadstoffe auf als beim Konsum von ungefilterten Zigaretten, da das Rauchverhalten sich unbewusst an den gefilterten Widerstand anpasst. Zudem bestehen die Filter selbst meist aus nicht biologisch abbaubarem Kunststoff, was ein erhebliches Umweltproblem darstellt.

Auch auf politischer Ebene findet der Vorschlag Rückhalt: Wie unter anderem ntv berichtet, haben Vertreter:innen der Bundesregierung das geplante Filterverbot in der Sitzung der EU-Ratsarbeitsgruppe ‚Public Health‘ am 9. Oktober ausdrücklich begrüßt.Die offizielle EU-weite Positionierung befindet sich derzeit allerdings noch im Abstimmungsprozess. Eine Einigung aller 27 Mitgliedstaaten wird als diplomatische Herausforderung gesehen, da einzelne Länder deutlich lässigere Tabakgesetze verfolgen als andere.

Welche Auswirkungen hätte ein EU-Filterverbot?

Ein europaweites Verbot von Filter- und E-Zigaretten hätte weitreichende Folgen für verschiedene Bereiche. Eine Übersicht:

  1. Tabakindustrie: Produktion und Absatz würden massiv einbrechen. Gerade in Deutschland, wo rund 95 Prozent aller Zigaretten Filter enthalten, wäre ein wirtschaftlicher Umbruch die Folge. Arbeitsplätze in Produktion, Vertrieb und Werbung wären akut gefährdet.

  2. Einzelhandel: Tankstellen, Kioske und Supermärkte müssten ihr Sortiment radikal umstellen. Der Wegfall ganzer Warengruppen droht. Auch steuerliche Einnahmen könnten einbrechen, was wiederum politische Widerstände provozieren könnte.

  3. Gesundheitssystem: Experten erwarten sinkende Raucherzahlen, was langfristig die Belastung für das Gesundheitssystem senken könnte. Bereits bestehende Rauchentwöhnungsprogramme der Krankenkassen würden durch ein Filterverbot indirekt gestärkt.

  4. Umwelt: Filter gelten als bedeutender Umweltverschmutzer. Ein Verbot könnte auch ökologische Vorteile bringen. Jährlich landen weltweit geschätzte 4,5 Billionen Zigarettenfilter in der Umwelt und zersetzen sich nur sehr langsam.

  5. Rechtlicher Rahmen: Die Umsetzung müsste auf nationaler Ebene erfolgen, da Empfehlungen der EU allein keine bindende Wirkung haben. Die Richtlinienkompetenz liegt bei den Mitgliedstaaten. In Frankreich und Irland wurden bereits erste Pilotprojekte zum Verkaufsverbot bestimmter Tabakprodukte gestartet.

Welche Folgen hätte das Verbot für Verbraucher:innen?

Für Konsument:innen hätte ein EU-weites Filterverbot spürbare Konsequenzen. Die wichtigsten im Überblick:

  1. Wegfall gewohnter Produkte: Rund 95 Prozent aller Zigaretten auf dem deutschen Markt enthalten Filter – diese würden mit Inkrafttreten der Regulierung aus den Regalen verschwinden. Raucher:innen müssten sich auf ungefilterte Alternativen oder einen Rauchstopp umstellen.

  2. Veränderte Preisstruktur: Neue Produkte ohne Filter könnten teurer werden – etwa durch Anpassung der Produktion oder regulatorische Vorgaben. Auch E-Zigaretten könnten teils unter das Verbot fallen, was Preisanstiege oder Rücknahmen zur Folge hätte.

  3. Versorgungslücken & Graumarkt: In der Übergangszeit sind Lieferengpässe möglich. Verbraucherschützer warnen vor einem wachsenden Schwarzmarkt für verbotene Produkte.

  4. Impuls für Rauchentwöhnung: Das Verbot könnte Raucher:innen zum Umstieg auf Präventions- und Entwöhnungsangebote motivieren. Krankenkassen und Gesundheitsdienste bereiten sich auf erhöhten Beratungsbedarf vor.

  5. Einschränkung bei E-Zigaretten: Je nach konkreter Definition könnten auch Produkte mit Aromafiltern oder integrierten Verdampfer-Filtern betroffen sein – eine Einschränkung besonders für junge Konsument:innen.

Langfristiges Ziel: Eine rauchfreie EU bis 2040

Die Initiative reiht sich ein in das ambitionierte Ziel der EU-Kommission, den Anteil der Raucher:innen in der europäischen Bevölkerung bis zum Jahr 2040 auf unter fünf Prozent zu senken. Die gesundheitspolitische Strategie verfolgt einen integrativen Ansatz: neben Werbebeschränkungen, steuerlichen Anreizen und Nichtraucherschutzgesetzen soll auch die Produktregulierung eine Schlüsselrolle einnehmen. Ein Filterverbot könnte dabei als Katalysator wirken.

Ein weiteres zentrales Element der Strategie ist die Aufklärung junger Menschen: Bereits im Schulalter sollen Programme zur Tabakprävention ansetzen. Dabei geht es nicht nur um klassische Zigaretten, sondern auch um E-Zigaretten und neue Nikotinprodukte wie Vapes und Nikotinbeutel, die insbesondere bei Jugendlichen im Trend liegen. Laut einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2023 hat die Nutzung von E-Zigaretten bei Jugendlichen unter 25 Jahren in der EU um 17 Prozent zugenommen.

Während Kritiker:innen die Maßnahme als "Bevormundung" bezeichnen, verweisen Befürworter auf die epidemiologische Datenlage: Mehr als ein Viertel aller Krebstoten in Europa sind auf aktives oder passives Rauchen zurückzuführen. Der Europäische Gesundheitsbericht der WHO von 2023 sieht in der Tabakkontrolle eines der wirkungsvollsten Mittel zur Krankheitsprävention.

Zahlen & Fakten zum Tabakkonsum in Europa

  • Rund 700.000 Menschen sterben laut EU-Kommission jährlich in der EU an den Folgen des Tabakkonsums.

  • Etwa 50 Prozent der regelmäßigen Raucher:innen sterben vorzeitig, im Durchschnitt 14 Jahre früher als Nichtrauchende (EU-Kommission).

  • Die WHO sieht Tabakkonsum als größte vermeidbare Ursache für Krankheiten und Todesfälle in Europa.

  • 26 Prozent der EU-Bevölkerung rauchen regelmäßig, bei den 15- bis 24-Jährigen liegt der Anteil bei 29 Prozent (EU-Gesundheitsportal).

  • Die EU-Kommission will den Anteil der Raucher:innen bis 2040 auf unter fünf Prozent senken.

  • Filter erhöhen laut WHO die Schadstoffaufnahme, da sie ein tieferes Inhalieren begünstigen.

Ich verstehe den Umweltgedanken dahinter aber ein komplettes Verbot wirkt übertrieben. Am Ende finden die Leute sowieso Wege weiterzurauchen statt wirklich aufzuhören.
https://vape-laden.de/
na dann nur mehr kiffen - cannabis ok - rest nicht - ohne worte.... 420 4 ever ....lol
Bernhard Kletzenbauer
Eine phantastische, gute Nachricht für die nikotinrauchvergiftete EU.
Bis 2040 werden aber noch viele Nikotinleichen zu beseitigen sein.
Wenn denn Deutschland, der Aschenbecher Europas, überhaupt mitmacht...

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Zahlen & Fakten zum Tabakkonsum in Europa

  • Rund 700.000 Menschen sterben laut EU-Kommission jährlich in der EU an den Folgen des Tabakkonsums.

  • Etwa 50 Prozent der regelmäßigen Raucher:innen sterben vorzeitig, im Durchschnitt 14 Jahre früher als Nichtrauchende (EU-Kommission).

  • Die WHO sieht Tabakkonsum als größte vermeidbare Ursache für Krankheiten und Todesfälle in Europa.

  • 26 Prozent der EU-Bevölkerung rauchen regelmäßig, bei den 15- bis 24-Jährigen liegt der Anteil bei 29 Prozent (EU-Gesundheitsportal).

  • Die EU-Kommission will den Anteil der Raucher:innen bis 2040 auf unter fünf Prozent senken.

  • Filter erhöhen laut WHO die Schadstoffaufnahme, da sie ein tieferes Inhalieren begünstigen.

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