Minus 760 Millionen Euro
Deutsche Bahn verbessert operatives Ergebnis deutlich – und macht weiter Verlust

| Redaktion 
| 31.07.2025

Mobilität und millionenschwere Verluste gehen hierzulande momentan Hand in Hand: Nach zwei der größten Autohersteller der Bundesrepublik hat nun auch die Deutsche Bahn ihre Zahlen für das erste Halbjahr präsentiert. Wie man diese einstuft, ist wohl eine Frage des Blickwinkels, denn obwohl sich das Ergebnis um fast eine Milliarde Euro verbessert hat, bleibt unterm Strich immer noch um ein beträchtliches Minus.

Erfolg wird oft durch die eigene Ausgangslage definiert: Audi konnte im ersten Halbjahr einen Gewinn von etwa 1,3 Milliarden Euro verzeichnen, während es Mercedes-Benz auf ein Plus von rund 2,7 Milliarden Euro bringt.

Weil diese Zahlen allerdings auch einen Gewinneinbruch von 37,5 Prozent beziehungsweise sogar 55 Prozent bedeuten, fallen die entsprechenden Mitteilungen längst nicht so euphorisch aus, wie man rein beim Schlagwort "Milliardengewinn" vielleicht denken möchte.

Die Deutsche Bahn hinterlässt zumindest im direkten Vergleich mit Audi und Mercedes-Benz einen etwas zufriedeneren Eindruck – und dabei hat sie es nicht einmal in die schwarzen Zahlen geschafft: Das Konzernergebnis nach Ertragssteuern beläuft sich demnach auf ein Minus von 760 Millionen Euro. Vor einem Jahr war an dieser Stelle allerdings noch ein Minus von 1,6 Milliarden Euro zu verzeichnen, sodass das operative Ergebnis deutlich optimiert werden konnte.

Geringe Pünktlichkeit hält Umsatzwachstum zurück

Derweil konnte sich auch der bereinigte Konzern-Umsatz um 3,4 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro verbessern, womit er dennoch hinter den Erwartungen der Deutschen Bahn zurückbleibt. Hauptursächlich dafür sei die störanfällige Infrastruktur, die hohe Zahl zusätzlicher Baustellen und die "weiterhin schlechte Pünktlichkeit", die daraus resultiert.

  • 63,4 Prozent der Fernverkehrszüge kamen im ersten Halbjahr pünktlich ans Ziel; im ersten Halbjahr 2024 waren es 62,7 Prozent

  • Rund 943 Millionen Reisende nutzten im ersten Halbjahr 2025 die Züge der DB, während es im ersten Halbjahr 2024 rund 919 Millionen waren

  • Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr: 41,9 Milliarden Personenkilometer wurden gemacht, was einem Plus von knapp vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht

Spürbare Erleichterung hat der Deutschen Bahn die Veräußerung der Logistiksparte Schenker beschert: Rechnet man deren "positiven Einmaleffekt" ein, steht man nach Steuern bei einem Ergebnis von 6,9 Milliarden Euro. Außerdem konnten die Netto-Finanzschulden im Vergleich zum letzten Jahresende um 10,5 Milliarden Euro auf rund 22 Milliarden Euro reduziert werden.

Nach abgehandelten Verkauf will sich die Bahn vor allem im zweiten Halbjahr auf die strukturelle Sanierung von Infrastruktur, Betrieb und Wirtschaftlichkeit kümmern.

"Bei unserem Sanierungsprogramm S3 haben wir vor allem im Bereich Wirtschaftlichkeit große Fortschritte gemacht. Der DB-Konzern steht heute finanziell auf wesentlich stabileren Füßen als noch zu Beginn des Jahres. Unsere strikte Kostendisziplin zahlt sich aus. Wir kommen Schritt für Schritt voran", kommentiert der DB-Vorstandsvorsitzende Richard Lutz.

Deutsche Bahn will 2025 mit schwarzen Zahlen beenden

Zum S3-bedingten Abbau von Stellen sagt Personalvorstand Martin Seiler: "Für das Jahr 2025 haben wir uns im Rahmen des S3-Programms vorgenommen, den Personalbestand auf rund 208.000 Vollzeitpersonale zu senken. Mit Stand Ende Juni sind wir bereits bei 205.000 Vollzeitpersonalen angekommen. Damit haben wir unser Ziel von 2.000 Vollzeitpersonalen bereits zum Halbjahr übererfüllt."

Vorbereitende Arbeiten im späten Juli für die Generalsanierung der Strecke Hamburg - Berlin (Bild: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang)
Vorbereitende Arbeiten im späten Juli für die Generalsanierung der Strecke Hamburg - Berlin (Bild: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang)

Unter anderem dank Automation und Digitalisierung sollen bis 2027 "mehr als 10.000 Vollzeitpersonale" abgebaut werden. Gleichzeitig wird jedoch die Rekrutierung in betrieblichen Berufen wie in Stellwerken, Zügen oder im Bahnbau eifrig fortgesetzt. Seiler erklärt: "Klar ist: Wir sind beidhändig unterwegs. Wir sparen an der einen Stelle und stellen an anderer Stelle weiterhin massiv ein, nämlich beim operativen Personal."

Tatsächlich ist man seitens der Deutschen Bahn guter Dinge, trotz des millionenschweren Halbjahres-Minus am Ende von 2025 doch noch "etwas mehr als eine schwarze Null" vorweisen zu können. Dazu soll ein erwarteter Umsatz von insgesamt 27 Milliarden Euro beitragen.

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