JD.com expandiert in Europa
MediaMarkt und Saturn vor Übernahme durch chinesischen Online-Giganten

| Redaktion 
| 31.07.2025

Die Übernahmespekulationen sind vorbei: Der chinesische E-Commerce-Riese JD.com greift mit einem konkreten Angebot nach der Ceconomy AG, der Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn. Das Traditionsunternehmen könnte damit bald Teil eines globalen Tech-Imperiums werden. Für die Branche und den europäischen Einzelhandel bedeutet das eine tektonische Verschiebung – mit ungewissen Folgen.

JD.com macht ernst: Mit einem Angebot über 4,60 Euro pro Aktie will der chinesische Onlinegigant die Ceconomy AG übernehmen. Die traditionsreichen Handelsketten MediaMarkt und Saturn stehen damit vor einem möglichen Eigentümerwechsel – und Europa vor einer neuen Handelsmachtkonstellation.

JD.coms strategischer Vorstoß

Die Jingdong Holding Germany GmbH, eine Tochter des chinesischen Handelsriesen JD.com, hat ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für die Ceconomy AG unterbreitet. Bereits im Vorfeld hatten entsprechende Marktgerüchte die Runde gemacht. Die Ceconomy-Aktionäre sollen 4,60 Euro je Aktie in bar erhalten – ein Preis, der in etwa dem Kursniveau entspricht, das zuletzt durch Übernahmefantasien befeuert wurde. Laut Unternehmensmitteilung wurde mit mehreren Anteilseignern bereits eine Annahmequote von 31,7 Prozent erreicht – darunter 3,81 Prozent von der Kellerhals-nahen Convergenta-Gruppe, die nach Vollzug des Deals 25,35 Prozent der Anteile halten wird.

Ceconomy, die aus der 2017 erfolgten Abspaltung der Metro AG hervorging, ist mit über 1.000 Märkten in elf europäischen Ländern präsent. Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte der Konzern einen Umsatz von 22,4 Milliarden Euro – etwa ein Viertel davon im Onlinegeschäft. Die Traditionsmarken MediaMarkt und Saturn, einst Sinnbild für den stationären Elektronikhandel, stehen damit vor einem tiefgreifenden Wandel.

Was JD.com antreibt

JD.com ist nicht irgendein Käufer. Mit einem Jahresumsatz von rund 159 Milliarden US-Dollar gilt das Unternehmen als Chinas größter Einzelhändler nach Umsatz. In seiner Selbstbeschreibung positioniert sich der Konzern als „weltweit führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit einer Lieferkette als Kernstück“. Strategisch will JD.com über den Erwerb von Ceconomy offenbar gezielt den Zugang zum europäischen Einzelhandelsmarkt forcieren – inklusive stationärem Footprint und etablierter Markenbekanntheit.

Der Einstieg bei Ceconomy bietet JD.com die Möglichkeit, Synergien aus Online- und Offlinegeschäft zu heben, datenbasierte Kundensteuerung auszubauen und potenziell auch Logistikstrukturen in Europa zu etablieren. Analyst:innen sehen den Deal als Auftakt einer neuen Welle chinesischer Expansion im europäischen Konsumgütermarkt.

Reaktionen und Implikationen

Die Ceconomy-Aktie legte im Zuge der Spekulationen um über 60 Prozent seit Jahresbeginn zu und notiert derzeit bei 4,35 Euro. Der angebotene Kaufpreis liegt damit nur leicht darüber – ein Indikator dafür, dass JD.com strategisch denkt, aber keine überhöhte Prämie zahlt. Die Anteilseigner – allen voran die Kellerhals-Familie, die Meridian-Stiftung, Haniel und Freenet – dürften angesichts der Marktposition von JD.com dennoch zum Zug kommen wollen.

Wie n-tv berichtet, wird die Übernahme in der Branche als potenzieller Gamechanger eingeschätzt. Mit JD.com drängt ein technologisch überlegener Akteur in einen weitgehend konsolidierten, aber innovationsschwachen Markt. Ob MediaMarkt und Saturn in ihrer bekannten Form bestehen bleiben oder künftig stärker digital transformiert werden, bleibt abzuwarten. Für europäische Wettbewerber wie Fnac Darty oder Expert dürfte der Schritt jedenfalls den Wettbewerbsdruck deutlich erhöhen.

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