KI-Genie Richard Socher
"Man sieht in Echtzeit, wie Deutschland zurückfällt"

Der in Dresden geborene Informatiker mischt mit seinem KI-Unternehmen you.com bei den Großen der Branche mit. Wenn er auf sein Heimatland schaut, dann versteht er nicht ganz, warum viele Menschen gar nicht mehr richtig goutieren, wie sehr Technologie geholfen hat, das Land zu einer der größten Industrienationen der Welt zu machen. Und dass es weniger Wohlstand bedeuten werde, wenn Deutschland KI verschläft.

Richard Socher, Informatiker und CEO von you.com findet im Interview mit der Wirtschaftswoche klare Worte zu Deutschlands Herangehensweise an KI-Themen. Diese wirke sich gleich in mehreren Belangen negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des Landes aus. "Man sieht in Echtzeit, wie Deutschland zurückfällt", mahnt er. Es fehle an Wagniskapital, an Unis, die ganz vorne mit dabei seien. Dazu noch die vorherrschende Grundskepsis gegenüber der KI, die sich wie ein Hemmschuh auswirkt.

"Die Früchte, die leicht zu holen sind, werden jetzt alle gepflückt", so Socher, der darauf hinweist, dass in den USA jede Woche hunderte neue Start-ups gegründet werden.

Schauen, wo Deutschland gut ist

"Wir KI braucht man vier Dinge: Energie, Chips, Daten – und den Willen, innovativ zu arbeiten. Bei den ersten dreien ist Deutschland momentan nicht gut aufgestellt. Energie ist teuer. Chips werden größtenteils außerhalb von Europa entwickelt und hergestellt. Daten sind in Europa viel stärker geschützt als in den USA, weshalb dort die größeren, besseren KI-Modelle gebaut werden. Meine letzte Hoffnung ist der Wille."

Sein Rat: Man sollte nicht versuchen das nächste OpenAI zu kreieren. Das wäre kaum zu schaffen. Vielmehr solle man schauen, wo Deutschland gut ist. In den Naturwissenschaften etwa – es gebe starke Physiker, Biologen, Mediziner, Pharmakologen. Es seien Bereiche, in denen es bisher nicht genügend Trainingsdaten gebe, um sie einfach in ein großes Modell von OpenAI hineinzuwerfen. Er habe jedenfalls ein paar Ideen, wie sich daraus etwas machen ließe.

Zugang zu Diensten und Produkten wie Multimilliardäre - für alle

Was den Nutzen von KI generell betrifft, sieht Socher gewaltige Verbesserungen auf die Menschheit zukommen: "Wir alle werden Zugang haben zu Diensten und Produkten, die momentan nur Superreiche haben – ähnlich wie inzwischen ein normaler Teenager das gleiche Handy besitzt wie ein Multimilliardär. Was also können bis heute nur Multimilliardäre bezahlen, weil Intelligenz noch teuer ist? Persönliche Assistenten, hochgebildete Tutoren, eigene Ärzteteams. Solche Helfer kann sich dank KI bald jeder leisten.“

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