"Wir sind gegen diesen Krieg": Oligarchen stellen sich gegen Putin

Milliardäre wie Oleg Deripaska und Oleg Tinkow üben öffentlich Kritik am Angriffskrieg des russischen Präsidenten.

Die Wirtschaftssanktionen Europas und der USA gegen Russland scheinen erste Wirkung zu zeigen. Wohl um ihr Vermögen fürchtend, haben sich eine Reihe von russischen Oligarchen dazu entschlossen öffentlich Kritik an Präsident Wladimir Putin zu üben.

"Ich flehe Sie an"

Zu diesen gehören unter anderem Evgeny Lebedev und Oleg Tinkow. Tinkow, Gründer der Tinkoff-Bank, schrieb am Montag auf Instagram: "Jetzt werden in der Ukraine unschuldige Menschen getötet, jeden Tag, es ist unvorstellbar und untragbar! (…) Wir sind gegen diesen Krieg."

 
 
 
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Der Medienmogul Evgeny Lebedev wandte sich in einem offenen Brief, der im London Evening Standard unter dem Titel "President Putin, please stop this war" veröffentlicht wurde, direkt an den russischen Präsidenten: "Präsident Putin, während Europa an der Schwelle zu einem neuen Weltkrieg steht und die Welt an der Schwelle vor einer möglichen nuklearen Katastrophe, flehe ich Sie an, um die heutigen Verhandlungen dafür zu nutzen, um diesen schrecklichen Konflikt in der Ukraine zu beenden. (…) Als Bürger Russlands bitte ich Sie, die Russen davor zu stoppen, ihre ukrainischen Brüder und Schwestern zu töten. Als Bürger Großbritanniens bitte ich Sie Europa vor einem Krieg zu schützen. Als russischer Patriot flehe ich Sie an, es zu verhindern, dass weitere junge russische Soldaten unnötigerweise sterben. Als Bürger der Welt bitte ich sie die Welt vor der Auslöschung zu bewahren."

Weniger offensiv tat hingegen Deripaska, Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal, tat seinen Unmut auf Telegram kund: "Das ist eine echte Krise, und wir brauchen echte Krisenmanager. Wir müssen unbedingt die Wirtschaftspolitik ändern und diesen ganzen Staatskapitalismus beenden." Der Milliardär erwarte von der russischen Führung "Klarstellungen" zur "Wirtschaftspolitik in den nächsten drei Monaten".

"Ende des Blutvergießens" gefordert

Am Sonntag hatte der Oligarch Michail Fridman erklärt: "Krieg kann niemals die Antwort sein." Nach Unternehmensangaben forderte er in einem Schreiben an die Mitarbeiter:innen seiner Beteiligungsgesellschaft Letter One ein Ende des "Blutvergießens".

Fridman wird von der EU als ein "führender russischer Finanzier und Förderer von Putins innerem Kreis bezeichnet". Der Milliardär weist die Vorwürfe zurück. Es sei unwahr, dass er "enge Beziehungen" zur Regierung Putins gepflegt habe. Beide Milliardäre bezeichneten es als unwahr, dass sie "inoffizielle Abgesandte der russischen Regierung" seien, berichtet orf.at.

Michail Fridman kritisiert – gemeinsam mit dem Milliardär Pjotr Awen, dem ebenfalls ein Naheverhältnis zum russischen Präsident nachgesagt wird – deshalb auch die die Sanktionsmaßnahmen der Europäischen Union gegen ihn und andere Oligarchen und spricht von "nachweislich falschen Behauptungen in der EU-Verordnung". Die Vorwürfe seien "fadenscheinig und unbegründet", so Fridman und Awen. (as)

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