Anna Netrebko sagt alle ihre kommenden Auftritte ab

Betroffen sind unter anderem Konzerte in der Elbphilharmonie und in der Mailänder Scala, während die Bayerische Staatsoper und das Opernhaus Zürich die Zusammenarbeit mit der russisch-österreichischen Operndiva beenden.

Opernstar Anna Netrebko wird vorerst keine Konzerte mehr geben. "Nach reiflicher Überlegung habe ich die äußerst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen. Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird", ließ die russisch-österreichische Doppelstaatsbürgerin am Dienstag über den Veranstalter River Concerts mitteilen.

Von den Absagen betroffen ist, neben Auftritten in der Mailänder Scala, auch das für 2. März geplante Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie, wo sie mit ihre Ehemann Yusif Eyvazov hätte auftreten soll. Der Termin wurde auf den 7. September verschoben.

Fehlende Distanzierung von Putin

Indes hat die Bayrische Staatsoper ihre Zusammenarbeit mit Netrebko und dem russischen Stardirigenten Valery Gergiev beendet. Das renommierte Opernhaus begründet seinen Schritt mit der mangelnden Distanzierung von Netrebko und Gergijev vom russischen Machthaber Wladimir Putin.

"Aufgrund des schrecklichen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine und einer fehlenden ausreichenden Distanzierung von Valery Gergijev und Anna Netrebko wird die Bayerische Staatsoper die bestehenden Engagements annullieren. Für die Bayerische Staatsoper sind der Respekt voreinander und der Dialog miteinander absolut essentiell für ein friedvolles und humanitäres Zusammenleben", schreibt Serge Dorny, Leiter der Bayerischen Staatsoper, auf Twitter. Auch das Opernhaus Zürich hat am Dienstagnachmittag bekannt gegeben, dass die geplanten Auftritte von Netrebko abgesagt werden.

Gergiev hat darüber hinaus auch sein Engagement an der Mailänder Scala verloren. Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala und Scala-Intendant Dominique Meyer hatten bereits am vergangenen Freitag den Dirigenten dazu aufgefordert Farbe zu bekennen und sich gegen den Angriffskrieg der Russen zu positionieren. Einem Wunsch dem der 68-Jährige bis dato nicht nachgekommen ist. "Wir haben keine Antwort erhalten. Wir hatten ihn aufgefordert, sich ebenfalls eindeutig von dem Angriffskrieg zu distanzieren", sagte Sala am Montag in Mailand. Auch vom Grafenegg Festival wurde Valery Gergijev ausgeladen.

Kritik für Facebook-Posting

Anna Netrebko hingegen hatte sich am Samstag in einem Facebook-Post gegen den Krieg positioniert. "Ich bin gegen diesen Krieg. Ich bin Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid in diesem Moment bricht mir das Herz", schrieb die 50-Jährige unter anderem.

Jedoch musste sie für ihr Posting auch viel Kritik einstecken, da sie unter anderem schrieb, dass es "nicht richtig" sei, "Künstler oder andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu zwingen, ihre politische Meinung in der Öffentlichkeit zu äußern und ihr Heimatland anzuprangern". Wie viele ihrer Kollegen sei sie "kein politischer Mensch" und "kein politischer Experte". Ihr Ziel als Künstlerin sei es, "Menschen über politische Grenzen hinweg zu vereinen."

© kremlin.ru/CC BY 4.0
Wladimir Putin und Anna Netrebko © kremlin.ru/CC BY 4.0

Dies erschien vielen User:innen heuchlersich, angesichts der Tatsache, dass Netrebko vor wenigen Monaten ihren 50. Geburtstag im Kreml mit einem vierstündigen Galakonzert feierte, 2012 eine Petition für die Rückkehr von Putin in das Amt des Präsidenten unterzeichnete und sich im Dezember 2014 gemeinsam mit dem ukrainischen Separatistenführer Oleh Zarjow vor der Flagge des international nicht anerkannten Staates Neurussland fotografieren ließ.

Gelöschtes Statement

Am Dienstag legte sie dann in einem Instagram-Post, das auch ein Foto von ihr mit Gergiev zeigt, nach: "Ich habe bereits gesagt, dass ich gegen diese sinnlosen Krieg bin. Ich fordere Russland auf, diesen Krieg jetzt zu beenden, um uns alle zu retten! Wir brauchen Frieden!" Später löschte sie ihr Statement jedoch wieder. (as)

www.annanetrebko.com

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV