Rekordpreise machen Steak zur Delikatesse
Warum Rindfleisch plötzlich zum Luxusgut wird

Steakliebhaber müssen tief in die Tasche greifen: Die Preise für Rindfleisch steigen unaufhaltsam – mit teils dramatischen Folgen für Handel, Gastronomie und Konsumenten. Ursache ist ein struktureller Wandel in der Landwirtschaft, der sich durch Tierkrankheiten und sinkende Bestände verschärft hat. Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

Die Rindfleischpreise in Deutschland erreichen neue Rekordhöhen. Angetrieben durch sinkende Tierbestände, strukturellen Wandel in der Landwirtschaft und seuchenbedingte Ausfälle entwickelt sich ein Produkt des täglichen Bedarfs mehr und mehr zum Luxusartikel. Ein Überblick über Ursachen, Auswirkungen und mögliche Zukunftsszenarien.

Wie teuer ist Steak wirklich geworden?

Die Erzeugerpreise für Jungbullenfleisch haben im Herbst 2025 erstmals die Marke von sieben Euro pro Kilogramm überschritten – ein Plus von rund 50 Prozent gegenüber dem Sommer 2023. Endverbraucher zahlen jedoch noch deutlich mehr: Für hochwertiges Rindersteak werden inzwischen bis zu 50 Euro pro Kilo fällig. Die Preisexplosion übersteigt die allgemeine Inflation deutlich.

"Die Entwicklung lässt sich mit dem Rückgang der Rinderbestände erklären", so Tim Koch, Bereichsleiter Fleischwirtschaft bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Allein in Deutschland sank der Rinderbestand von 12,6 auf 10,3 Millionen Tiere – ein Rückgang um fast 20 Prozent seit 2015.

Warum verschwindet Steak aus dem Alltag?

Besonders stark betroffen ist die Gastronomie. Zahlreiche Restaurants berichten von verändertem Einkaufsverhalten. Einige Steakrestaurants haben ihre Speisekarten angepasst oder die Portionsgrößen verkleinert. Auch im Lebensmitteleinzelhandel zeigt sich die Verlagerung: Statt Filet oder Entrecôte greifen viele zu Hackfleisch oder Geflügel. Steak wird zur Ausnahme – nicht mehr zur Regel.

Ein zusätzlicher Preistreiber war die Blauzungenkrankheit, eine für Menschen ungefährliche Tierseuche. Zwischen Mai 2024 und April 2025 zählte das Friedrich-Loeffler-Institut fast 18.000 Infektionen. Zwar ist der Höhepunkt überschritten, doch die strukturellen Folgen bleiben spürbar. Die Seuche hat die Verwundbarkeit der Branche offengelegt – von unzureichender Tierarztversorgung bis zur Überforderung kleiner Betriebe.

Drohen weitere Preissprünge durch Importe?

Viele Landwirte beenden trotz hoher Erzeugerpreise ihre Tierhaltung. Einerseits schreckt der bürokratische Aufwand, andererseits sorgen geopolitische Risiken wie das geplante Mercosur-Abkommen für Unsicherheit.

Laut Bundesverband Rind und Fleisch sei das Importvolumen südamerikanischen Rindfleischs zwar begrenzt, dennoch bleibt die Sorge groß: Niedrigere Umwelt- und Tierschutzstandards könnten den Markt verzerren – und das Vertrauen der Konsumenten schwächen. Diskussionen über Herkunftskennzeichnung und transparente Lieferketten gewinnen an Bedeutung.

Gleichzeitig steigen auch die Kosten auf Erzeugerseite weiter an. Bullenkälber sind teilweise doppelt so teuer wie im Vorjahr, Futter- und Energiekosten setzen den Betrieben zu. Zwar steigen die Verkaufspreise – doch die Gewinnmargen bleiben oft schmal.

Wird Rindfleisch jemals wieder günstiger?

Wie das Handelsblatt berichtet, gehen Marktanalysten von einer dauerhaften Preisverschiebung aus. "Wir werden uns auf einem höheren Niveau einpendeln", prognostiziert Tim Koch von der AMI.

Das bedeutet: Steak bleibt teuer – und Rindfleisch ein Luxusgut. Wer nicht auf Alternativen wie Schwein oder Geflügel ausweicht, muss künftig tiefer in die Tasche greifen.

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