Dienstag und Mittwoch fanden Vertreter der NATO-Mitgliedsstaaten im niederländischen Den Haag zusammen. Sie einigten sich auf einen immensen militärischen und finanziellen Aufwand: Wie von US-Präsident Trump gewünscht, wollen die Mitglieder ihre Verteidigungsausgaben mehr als verdoppeln – mit einer Ausnahme. Friedrich Merz sieht ein Investment "in das Fundament unserer Freiheit", steht auch rekrutierungstechnisch jedoch vor einer großen Aufgabe.
Die NATO wurde 1949 gegründet und umfasst nach aktuellem Stand 32 Staaten, nachdem sich Schweden im März vergangenen Jahres als bislang letztes Mitglied angeschlossen hat. Das Kürzel steht für North Atlantic Treaty Organization, was deutschsprachig der Organisation des Nordatlantikvertrags gleichkommt.
Kernzweck der NATO ist die kollektive Verteidigung der Mitgliedsstaaten. Artikel 5 des namensgebenden Vertrags definiert, dass ein Angriff auf ein Mitgliedsland als Angriff auf alle gilt, was gegenseitige Unterstützung und Abschreckung gewährleistet. Weitere NATO-Ziele bestehen in der Förderung von Stabilität, Sicherheit und Zusammenarbeit in der Euro-Atlantik-Region sowie der Abwehr von Bedrohungen wie Terrorismus und Cyberangriffen.
Vor dem Gipfel: Trumps Kritik sorgt für Zweifel
Der diesjährige NATO-Gipfel fand am Dienstag und Mittwoch in Den Haag statt, wobei das öffentliche Interesse vor allem auf dem zweiten Veranstaltungstag lag – schließlich hatte sich mit US-Präsident Donald J. Trump der wohl mächtigste Mann der Welt und ein Aufmerksamkeitsmagnet sondergleichen zur Arbeitssitzung angekündigt.
Während sich dieser in den vergangenen beiden Wochen insbesondere mit dem Israel-Iran-Konflikt befasst hat, standen auf europäischem Boden andere (potenzielle) Kriegsschauplätze auf dem Plan: Im Vorfeld des Gipfels wurden vielerorts Zweifel an der Bereitschaft der Vereinigten Staaten geäußert, ob sie besagten Artikel 5 im Härtefall tatsächlich würdigen würden.
Trump stört sich offenkundig am unverhältnismäßig hohen finanziellen Beitrag der USA zur Verteidigungsbereitschaft der NATO. Lange vor seiner Anreise war allen Beteiligten bekannt, dass er deutlich gesteigerte Ausgaben sämtlicher Mitgliedsstaaten fordert.
Unperfekte Einheit zu höheren Verteidigungsausgaben
Bei seiner abschließenden Pressekonferenz am Mittwochnachmittag zeigte sich der US-Präsident zufrieden, die lange Reise nach Den Haag hat sich gelohnt: Die NATO-Mitglieder haben sich auf das Ziel geeinigt, bis 2035 mindestens fünf Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung auszugeben, wobei 3,5 Prozent auf klassische Militärausgaben und 1,5 Prozent auf Infrastruktur wie Cybersicherheit entfallen sollen.
Das bisherige NATO-Ziel lag bei zwei Prozent. Spanien ist dem letztlich getroffenen Konsens formell zwar beigetreten, wehrt sich aber gegen das Vorhaben, die Verteidigungsausgaben im besprochenen Maße zu erhöhen: Ministerpräsident Pedro Sánchez gab zu bedenken, dass der spanische Sozialstaat davon gefährdet wäre. Trump kündigte direkt vor den Reportern in Den Haag an, sich höchstpersönlich mit den Spaniern zusammenzusetzen, um sie vom Mitziehen zu überzeugen.
Auch die Sorgen um Artikel 5 räumte Trump aus, indem er versicherte, dass die USA europäische Alliierte im Ernstfall "natürlich" verteidigen würden. Hintergrund ist der anhaltende Konflikt zwischen der Ukraine und Russland und eine befürchtete Ausweitung. Schon am Dienstag hatte NATO-Generalsekretär Mark Rutte von einem "neuen Produktionskrieg" gegen ein enorm schnell aufrüstendes Russland gesprochen. Derzeit produziere die Nation in einem Jahr etwa viermal so viele Rüstungsgüter wie die NATO, trotz deutlich kleinerer Wirtschaft.
Was bedeutet das für Deutschland?
Die Bundesrepublik wurde in Den Haag von Kanzler Friedrich Merz, Außenminister Johann Wadephul und Verteidigungsminister Boris Pistorius vertreten. Das Bruttoinlandsprodukt beläuft sich hierzulande auf etwa 4,48 Billionen Euro, sodass die 2035 in Kraft tretende Regelung (zumindest nach jetzigem Stand) ein Investment von etwa 224 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten würde.
Dieses fließt für Friedrich Merz "in das Fundament unserer Freiheit, unserer Sicherheit und unseres Wohlstands", wobei der Kanzler die Notwendigkeit von Abschreckung unterstrich. Dabei verwies er auch auf die Bedeutung der Geschlossenheit, da Russland nicht fähig sei, eine tatsächlich geeinte NATO zu attackieren.
Wir statten die NATO mit wesentlich besseren Mitteln aus. Nicht, um jemandem einen Gefallen zu tun, sondern aus eigener Erkenntnis: Russland bedroht die gesamte politische Ordnung unseres Kontinents. Vor allem Europa muss mehr für die eigene Verteidigungsfähigkeit tun. pic.twitter.com/BmgjXE43dz
— Bundeskanzler Friedrich Merz (@bundeskanzler) June 25, 2025
Deutschland wolle seinen Teil auch durch die stärkste konventionelle Armee Europas beitragen, wozu die Bundeswehr zukünftig etwa "460.000 Soldatinnen und Soldaten, zusammengesetzt aus aktiver Truppe und Reserve, benötigt". Derzeit verfügt die Bundeswehr lediglich über knapp 180.000 Kräfte – rekrutierungstechnisch steht also eine große Herausforderung ins Haus.
Gleichzeitig suggerieren die Beschlüsse die Notwendigkeit einer leistungsfähigeren Rüstungsindustrie, um die gestiegene Nachfrage nach Waffen und Ausrüstung zu decken. Deutschland will Innovationen fördern und die Kooperation mit anderen NATO-Staaten intensivieren, um die Produktion von Drohnen, Luftverteidigungssystemen und anderen Waffensystemen zu steigern.
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