KI sorgt für Jobangst
Jeder dritte Beschäftigte erwartet Kündigung in 2025

| Redaktion 
| 24.06.2025

Trotz eines insgesamt stabilen Arbeitsmarktes macht sich in deutschen Unternehmen Unruhe breit. Besonders junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen ihre berufliche Zukunft zunehmend kritisch – technologische Entwicklungen und geopolitische Unsicherheiten verschärfen die Lage. Eine neue Studie der ManpowerGroup zeigt besorgniserregende Trends.

Die ManpowerGroup hat mit dem "Global Talent Barometer 2025" eine internationale Bestandsaufnahme der Stimmung unter Arbeitnehmer:innen veröffentlicht. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Während viele ihre Arbeit als sinnvoll empfinden, wächst gleichzeitig der Stress – und mit ihm die Angst vor Arbeitsplatzverlust.

Junge Generation unter Druck

Besonders alarmierend: 33 Prozent der deutschen Beschäftigten rechnen damit, ihren Job in den nächsten sechs Monaten zu verlieren. In der Generation Z und unter den Millennials liegt dieser Wert mit 43 Prozent deutlich höher. Das Topmanagement zeigt sich mit 59 Prozent besonders angespannt. Die Gründe sind vielfältig – neben der allgemeinen Weltlage sorgen vor allem digitale Transformation, wirtschaftliche Unsicherheiten sowie neue technologische Entwicklungen wie künstliche Intelligenz für Verunsicherung. Besonders die rasante Dynamik, mit der sich Berufsbilder verändern, bereitet jüngeren Menschen Sorgen. Laut ManpowerGroup fürchten 44 Prozent der Gen Z und 42 Prozent der Millennials, dass ihre Rolle durch Technologie ersetzt wird oder ihre Fähigkeiten veralten könnten. Diese Entwicklungen werfen nicht nur Fragen zur Zukunft der Arbeit auf, sondern verlangen auch nach strategischen Antworten von Unternehmen, Bildungseinrichtungen und politischen Entscheidungsträger:innen.

Zufriedenheit ja, Balance nein

Zwar geben 70 Prozent der Befragten an, ihre Arbeit als erfüllend zu empfinden, dennoch ist die Belastung hoch: 46 Prozent erleben regelmäßig mittleren bis hohen Stress. In systemrelevanten Berufen und im Topmanagement liegt dieser Wert sogar bei über 55 Prozent. Die gestiegene Belastung wirkt sich insbesondere auf die mentale Gesundheit und das private Wohlbefinden aus. 37 Prozent der Beschäftigten machen sich ernsthafte Sorgen, dass ihre Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht gerät. Besonders betroffen: junge Beschäftigte und Frauen. Letztere sind nicht nur pessimistischer bei der Jobsuche, sondern verlieren laut Studie auch zunehmend Vertrauen in ihre Führungskräfte. Der Well-Being-Index liegt bei den Frauen der Generation Z bei nur 60 Prozent – der niedrigste Wert aller Gruppen. Auch mittlere Führungskräfte berichten zunehmend von Druck, Überlastung und fehlender Rückendeckung. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Resilienz und Gesundheitsförderung stärker in den Fokus rücken müssen.

Wechselbereitschaft auf Rekordhoch

Mit 38 Prozent plant mehr als ein Drittel der Befragten, sich innerhalb von sechs Monaten aktiv um einen neuen Job zu bemühen – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Die Wechselbereitschaft ist bei der Generation Z mit 51 Prozent am höchsten, gefolgt von den Millennials (49 Prozent). Generation X und Babyboomer zeigen sich mit 31 bzw. 13 Prozent deutlich beständiger. Männer sind mit 65 Prozent zudem optimistischer als Frauen (58 Prozent), innerhalb dieses Zeitraums eine passende neue Stelle zu finden. Die Studie zeigt außerdem, dass Beschäftigte mit geringerem Vertrauen in ihre Führungskräfte deutlich eher zu einem Wechsel tendieren. Auch das Gefühl mangelnder persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten spielt eine entscheidende Rolle. Unternehmen sind zunehmend gefordert, transparente Karrierepfade, individuelle Weiterbildungsangebote und flexible Arbeitsmodelle zu bieten, um Mitarbeiter:innen an sich zu binden.

Fazit

Die Ergebnisse machen deutlich: Unternehmen müssen über Gehalt und Benefits hinausdenken. Empathie, Weiterbildung und eine klare Kommunikation sind entscheidend, um Fachkräfte – insbesondere aus der jungen Generation – langfristig zu binden. Oder wie Becky Frankiewicz von der ManpowerGroup es ausdrückt: "Wenn Unternehmen in Menschen investieren, investieren Menschen zurück." Wer heute keine gezielten Maßnahmen ergreift, riskiert nicht nur den Verlust von Talenten, sondern gefährdet auch seine Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Die Zukunft der Arbeit ist kein Selbstläufer – sie muss aktiv gestaltet werden.

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