Möblierte Mietwohnungen
Lukrative Grauzone: Regierung will boomenden Markt mit möblierten Wohnungen regulieren

| Redaktion 
| 05.05.2025

Von Berlin bis Frankfurt werden immer mehr Wohnungen möbliert vermietet – zu Preisen weit über dem Durchschnitt. Die Bundesregierung will jetzt gegensteuern. Die Meinungen darüber gehen erwartungsgemäß auseinander.

Stylish möbliert, ein großer Smart-TV und mit allem Drum und Dran – was in einer Münchner Einzimmerwohnung als Luxusausstattung angepriesen wird, hat seinen Preis. Die Kaltmiete beträgt fast 30 Euro pro Quadratmeter – und liegt damit deutlich über dem, was in München sonst üblich ist. Der Grund: Die Wohnung ist möbliert. Ein Trick, mit dem Vermieter bislang teilweise die Mietpreisbremse umgehen konnten. Doch damit soll bald Schluss sein, wie das Handelsblatt berichtet.

SPD und Union haben sich im Koalitionsvertrag auf strengere Regeln für möbliertes Wohnen verständigt. Das Ziel: Anbieter sollen künftig nicht mehr mit überhöhten Preisen für befristet möblierte Mietverhältnisse agieren können. Es gehe darum, rechtliche Grauzonen zu schließen, heißt es. Der Eingriff könnte den Mietmarkt in Großstädten deutlich verändern – insbesondere dort, wo möbliertes Wohnen längst die Regel ist.

Metropolen besonders betroffen

Wie groß das Ausmaß ist, zeigt eine Auswertung des Portals Immobilienscout24: Seit 2019 ist der Anteil möblierter Mietwohnungen bundesweit von acht auf elf Prozent gestiegen. In den fünf größten Städten Deutschlands – Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main – liegt er im Schnitt sogar bei rund 33 Prozent. Jede dritte Mietwohnung wird dort also mit Tisch, Bett und WLAN vermietet – meist teurer, oft befristet.

Am weitesten verbreitet ist das Modell in Frankfurt am Main: 41 Prozent der angebotenen Wohnungen waren dort Ende 2023 möbliert, so Immobilienscout24. Berlin folgt mit 35 Prozent, München liegt mit 30 Prozent im Mittelfeld. In Hamburg hingegen sind möblierte Mietangebote mit 15 Prozent eher die Ausnahme.

Der Möblierungszuschlag macht den Unterschied

Das Geschäftsmodell hat mehrere Vorteile – für die Anbieter. Wer eine Wohnung möbliert vermietet, kann laut Gesetz einen Möblierungszuschlag berechnen. Hinzu kommen oft pauschale Serviceleistungen wie WLAN oder Strom. Diese Zuschläge müssen nicht einzeln im Mietvertrag ausgewiesen werden. Für Mieterinnen und Mieter ist damit kaum nachvollziehbar, ob der verlangte Preis gerechtfertigt ist.

"Das Vermieten von möblierten Wohnungen auf Zeit ist nach wie vor eine rechtliche Grauzone", sagt Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immobilienscout24 im Handelsblatt.

60 Prozent teurer als normale Mietverträge

Wie lukrativ das Modell für Vermieter ist, zeigen Zahlen des Analyseinstituts Empirica. Im ersten Halbjahr 2024 kostete ein möbliertes Mietobjekt im Schnitt 29,50 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Neubauten in den acht größten Metropolen wurden im selben Zeitraum für durchschnittlich 18,33 Euro pro Quadratmeter angeboten. Möbliertes Wohnen liegt damit rund 60 Prozent über dem Niveau regulärer Mietverhältnisse.

Beim Eigentümerverband Haus und Grund stößt die geplante Verschärfung auf Kritik. Präsident Kai Warnecke: "Vermieter haben sich in den vergangenen Jahren an die veränderte Arbeitswelt angepasst." Viele Menschen suchten heute kurzfristig bewohnbare Wohnungen, etwa wegen mobiler Jobs oder Projektarbeit. Dieser Trend sollte nicht politisch skandalisiert, sondern als "neue Realität" verstanden werden.

Ob die neue Regulierung wirklich kommt – und wie genau sie ausgestaltet wird –, bleibt vorerst offen. Klar ist jedoch: Sollte die Regierung Ernst machen, würde das Modell des möblierten Wohnens seinen Status als lukrative Grauzone verlieren. Besonders in Städten wie Frankfurt, Berlin oder München wären die Auswirkungen besonders spürbar.

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