Den Deutschen ist nicht nach Feiern zumute
Vielen Deutschen ist aufgrund von Krisen nicht zum Feiern zumute, das zeigen auch aktuelle Untersuchungen des Weihnachtsgeschäfts. Es ist nicht mehr weit bis zu Heiligabend, doch der Einzelhandel ist alles andere als zufrieden. Er beklagt die Zurückhaltung der Deutschen beim Kauf von Weihnachtsgeschenken. Die Gründe dafür sind laut Ansicht von Experten vielfältig. Eine triste Wirtschaftslage ist nicht allein dafür ausschlaggebend.
Die Zeit drängt, und doch ist von guten Geschäften bisher keine Rede. Diese Einschätzung stützt auch eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland. Sie zeigt, dass rund zwei Drittel der deutschen Händler nicht mit dem bisherigen Geschäftsverlauf zufrieden sind. Dies gilt vorwiegend für die Städte, in den Vororten scheint das Weihnachtsgeschäft besser zu laufen.
Während die Anbieter von Spielwaren oder Unterhaltungselektronik weniger Grund zur Klage haben, trifft es alle anderen Branchen härter. Doch von einem Ansturm kann keine Rede sein. Zwar wollen die Kunden auch dieses Jahr ihren Liebsten Weihnachtsgeschenke kaufen, doch die Zurückhaltung bei Geldausgeben ist deutlich spürbar.
Multiple Krisen trüben die Stimmung
Die vielen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten haben die Zurückhaltung noch befeuert. Die Konsumenten schauen wieder mehr auf ihr Geld und agieren sparsamer als in den vergangenen Jahren. Rund 40 Prozent der Befragten wollen dieses Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Im Schnitt sollen es 263 Euro pro Person werden, wie eine Umfrage herausgefunden haben will.
Für viele Branchen ist das Weihnachtsgeschäft unverzichtbar geworden. Andere Branchen hingegen machen den Löwenanteil ihrer Umsätze bei sportlichen Großevents. Das gilt auch für die Sportwetten-Branche. Diese wärmt sich angesichts der gerade absolvierten Auslosung für die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Mexiko und Kanada gerade erst auf.
Schließlich befeuert das Fußball-Großereignis auch die anderen Angebote der Betreiber. Die Online Casino Echtgeld Spiele erfahren dann einen neuen Boom, denn neue Kunden sehen sich gerne auf den Portalen um. Kein Wunder also, dass sich die Branche schon jetzt, sechs Monate vor dem Start des Turniers, in Stellung bringt. Schließlich kann die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf eine gute Auslosung verweisen, das sollte noch mehr Fans animieren, ihre Mannschaft auch mit einer Wette zu unterstützen. Doch bis das Turnier beginnt, vergeht noch viel Zeit. Diese hat der deutsche Einzelhandel nicht mehr.
Weihnachten steht vor der Tür und erwirtschaftet in vielen Branchen einen maßgeblichen Anteil am Jahresumsatz. Neben der Zurückhaltung der Kunden ist jedoch auch eine neue, und unliebsame Konkurrenz zu spüren. Diese kommt aus China und hört auf die Namen Temu und Shein.
Unfaire Konkurrenz aus China?
Der Handelsverband Deutschland sieht in den neuen Handelsriesen aus China eine unfaire Konkurrenz für den heimischen Handel. Doch Temo und Shein können auch in Deutschland bereits auf zahllose Kunden verweisen. Die günstigen Preise haben den Markt in Windeseile für sich gewonnen. So kommen laut Schätzungen mittlerweile 12 Millionen Pakete pro Monat aus China nach Deutschland.
Das macht dem deutschen Handel zu schaffen. Der Handelsverband kritisiert, den unfairen Wettbewerb. Schließlich werden die Pakete oft so verpackt, dass sie die noch bestehenden Zollfreigrenzen von 150 Euro je Paket unterschreiten. Die Modebranche sei davon besonders betroffen. Zudem sei die Einhaltung europäischer Vorschriften und Normen nicht gewährleistet.
Die Europäische Union hat auf die Klagen der Händler bereits reagiert und wird ab dem Jahr 2026 die Zollfreigrenzen für Importe aus Drittstaaten wie China abschaffen. Dann werden für die Pakete Zoll und Mehrwertsteuer anfallen. Ob dies ausreicht, um die Paketfülle einzudämmen, bleibt abzuwarten. Schließlich betragen die Preise der chinesischen Waren oft nur ein Drittel der Preise in Deutschland. Zudem haben die chinesischen Riesen bereits reagiert und bauen ihre Logistik in Europa massiv um.
So betreibt Temu bereits in zahlreichen europäischen Ländern wie Deutschland zentrale Lager. Die Waren werden im Container importiert, zentral verzollt und dann von den Lagern innerhalb der EU an die Kunden versandt.
Ein Viertel der Kunden gibt bis zu 200 Euro aus
Der Deutsche Handelsverband geht jedenfalls davon aus, dass Temu und Shein in den beiden letzten Monaten des Jahres einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro in Deutschland machen werden. Diese Umsätze fehlen dem heimischen Handel, der dieses Jahr voraussichtlich rund 126 Milliarden Euro umsetzen wird. Das wäre ein Umsatzplus von immerhin 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Doch jeder fünfte Deutsche will dieses Jahr noch bei Temu und Shein einkaufen. Für jeden Achten ist dies bereits Normalität, jeder Zehnte plant, bei den chinesischen Riesen Geld auszugeben. Dabei wandern bei der Hälfte der Konsumenten bis zu 100 Euro über den digitalen Ladentisch, ein Viertel gibt sogar bis zu 200 Euro für den Einkauf aus.
Der deutsche Einzelhandel muss sich also weiterhin auf harte Konkurrenz einstellen und kann dem nur mit besserem Service und einem umfassenden Einkaufserlebnis entgegenwirken.