Teilzeitjobs für Rentner boomen
Aktivrente sorgt für Arbeitswelle bei über 60-Jährigen

| Redaktion 
| 18.11.2025

Die Einführung der Aktivrente verändert die Ruhestandsplanung vieler Senior:innen: Mehr als jede zweite Person über 60 plant, künftig länger oder intensiver zu arbeiten. Eine aktuelle Umfrage zeigt erstmals, wie stark die Erwerbsbeteiligung steigen könnte – ein möglicher Hoffnungsschimmer für den angespannten Arbeitsmarkt.

Die Aktivrente entwickelt sich zum Impulsgeber für die Generation 60plus. Eine aktuelle Befragung der Plattform Silvertalent legt offen, dass die Mehrheit der Befragten mit der neuen Regelung deutlich mehr arbeiten möchte. Damit wird die Aktivrente nicht nur zum Rentenmodell, sondern zum arbeitsmarktpolitischen Faktor – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Überalterung.

Wie die Aktivrente das Arbeitsverhalten verändert

Laut einer Online-Erhebung unter 1.125 registrierten Nutzer:innen der Plattform Silvertalent zieht mehr als die Hälfte der befragten Rentner:innen (55 Prozent) in Betracht, ihre wöchentliche Arbeitszeit auszuweiten. Der Wandel zeigt sich deutlich in den Angaben zur Wunsch-Arbeitszeit:

Geplante Wochenarbeitszeit vor und nach Einführung der Aktivrente:

  • Bis 10 Stunden pro Woche: sinkt von 36 % auf 21 %

  • 11–15 Stunden: steigt von 24 % auf 27 %

  • 16–20 Stunden: steigt von 22 % auf 34 %

  • Über 20 Stunden: bleibt stabil bei 18 %

Der klassische Minijob verliert damit spürbar an Bedeutung. Stattdessen etabliert sich längere Teilzeitarbeit als bevorzugtes Modell bei Erwerbstätigen im Ruhestand.

Welche Zuwächse sind konkret zu erwarten?

Die Umfrage zeigt zudem, wie stark die tatsächliche Wochenarbeitszeit künftig steigen soll. Rund 55 Prozent der Befragten geben an, bereits konkrete Pläne für eine Ausweitung ihres Arbeitspensums zu haben. Ein zusätzlicher Anreiz entsteht auch durch die steuerliche Begünstigung, die künftig bis zu 24.000 Euro jährlich steuerfrei möglich macht.

Geplante Steigerung der Wochenarbeitszeit:

  • 17 %: bis zu 5 Stunden mehr

  • 20 %: rund 10 Stunden mehr

  • 9 %: mehr als 10 Stunden zusätzlich

  • 9 %: über 20 Stunden zusätzlich

  • 33 %: keine Änderung geplant

  • 12 %: noch unentschieden

Die Zahlen deuten auf eine relevante Reserve an Arbeitskraft hin, die bislang ungenutzt blieb. Vor allem in Branchen mit hoher Teilzeitflexibilität könnten sich neue Potenziale auftun.

Welche Folgen hat das für den Arbeitsmarkt?

In einer zunehmend alternden Gesellschaft stellt sich die Frage, wie Arbeitsfähigkeit und Arbeitswillen älterer Menschen sinnvoll genutzt werden können. Die Aktivrente könnte dazu beitragen, Erfahrung und Motivation dieser Zielgruppe stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Christian Ahrendt, Geschäftsführer von Silvertalent, betont:
"Unsere Zahlen zeigen, dass viele ältere Menschen bereitstehen. Sie brauchen nur die richtigen Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf Teilzeitangebote."

Insgesamt nutzen bereits über 50.000 Menschen im Ruhestand die Plattform Silvertalent, um gezielt Tätigkeiten zu finden, die mit ihrem Lebensstil kompatibel sind. Die Mehrheit sucht dort nach sinnvollen, flexiblen Beschäftigungen – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch aus dem Wunsch nach Struktur und Teilhabe.

Wie die Aktivrente ihr Potenzial entfalten kann

Damit die Aktivrente ihr volles Potenzial entfalten kann, müssen Arbeitgeber entsprechende Angebote schaffen. Dazu zählen:

  • Flexible Arbeitszeitmodelle

  • Teilzeitverträge mit sozialer Absicherung

  • Altersgerechte Tätigkeiten

  • Klare Kommunikation über steuerliche und rechtliche Aspekte

  • Wertschätzender Umgang auf Augenhöhe

Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Aktivierung älterer Erwerbstätiger nachhaltig gelingen – und zur Entlastung von Fachkräftelücken beitragen.

Warum Unternehmen jetzt umdenken sollten

Der Trend hin zu längerer Teilzeitarbeit im Alter ist dabei mehr als eine Reaktion auf den demografischen Wandel. Er signalisiert ein wachsendes Bedürfnis vieler Senior:innen, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterhin aktiv einzubringen – unter Bedingungen, die sowohl der Lebensphase als auch dem Arbeitsmarkt gerecht werden. Unternehmen, die diese Entwicklung frühzeitig erkennen und gestalten, verschaffen sich nicht nur einen personellen Vorteil, sondern senden auch ein klares Zeichen: Altersdiversität ist kein Risiko, sondern eine Ressource.

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