Kryptoangebote für Bankkunden
Volksbanken starten Bitcoin Handel

| Redaktion 
| 15.09.2025

Immer mehr Genossenschaftsbanken in Deutschland wollen ihren Kund:innen den Zugang zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen ermöglichen. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Zurückhaltung schwindet, doch der Weg zur flächendeckenden Einführung bleibt komplex. Wer bereits Vorreiter ist – und warum einige Häuser weiterhin zögern.

Die Zeit des Abwartens scheint vorbei: Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken öffnen sich zunehmend digitalen Vermögenswerten wie Bitcoin oder Ether. Einer aktuellen Umfrage zufolge planen mittlerweile rund 71 Prozent der Institute konkrete Schritte in Richtung Kryptohandel – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, vor allem in der Umsetzung und Kundenkommunikation.

Mehrheit will Krypto-Angebote schaffen

Laut einer Umfrage des Genoverbandes, an der 196 der insgesamt 277 Volks- und Raiffeisenbanken teilnahmen, beschäftigen sich mittlerweile 71 Prozent der Institute aktiv mit der Einführung von Krypto-Angeboten. Zum Vergleich: 2023 lag die Quote noch bei 54 Prozent. Die Bereitschaft zum Wandel ist also spürbar gestiegen – auch als Reaktion auf das veränderte Anlageverhalten vieler Kund:innen. Vor allem junge Anleger:innen und digitalaffine Kundengruppen fordern zunehmend innovative, blockchainbasierte Finanzinstrumente.

Allerdings bleibt Geduld gefragt. Nur ein Drittel der Krypto-affinen Banken plant, entsprechende Lösungen binnen fünf Monaten zu implementieren. Weitere 21 Prozent rechnen mit einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten. Und 17 Prozent der Institute gehen sogar davon aus, dass es zwei Jahre oder länger dauern wird, bis Kund:innen mit Bitcoin & Co. handeln können. Interne Freigabeprozesse, regulatorische Anforderungen und fehlende Fachkompetenz in Sachen Digital Assets bremsen den flächendeckenden Start.

DZ Bank stellt technische Infrastruktur bereit

Die technische Grundlage für den Kryptohandel ist bereits geschaffen. Die DZ Bank – Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken – hat ihre Plattform für digitale Assets fertiggestellt und stellt diese nun allen Mitgliedsbanken zur Verfügung. Eine erste Pilotphase mit sechs Volksbanken (u. a. Nürnberg, Würzburg und Hannover) wurde erfolgreich abgeschlossen. Damit ist der Weg frei für den Rollout, wenngleich die Umsetzung bei den einzelnen Häusern individuell erfolgt. Einige Institute sondieren noch die Marktresonanz oder definieren interne Rahmenbedingungen, um ein sicheres und nachhaltiges Produktangebot zu garantieren.

Wie das Handelsblatt berichtet, hatte die deutliche Mehrheit der bundesweit gut 670 Institute bereits in der Vergangenheit Interesse an einem Kryptoangebot bekundet. "Kryptoassets ist ein Finanzinstrument, was riskant ist, aber auf Nachfrage stößt", erklärte DZ-Bank-CEO Cornelius Riese auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel in Frankfurt. Für Selbstentscheider:innen, die ihre Investments eigenverantwortlich tätigen, seien Kryptowährungen aus seiner Sicht "eigentlich eine Selbstverständlichkeit" im Produktportfolio einer modernen Bank.

In der Praxis dürfte es jedoch auf ein Zwei-Säulen-Modell hinauslaufen: Einerseits digitale Self-Service-Angebote, die über Plattformen oder Apps laufen. Andererseits beratungsintensive Modelle, bei denen der Handel über speziell geschulte Berater:innen erfolgt. Das bedeutet: Nicht nur die Technik muss passen – auch personell und prozessual stehen viele Banken vor einem Transformationsschritt.

Sparkassen ziehen nach – Konkurrenzdruck steigt

Der Druck auf etablierte Banken wächst: Neobroker wie N26, Revolut und Trade Republic bieten längst den Handel mit Kryptowährungen an. Auch die Sparkassen haben ihre anfängliche Skepsis abgelegt und arbeiten derzeit an einer eigenen Lösung über die Dekabank. Die Nachfrage ist vorhanden – das bestätigen sowohl Kundenbefragungen als auch Marktbeobachtungen. In einer digitalisierten Finanzwelt erwarten Kund:innen zunehmend, alle Anlageklassen über ein zentrales Banking-Interface abzuwickeln – inklusive Krypto.

Dennoch bleibt das Risiko volatil: Bitcoin unterliegt nach wie vor starken Kursschwankungen, und Zentralbanken betonen regelmäßig, dass es sich bei Kryptotoken nicht um echte Währungen handle. Die fehlende staatliche Kontrolle sowie die Möglichkeit von Spekulationsblasen werden häufig als kritische Punkte genannt. Hinzu kommt: Die steuerliche Behandlung von Gewinnen aus dem Handel mit Kryptowährungen ist komplex und für viele Anleger:innen noch undurchsichtig.

Es ist daher kein Selbstläufer, dass Kryptoangebote überall kurzfristig flächendeckend implementiert werden. Vielmehr braucht es überzeugende Argumente gegenüber den jeweiligen Vorständen und Aufsichtsräten – und eine klare Strategie im Risikomanagement. Auch Datenschutz- und Geldwäscheprävention spielen eine zentrale Rolle. Die erfolgreiche Integration digitaler Assets in das Geschäftsmodell der Banken wird davon abhängen, wie gut traditionelle Finanzstrukturen mit den Anforderungen der Blockchain-Ökonomie verbunden werden können.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV