Statistisches Bundesamt meldet Rekord
Bevölkerung in Deutschland wächst auf 83,6 Millionen

| Redaktion 
| 02.09.2025

Seit der Wiedervereinigung ist die Bevölkerung Deutschlands deutlich gewachsen – auf mittlerweile über 83 Millionen Menschen. Doch hinter dem gesamtdeutschen Plus verbergen sich massive Unterschiede: Während der Süden floriert, kämpfen Teile des Ostens mit Abwanderung und Schrumpfung.

Fast vier Millionen zusätzliche Einwohner:innen in knapp 35 Jahren – das klingt zunächst nach einer stabilen Entwicklung. Doch bei genauerem Blick zeigt sich: Das Wachstum ist keineswegs gleichmäßig verteilt. Vielmehr ist Deutschland heute demografisch zweigeteilt.

Der Süden wächst, der Osten schrumpft

Laut Angaben des Statistischen Bundesamts lebten Ende 2024 rund 83,6 Millionen Menschen in Deutschland – etwa 3,8 Millionen mehr als 1990. Doch während west- und süddeutsche Bundesländer ein klares Plus verzeichnen, mussten Teile des Ostens dramatische Verluste hinnehmen.

Besonders starke Zuwächse meldeten:

  • Bayern: +16 %

  • Baden-Württemberg: +14 %

  • Hamburg und Schleswig-Holstein: je +13 %

Demgegenüber stehen gravierende Rückgänge in:

  • Sachsen-Anhalt: –26 %

  • Thüringen: –20 %

  • Mecklenburg-Vorpommern: –18 %

Der Vergleich macht deutlich: Während der Westen insgesamt um rund zehn Prozent wuchs, verlor der Osten (ohne Berlin) etwa 16 Prozent seiner Bevölkerung – vor allem in ländlichen Regionen mit geringen wirtschaftlichen Perspektiven.

Ursachen: Abwanderung und Wanderungswellen

Ein entscheidender Treiber der Entwicklung war die massive Binnenmigration nach der Wiedervereinigung. Zwischen 1991 und 2010 zogen laut Bundesamt rund 1,2 Millionen Menschen mehr vom Osten in den Westen als umgekehrt – ein Trend, der sich insbesondere in den ersten zehn Jahren manifestierte.

"Etwa die Hälfte dieser starken Abwanderung aus dem Osten geht auf die ersten zehn Jahre seit der Vereinigung zurück", heißt es in der Analyse. 1991 allein verließen im Saldo rund 165.000 Personen die neuen Bundesländer in Richtung Westen. In der Dekade bis 2000 summierte sich dieser Effekt auf über 600.000 Personen.

Kurzzeitig – von 2017 bis 2022 – war erstmals ein positiver Wanderungssaldo zugunsten des Ostens zu beobachten. Doch seit 2023 ist diese Entwicklung erneut rückläufig.

Zuwanderung als zentraler Wachstumsmotor

Der größte Ausgleichsfaktor für die demografische Balance bleibt die Migration aus dem Ausland. Seit 1991 gab es – mit wenigen Ausnahmen – jährlich einen positiven Wanderungssaldo. Besonders ausgeprägt war dieser:

  • 2015/2016 durch den Syrien-Krieg

  • 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine

  • 2024 mit einem Nettozuzug von über 430.000 Menschen

Ohne diese Zuwanderung wäre das deutsche Bevölkerungswachstum deutlich geringer oder gar negativ ausgefallen – insbesondere angesichts einer alternden Gesellschaft und niedriger Geburtenraten.

Politische Implikationen und Standortfragen

Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung: In prosperierenden Regionen drohen Infrastrukturüberlastung und Wohnungsmangel, während strukturschwache Gebiete mit demografischer Erosion kämpfen.

Für Führungskräfte, Stadtentwickler:innen und politische Entscheider:innen stellt sich die Frage: Wie lassen sich Standorte außerhalb der Wachstumszentren zukunftssicher gestalten? Und: Welche Anreize braucht es, um junge Menschen wieder für ländliche Räume zu gewinnen?

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