#spiaggevuote: Krise im Tourismus in Italien
Warum Italiens Strände leer bleiben und das Hashtag #spiaggevuote die Runde macht

| Redaktion 
| 10.08.2025

Ein weiter Strand, das Licht glitzert auf den sanften Wellen, in der Ferne kräuselt sich das Meer. Doch dort, wo sonst dicht an dicht bunte Sonnenschirme stehen, herrscht gähnende Leere. Reihen von geschlossenen Liegen und Schirmen, als hätte jemand den Sommer abgesagt. Unter dem Hashtag #spiaggevuote („leere Strände“) kursieren derzeit Bilder aus ganz Italien – und lösen eine hitzige Debatte aus: Warum bleiben die Küstenabschnitte menschenleer?

Nach Angaben des Strandbetreiberverbands SIB sind die Besucherzahlen in diesem Sommer in vielen Regionen deutlich gesunken – an der Adria um bis zu 15 Prozent, in der Emilia-Romagna sogar um 25 Prozent. Auch in Kalabrien berichten Betreiber von einem Viertel weniger Gästen. Ein Grund: stark gestiegene Preise für Liege und Sonnenschirm. Laut einer Untersuchung des Centro Studi I.R.C.A.F. sind die Tagespreise um durchschnittlich 4,5 Prozent, Wochenpakete sogar um 6,4 Prozent teurer geworden. In beliebten Regionen wie Kampanien, Ligurien oder Lazio liegen die Kosten an Feiertagen inzwischen oft zwischen 27 und 30 Euro – Spitzenreiter wie Sorrent oder die Amalfi-Küste kratzen an der 60-Euro-Marke.

Der bekannte italienische Schauspieler Alessandro Gassmann brachte die Kritik in sozialen Medien auf den Punkt: "Forse avete un po’ esagerato con i prezzi […] Abbassate i prezzi e le cose, forse, andranno meglio." ("Vielleicht habt ihr bei den Preisen übertrieben … senkt die Preise, und vielleicht wird’s besser.")

Der Guardian zitiert jedoch Strandbetreiber, die zwar über leere Liegen klagen, aber kaum bereit sind, die Preise kurzfristig zu senken. Seit 2021 sind die Kosten für Strandbesuche in Italien um rund 17 Prozent gestiegen – eine Anpassung nach unten ist bislang nur vereinzelt zu beobachten.

Verschiebung im Reiseverhalten

Die Preissteigerungen treffen auf eine angespannte wirtschaftliche Lage. Konsumentenschutzverbände warnen seit Wochen vor einem generellen Kostenschub. Laut einer Analyse des italienischen Verbraucherschutzverbands Codacons liegen die Ausgaben für Reisen, Verpflegung und Freizeitaktivitäten derzeit rund 30 Prozent höher als im Sommer 2019 – also vor der Corona-Pandemie.

Codacons warnt, dass diese Preissteigerungen für viele Haushalte nicht mehr tragbar seien. Die Folge: 49 Prozent der Italiener – also fast jeder Zweite – werden in diesem Sommer keinen Urlaub machen, verglichen mit 39,5 Prozent im Sommer 2019. Das entspricht einem Anstieg von fast zehn Prozentpunkten bei denjenigen, die komplett auf Ferien verzichten.

Internationale Gäste vergleichen indes verstärkt mit Alternativen im Ausland, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis oft günstiger ist. Manche weichen zudem auf freie Strände aus, die keinen Eintritt verlangen, oder wählen bewusst andere Reiseformen.

Leere Strände, volle Berge

Was generell auffällt: Während die Küstenstreifen leer bleiben, herrscht in den italienischen Bergen Hochbetrieb, etwa in den Südtiroler Dolomiten. Bilder von langen Warteschlangen an den Seilbahnen, vollen Hütten und überfüllten Wanderwegen sind in den sozialen Medien zu sehen. Offenbar wirkt für immer mehr Urlauber eine Woche in den Bergen inzwischen attraktiver und abwechslungsreicher als Sonnenschirm und Strandliege an der Adria. Anhaltende Hitzewellen verstärken den Trend – sie treiben ganze Familien in die kühle Luft der Alpen und des Apennin.

Touristiker sprechen gar von einer Krise des klassischen Badeurlaubs. Stundenlang unter einem Sonnenschirm zu liegen, gilt vielen nicht mehr als Inbegriff von Erholung. Stattdessen wächst die Sehnsucht nach aktiven, kühleren Ferien.

Lohnt sich jetzt Last Minute an Italiens Stränden?

Wer flexibel ist und unter der Woche reist, kann von kurzfristigen Angeboten profitieren – insbesondere dort, wo Betreiber auf schwache Buchungslagen reagieren müssen. An der Adria, in Jesolo und Carole etwa, reagieren Strandbetreiber bereits mit Rabatten rund um den ansonsten proppevollen Hochfeiertagen um den 15. August. 

Wundert mich nicht so unverschämt teuer wie sie sind und dann auch noch der stinkende Algenschleim wer will dort noch sein?

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