WELT TV startet KI-Premiere
Avatar moderiert Deutschlands erstes komplett KI-produziertes Nachrichtenmagazin

| Redaktion 
| 31.07.2025

Mit "KI-WELT" betritt WELT TV journalistisches Neuland: Erstmals wird in Deutschland eine Nachrichtensendung vollständig durch Künstliche Intelligenz produziert und moderiert. Von der Themenrecherche bis zur Präsentation übernimmt die Maschine die Kontrolle – der Mensch schaut nur noch nach.

Am Donnerstag wurde ein neues Kapitel im deutschen Fernsehen aufgeschlagen: Mit "KI-WELT" brachte WELT TV das erste vollautomatisierte Nachrichtenformat auf den Bildschirm. Die wöchentliche Sendung wird ausschließlich von Künstlicher Intelligenz entwickelt, geschrieben, gestaltet und von einem Avatar moderiert. Das Pilotprojekt lässt erahnen, wohin sich der Journalismus der Zukunft bewegt. Es ist ein Experiment mit Signalwirkung – nicht nur für die Medienwelt, sondern auch für Gesellschaft und Technologieverständnis.

Redaktion ohne Redaktion?

Hinter der digitalen Kulisse von "KI-WELT" arbeitet ein Zusammenspiel aus mehreren KI-Systemen. Sprachmodelle durchforsten täglich Agenturmeldungen, Studien und Social Media nach relevanten Themen – bevorzugt aus den Bereichen Robotik, Tech und KI. Ein Algorithmus priorisiert diese Inhalte für die Redaktionssitzung, die in großen Teilen gar nicht mehr stattfindet. Entscheidungen über Relevanz, Tonalität und Dramaturgie trifft inzwischen nicht mehr primär der Mensch, sondern ein datenbasierter Mechanismus, der aus Nutzerverhalten und Trendanalysen lernt.

Ein Recherche-Bot erstellt auf Basis dieser Vorauswahl den Rohtext, während Visualisierungssysteme eigenständig Grafiken, Animationen und Bauchbinden generieren. Moderiert wird das Ganze von einem digital erschaffenen Avatar, der dem realen WELT-Reporter Paul Klinzing nachempfunden ist.

Der Avatar übernimmt nicht nur Gestik und Mimik des Vorbilds, sondern auch Sprechweise und Intonation, angepasst an das jeweilige Themenfeld. Doch das letzte Wort hat weiterhin der Mensch: Jeder Beitrag wird redaktionell endgeprüft, bevor er ausgestrahlt wird. Die Kontrolle bleibt, zumindest vorerst, in menschlicher Hand.

Ein Avatar als Sprachrohr

Der Avatar moderiert im sachlichen Ton, in 90-Sekunden-Slots, klar strukturiert und sprachlich präzise. Zielgruppe sind digitalaffine Zuschauer:innen, die technische Inhalte effizient und auf den Punkt konsumieren möchten. WELT TV verspricht sich davon nicht nur Reichweite bei einer jüngeren Zielgruppe, sondern auch Erkenntnisse darüber, wie weit KI schon jetzt journalistische Formate tragen kann. Durch den Avatar entsteht ein neues Format zwischen Nachricht und Infotainment – eine Art Tech-Talk im Highspeed-Modus.

 
 
 
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WELT-Chef Jan Philipp Burgard erklärt: "KI-WELT ist ein Experiment. Die regulären Nachrichtensendungen werden selbstverständlich weiterhin von Menschen moderiert. Aber wir sollten die KI-Revolution nicht fürchten, sondern mitgestalten." Für Burgard ist der Einsatz von KI ein Zeichen für Innovationsfreude – nicht als Ersatz für den Menschen, sondern als Erweiterung journalistischer Möglichkeiten.

Zudem birgt die neue Form der Moderation Potenzial für Barrierefreiheit: Künftig könnten Inhalte in Echtzeit in verschiedene Sprachen übersetzt oder auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden – etwa in vereinfachter Sprache für jüngere Rezipient:innen oder mit spezifischem Fokus für Branchenentscheider:innen.

Zwischen Effizienz und Ethik

Der Vorstoß von WELT TV dürfte Signalwirkung haben: Die Automatisierung redaktioneller Prozesse ist ein globaler Trend. Doch so konsequent wie bei "KI-WELT" wurde er in Deutschland bislang nicht umgesetzt. Kritiker fragen, ob KI in der Lage sei, komplexe Zusammenhänge journalistisch verantwortungsvoll aufzubereiten. Andere sehen in der Maschine lediglich ein neues Werkzeug – eines, das menschliches Urteilsvermögen nicht ersetzt, aber unterstützt.

Die ethischen Debatten drehen sich um Transparenz, Verantwortung und Qualitätssicherung. Wer haftet für Fehler, wenn ein KI-System falsch priorisiert oder unsauber recherchiert? Wie lässt sich verhindern, dass Bias in Trainingsdaten sich in der Berichterstattung widerspiegelt? Und nicht zuletzt: Wird das Publikum zwischen Mensch und Maschine unterscheiden können – und wollen?

"KI-WELT" soll bewusst als journalistisches Labor verstanden werden. Es sei keine Konkurrenz zu klassischen Nachrichtensendungen, sondern ein Testlauf, wie sich KI in redaktionelle Arbeitsprozesse integrieren lasse, ohne journalistische Standards zu opfern. Ziel sei es, zu erforschen, wo die Grenze zwischen automatisierbarer Information und menschlicher Einordnung verlaufe – und wie sich beides sinnvoll kombinieren lasse.

Sendetermine von KI-WELT:

Die erste Ausgabe von "KI-Welt“ wurde am 31. Juli um 14:45 Uhr ausgestrahlt. Die Sendung ist anschließend jeden Donnerstag zu dieser Sendezeit auf WELT TV zu sehen.

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Sendetermine von KI-WELT:

Die erste Ausgabe von "KI-Welt“ wurde am 31. Juli um 14:45 Uhr ausgestrahlt. Die Sendung ist anschließend jeden Donnerstag zu dieser Sendezeit auf WELT TV zu sehen.

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