EU-Plan erhöht Druck auf Fuhrparks
Verbrennerverbot ab 2030 trifft Firmenflotten und Mietwagenanbieter

Die EU-Kommission will ab 2030 ein Neuzulassungsverbot für Verbrenner in Firmenflotten und Mietwagenunternehmen durchsetzen. Ziel ist es, die CO2-Grenzwerte weiter zu senken und die E-Mobilität massiv voranzutreiben. Doch Wirtschaft und Politik warnen vor massiven Folgen für Mobilität, Verbraucher und Infrastruktur.

Mit einem neuen Gesetzesentwurf plant die EU einen tiefen Eingriff in den Automobilmarkt: Ab 2030 sollen nur noch Firmen- und Mietwagen mit vollelektrischem Antrieb neu zugelassen werden dürfen. Die Verordnung ist Teil der Strategie zur Erreichung der verschärften Klimaziele und könnte den Neuwagenmarkt in der EU grundlegend verändern. Wirtschaft, Autovermieter und einige politische Stimmen laufen bereits Sturm. 

Wie ntv berichtet, plant die EU-Kommission eine umfassende Neuregelung, die tiefgreifende Auswirkungen auf den Neuwagenmarkt haben dürfte. Während einige Experten das Vorhaben als konsequenten Schritt hin zur Dekarbonisierung der Mobilität begrüßen, sehen andere darin ein Risiko für Wettbewerbsfähigkeit und Verbraucherfreundlichkeit.

Wirtschaft fürchtet Preisexplosion und Kundenrückgang

Die EU-Kommission könnte ihren Vorschlag bereits im Spätsommer präsentieren. Betroffen wären rund 60 Prozent der Neuwagenzulassungen, die auf gewerbliche Flotten und Mietwagenanbieter entfallen. Der Sixt-Vorstand Nico Gabriel warnte: "Urlauber werden kaum noch Mietwagen nutzen, Verbraucher werden praktisch keine Fahrzeuge mehr leasen können."

Auch andere Anbieter rechnen mit Preisanstiegen durch Fahrzeugknappheit und Ladeengpässe. Die geplante Maßnahme könnte den Mobilitätssektor in eine Phase hoher Unsicherheit stürzen. Die kurzfristige Umrüstung bestehender Fuhrparks sowie die Beschaffung ausreichend verfügbarer E-Modelle stellen für viele Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar. Auch die Restwertentwicklung bereits angeschaffter Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren könnte negativ beeinflusst werden.

Politik stellt sich gegen Brüssel

Kritik kommt auch aus dem Europaparlament: CSU-Politiker Markus Ferber wandte sich in einem Brief an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Mit dieser Regelung würden nur E-Autos angeschafft, um Quoten zu erfüllen", heißt es darin. Er fordert eine Rücknahme der Pläne, solange die Ladeinfrastruktur nicht europaweit abgesichert sei.

Andere Fraktionen äußern ebenso Unverständnis: Der Vorschlag sei zwar im Sinne der Klimaziele, berücksichtige aber zu wenig die regional sehr unterschiedlichen Voraussetzungen innerhalb der EU. Vor allem osteuropäische Mitgliedstaaten verfügen vielerorts nicht über die notwendige Ladeinfrastruktur oder logistische Voraussetzungen, um einen flächendeckenden Umstieg zu stemmen.

Markttrends zeigen Aufholbedarf

Zwar wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt im ersten Halbjahr 2025 rund 248.726 Elektroautos neu zugelassen – ein Plus von 35,1 Prozent zum Vorjahr – doch der Anteil reiner E-Autos liegt bei nur 17,7 Prozent. Inklusive Hybriden und Wasserstofffahrzeugen ist inzwischen gut die Hälfte der Neuwagen elektrifiziert. Dennoch bleibt die Voll-Elektrifizierung der Firmenflotten in vielen EU-Staaten eine logistische und wirtschaftliche Herausforderung.

Hinzu kommt die langsame Anpassung der Energieinfrastruktur. Auch der Netzausbau und die Verfügbarkeit grünen Stroms hinken vielerorts hinterher. Industrievertreter fordern daher flankierende Maßnahmen, etwa staatliche Investitionsanreize für Ladepunkte oder steuerliche Erleichterungen für Flottenbetreiber. Ohne konkrete Begleitmaßnahmen könne das Ziel einer flächendeckenden Elektrifizierung leicht ins Stocken geraten.

Einige Umweltorganisationen hingegen befürworten das geplante Verbot ausdrücklich. Für sie ist es ein notwendiger Hebel, um die Mobilitätswende zu beschleunigen und die Klimaziele des Green Deals realistisch erreichbar zu machen. Allerdings mahnen auch sie, dass der Übergang sozial verträglich gestaltet werden müsse, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.

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