Reichtum vor allem durch Erbe
Selfmade-Milliardäre: Deutschland ist internationales Schlusslicht

| Redaktion 
| 24.06.2025

Started from the bottom, now we're here: Die Geschichte des Underdogs, der sich aus bescheidenen Verhältnissen in eine Position des immensen Reichtums befördert hat, ist zeitlos beliebt – sei es auf der Leinwand, in der Musik oder der Realität. Eine Studie von DataPulse zeigt jedoch: Unter den wohlhabenden Nationen der Welt wird die Selfmade-Story nirgendwo so selten wahr wie in Deutschland.

"Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer" ist eine weit verbreitete Redewendung, die auf die wachsende soziale Ungleichheit aufmerksam macht. Sie klingt vereinfacht und wird nicht selten von Personen geschwungen, die von antikapitalistischer Ideologie geprägt sind.

Nichtsdestotrotz lässt sie sich mit Zahlen untermauern: Angaben von DataPulse Research zufolge hat sich die Zahl der Milliardäre in Deutschland seit der Finanzkrise im Jahre 2008 mehr als vervierfacht; statt damals 42 kommen derzeit 171 Menschen in Deutschland auf mindestens zehnstellige Vermögenswerte.

Im vergangenen Jahr haben Milliardäre in Europa ihren Reichtum demnach um insgesamt etwa 178 Milliarden US-Dollar vermehrt, was 80 Prozent des monetären Zuwachses auf dem gesamten Kontinent gleichkommt. Gleichzeitig heißt es unter Berufung auf Bloomberg, dass das sich reale Bruttoinlandsprodukt rund zehn Prozent unter dem Niveau befindet, das vor der Corona-Krise erwartet wurde. Die Reallöhne liegen sogar acht Prozent darunter.

Nur ein Viertel der Milliardenvermögen ist selbstgemacht

In jedem Fall gibt es in der Bundesrepublik mehr Milliardäre als je zuvor. Dabei zeigt die Studie des Berliner Analyseinstituts DataPulse, dass es sich dabei lediglich zu einem Viertel um Superreiche handelt, die ihre gute finanzielle Situation ganz aus eigenen Kräften möglich gemacht haben.

Besonders häufig wird hierzulande demnach dynastischer Reichtum weitergegeben, sodass Einzelhandels- und Modeschwergewichte oder Industrie- und Automobilfamilien über große Teile des gesamten Milliardärsvermögens verfügen.

Eine Konsequenz daraus: Nirgendwo auf der ganzen Welt ist der Anteil der Selfmade-Milliardäre geringer als in Deutschland – zumindest, wenn man von den Nationen ausgeht, in denen es mindestens zehn Milliardäre gibt.

So stellt sich die ermittelte Liste dar; genannt ist jeweils der Anteil der Selfmade-Milliardäre:

  1. Russland 97 Prozent
  2. China 97 Prozent
  3. Vereinigtes Königreich 89 Prozent
  4. Tschechien 82 Prozent
  5. Kanada 78 Prozent
  6. Niederlande 77 Prozent
  7. Israel 74 Prozent
  8. USA 73 Prozent
  9. Japan 70 Prozent
  10. Indonesien 70 Prozent
  11. Australien 69 Prozent
  12. Taiwan 65 Prozent
  13. Zypern 64 Prozent
  14. Hong Kong 64 Prozent
  15. Irland 64 Prozent
  16. Griechenland 63 Prozent
  17. Singapur 62 Prozent
  18. Türkei 58 Prozent
  19. Philippinen 56 Prozent
  20. Thailand 52 Prozent
  21. Schweiz 48 Prozent
  22. Malaysia 47 Prozent
  23. Norwegen 47 Prozent
  24. Indien 44 Prozent
  25. Brasilien 44 Prozent
  26. Frankreich 44 Prozent
  27. Schweden 42 Prozent
  28. Saudi-Arabien 42 Prozent
  29. Südkorea 42 Prozent
  30. Italien 36 Prozent
  31. Belgien 27 Prozent
  32. Mexiko 27 Prozent
  33. Spanien 26 Prozent
  34. Deutschland 25 Prozent

Der Soziologe und Milliardärsexperte Prof. Dr. Thomas Druyen (hier im Leadersnet-Interview) hat die Analyse von DataPulse begleitet. Er gibt zu bedenken: "Ungleichheit befördert zunehmend Frustration, Enttäuschung und Radikalisierung. Am Beispiel der Milliardäre in Deutschland wird eindrücklich aufgezeigt, dass Erben das effektivste Überholmanöver ist."

Durch die technologische Transformation der Gesellschaft sieht er ungeachtet dessen großes Potenzial für Personen, die sich nicht auf die Verdienste ihrer Eltern verlassen dürfen: "Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit können junge Menschen ohne Erbe und ohne Beziehungen superreich werden. Dank Künstlicher Intelligenz geschieht das immer häufiger."

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