Wlad Jachtchenko erklärt
Wie man als Führungskraft souverän über Fehler spricht

| Redaktion 
| 02.06.2025

Traditionell ist die deutsche Arbeitskultur auf Perfektionismus und Zuverlässigkeit ausgerichtet, was eine offene Auseinandersetzung mit Fehlern nicht unbedingt erleichtert. Häufig werden diese primär als Versagen und weniger als Lernchance interpretiert. Kommunikationsexperte Wladislaw Jachtchenko erklärt, wie Führungskräfte Fehler zugeben können, ohne um ihr Ansehen bangen zu müssen.

Wlad Jachtchenko hat sich zur Mission gemacht, "eine Million Führungskräfte zu sympathischeren und effektiveren Leadern zu entwickeln". Als Mittel zum Zweck dient dem 40-jährigen dabei unter anderem "Der Führungskräfte Podcast", von dem aktuell stolze 449 Episoden aufgenommen worden sind.

Darüber hinaus hat Jachtchenko zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, beispielsweise "Die 5 Rollen einer Führungskraft", "Dunkle Rhetorik: Manipuliere, bevor du manipuliert wirst" oder "Die Rhetorik der Top-Performer: Das Geheimnis hochwirksamer Redekunst".

Der im ukrainischen Dnipro geborene Kommunikationstrainer ist zudem bereits als Debattierer, Vortragsredner oder Gründer und Leiter der Argumentorik-Akademie in München in Erscheinung getreten.

Angst oder Lektion: Die Einstellung zu Fehlern

Es lässt sich nicht vermeiden, dass uns dann und wann Fehler unterlaufen – sei es im privaten oder professionellen Rahmen. Vielen Menschen fällt es nichtsdestotrotz schwer, ungehemmt über eigene Versäumnisse zu sprechen.

"Weil wir in einer 'fehlerfeindlichen Kultur' aufgewachsen sind", begründet Wlad Jachtchenko im kurzen Austausch mit LEADERSNET. "Eltern, Lehrer und Professoren haben uns für Fehler bestraft und deswegen haben wir gelernt, sie zu verstecken."

Ob Fehler als gute oder schlechte Sache wahrgenommen werden, ist für Jachtchenko letztlich eine Frage der Einstellung. "Fehler sind die Voraussetzung, um zu lernen - also sind sie positiv. Es sei denn, man hat Angst vor ihnen – dann sind sie negativ", ordnet er ein.

"Zum Glück kann man ein growth mindset entwickeln", das auf der Überzeugung fußt, dass man Fähigkeiten oder Angewohnheiten durch Anstrengung, Lernen und Ausdauer verbessert.

Wie Führungspersonen Fehler kommunizieren sollten

"Offen, schnell und ohne Scham", bringt es Wlad Jachtchenko auf den Punkt. Im Kern greift hier der kategorische Imperativ, schließlich empfiehlt er Führungskräften, ihre Fehler "genauso zu kommunizieren, wie ich es als Manager auch gern von meinen Mitarbeitern sehen würde."

Aber wie steht es um den richtigen Umgang mit dem betreffenden Fehler, nachdem er einmal angesprochen wurde? "Voraussetzung ist eine positive Fehlerkultur: Wenn diese im Team etabliert wird, dann muss man damit nicht besonders 'umgehen', weil es genauso normal ist, über Fehler zu sprechen, wie Mittagspause zu machen", erläutert Jachtchenko.

Als größte eigene Lektion beschreibt Jachtchenko: "Mein größter Fehler war, dass ich dachte, Führung lernt man einfach durch learning by doing – das Thema ist aber so komplex, dass man es doch lieber systematisch angeht, als das Rad neu zu erfinden. Da spart man sich viele unglückliche Mitarbeitergespräche und Meetings."

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