Generationenvergleich
The Economist erklärt die Generation X zu den eigentlichen Verlierern

| Redaktion 
| 12.05.2025

Sie sind weder jung genug für Start-up-Romantik noch alt genug für ein bequemes Leben im Eigenheim. Die Generation X – geboren zwischen 1965 und 1980 – steht dem britischen Leitmedium zufolge für eine Generation, die zwar selten auffällt, aber umso mehr zu kämpfen hat. Während Millennials und Gen Z lautstark über Wohnungsmangel und digitale Überforderung klagen, leiden Angehörige der Generation X – oft still, aber tiefgreifend.

Während Boomer um ihre Rente bangen, Millennials über Eigentum hadern und Gen Z ihre mentale Gesundheit diskutiert, bleibt Gen X oft außen vor. Das zeigt sich bereits in der öffentlichen Wahrnehmung: Weniger Google-Suchanfragen, kaum popkulturelle Repräsentation, wenig Literatur – mit Ausnahme von Douglas Couplands Roman "Generation X" aus dem Jahr 1991. In Großbritannien, so das Blatt, wisse ein erheblicher Teil der 40- bis 50-Jährigen nicht einmal, welcher Generation er angehört.

Doch die Ignoranz ist trügerisch: Laut einer internationalen Ipsos-Umfrage fühlen sich 31 Prozent der Gen Xler "nicht sehr" oder "überhaupt nicht" glücklich – der höchste Wert aller Altersgruppen. Und Ökonomen wie David Blanchflower sehen um das 50. Lebensjahr den statistischen Tiefpunkt des subjektiven Wohlbefindens. Die sogenannte U-Kurve des Lebens zeigt: Wer in der Mitte steht, ist am unzufriedensten.

Doppelbelastung als Dauerzustand

Gen X steht oft zwischen allen Fronten. Sie ziehen Kinder groß und kümmern sich gleichzeitig um alternde Eltern – psychisch wie finanziell. In den USA geben sie rund fünf Prozent ihrer Konsumausgaben für die Betreuung von unter 18- und über 65-Jährigen aus – deutlich mehr als andere Generationen. In Südeuropa, allen voran in Italien, leben besonders viele junge Erwachsene noch im Elternhaus – getragen von Eltern, die oft zur Generation X gehören.

Wirtschaftlich sieht es nicht besser aus. Zwar verdienen Gen Xler mehr als die Vorgängergeneration – doch das Wachstum ist minimal. Laut einer Analyse des American Enterprise Institute stieg das reale Haushaltseinkommen von Gen X im Alter von 36 bis 40 Jahren nur um 16 Prozent gegenüber ihren Vorgängern – der geringste Fortschritt aller analysierten Gruppen.

Dazu kommt eine gewisse Systemkritik, die viele mit sich tragen. Psychologische Studien zeigen: Sie schätzen Autonomie mehr als Konzernkarrieren. Filme wie Fight Club oder The Matrix, beides Blockbuster des Jahrgangs 1999, wurden zu kulturellen Leitbildern – Rebellion statt Konsens, Ausstieg statt Aufstieg.

Jobeinstieg in der Finanzkrise

Als Gen X ins Berufsleben einstieg, geriet die Weltwirtschaft ins Stocken. Die Finanzkrise 2008 fiel mitten in ihre leistungsfähigste Lebensphase. In vielen Industrieländern stagnierten die Einkommen.

Auch beim Vermögensaufbau blieben sie zurück. Während Boomer vom Börsenboom der 80er-Jahre profitierten und Millennials mit Tech-Aktien glänzen konnten, erlebte Gen X die Dotcom-Blase und die Finanzkrise.

Weniger Eigenheime …

Das Eigenheim – lange Symbol sozialen Aufstiegs – blieb für viele Gen Xler unerreichbar. Anders als das gängige Narrativ vermuten lässt, fiel die Eigentumsquote nicht erst mit den Millennials, sondern bereits mit der Generation X deutlich. Wer es sich leisten konnte, fragte sich dennoch: Lohnt sich das überhaupt noch? In Couplands Kultroman heißt es: "Wenn jemand sagt, er hat ein Haus gekauft, könnte er genauso gut sagen, er habe keine Persönlichkeit mehr."

… und weniger Vermögen

Besonders bitter: Die Jüngeren sind in vielen Fällen bereits wohlhabender. Laut dem US-Ökonomen Jeremy Horpedahl besitzen Millennials und Gen Z mit Anfang 30 heute im Schnitt doppelt so viel Vermögen wie Gen X im gleichen Alter. Auch im Euroraum ist der Trend laut EZB-Daten ähnlich: Millennials konnten zwischen 2010 und 2021 ihr Nettovermögen verdreifachen – Gen X dagegen gelang nicht einmal eine Verdopplung.

Wenn ein Millenial der 2010 vielleicht gerade einmal in den Arbeitsmarkt eintritt und so von einem noch niedrigen Niveau ausgehend durch Sparen sein Nettovermögen verdreifacht ist das im Vergleich zu einem GenX der schon 30 Jahre im Berufsleben steht, vielleicht durch die dotcom Blase beeinträchtigt war, und von einem höheren Niveau ausgeht, Kinder hat, Haus abzahlt .... kein Wunder. Das ist Äpfel und Birnen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu vergleichen.

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