"Wir richten uns an alle Menschen, die ihren Lebensmittelkonsum bewusster, gesünder und nachhaltiger gestalten wollen"

Verónica García-Arteaga, die Mitgründerin des Start-up "Neggst" verrät im LEADERSNET-Interview, wie nah ihre vegane Ei-Alternative dem Original ist, welche Learnings sie aus der Gründungsphase gezogen hat und wo die Reise des Berliner Unternehmens hingeht.


Das Bewusstsein für Ernährung und die Herkunft von Lebensmitteln ändern sich stetig. Untragbare Zustände in der Massentierhaltung führen bei vielen Menschen zu einem Umdenkprozess bei der Ernährung. Mittlerweile gibt es bereits zahlreiche pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten. Oft kommen diese in Geschmack, Form oder Aussehen an die ursprüngliche Variante nahe heran. Ein perfektes Beispiel dafür ist das deutsche Start-up Neggst, das mit seiner Ei-Alternative auf ein absolut innovatives Produkt setzen kann.

Neggst ist aktuell eines der angesagtesten Food-Startups in Deutschland - zuletzt konnten 5 Millionen eingesammelt werden - mit BayWa AG ist auch ein milliardenschweres internationales Agrar-Unternehmen mit an Board. Das junge Berliner Unternehmen wurde kürzlich mit der  "Frankfurter Sprungfeder" ausgezeichnet und durfte sich über Preise im Gesamtwert von 150.000 Euro freuen. (LEADERSNET berichtete)

LEADERSNET: Woher kam die Idee für "Neggst" und wie lange hat es gedauert, bis das vegane Ei schließlich bereit für den Markt war?

Verónica García-Arteaga: Ich komme ursprünglich aus Mexiko und das ist das Land mit dem höchsten pro-Kopf-Verzehr von Hühnereiern weltweit. Ich habe selbst sehr gern Eier gegessen, aber irgendwann gedacht, dass es doch dafür auch eine gute Alternative geben sollte. Gemeinsam mit Dietmar Otte, dem damaligen CEO von Zentis, entstand dann die Idee, ein pflanzliches Ei zu entwickeln, dass dem Hühnerei so nahe ist, dass es sich selbst für Eierliebhaber:innen nicht wie Verzicht anfühlt, sondern ein Genuss bleibt.

LEADERSNET: Woraus besteht das vegane Ei genau?

Verónica García-Arteaga: Es besteht aus einer Kombination aus Hülsenfrüchten, Süßkartoffel und pflanzlichem Öl.

LEADERSNET: Wie lange hat es gedauert, bis Sie das passende Rezept für den ersten Prototypen entwickelt haben?

Verónica García-Arteaga: Ich habe zwei Jahre lang am Fraunhofer Institut entwickelt, bis ich einen guten Prototypen hatte.

LEADERSNET: An welche Zielgruppe richtet sich das Unternehmen?

Verónica García-Arteaga: Wir richten uns an alle Menschen, die ihren Lebensmittelkonsum bewusster, gesünder und nachhaltiger gestalten wollen. Flexitarier:innen versuchen ihren Anteil an tierischen Produkten zu reduzieren, sie sind dabei aber nicht so strikt wie Veganer:innen. Diese Gruppe von Menschen ist stark wachsend und macht bereits heute einen großen Teil der Bevölkerung aus.

LEADERSNET: Wie wichtig war die "Echtheit" des endgültigen Produktes während der Herstellung?

Verónica García-Arteaga: Für Menschen, die gerade von tierischen auf pflanzliche Produkte umsteigen wollen, müssen die Alternativen so nahe wie möglich am tierischen Pendant sein hinsichtlich Geschmack, Textur und Aussehen, sonst probieren sie es erst gar nicht aus.

LEADERSNET: Welche Unterschiede gibt es bei der Verwendung zwischen der veganen und der tierischen Variante?

Verónica García-Arteaga: Wir haben Neggst so entwickelt, dass es die Vielseitigkeit eines Hühnereis beibehält. Es gibt eine paar wenige Dinge, wie beispielsweise Eischnee, die noch nicht gut funktionieren, aber daran arbeiten wir.

LEADERSNET: Inwiefern unterscheidet sich das Ei von "Neggst" von anderen pflanzlichen Ei-Varianten?

Verónica García-Arteaga: Wir sind die erste pflanzliche Ei-Alternative, die aus einem pflanzlichen Eigelb und Eiweiß besteht sowie eine biologisch abbaubare Schale hat. Wir haben auch eine Flüssigeialternative, mit der man bequem backen, kochen und Rührei machen kann. In dem Bereich gibt es auch ein paar wenige andere Firmen. Unser Ei hat jedoch einen besonders cremigen Geschmack und gute Inhaltsstoffe.

LEADERSNET: Wie wurde das vegane Ei getestet und gab es von Seiten der Proband:innen auch Skepsis bezüglich des Geschmacks?

Verónica García-Arteaga: Wir machen regelmäßig Tests mit Konsument:innen und Kund:innen und lernen immer noch viel über unser Produkt. Anhand dieses Feedbacks haben wir unser Produkt noch weiter verbessert. Bei einer neuen Kategorie, wie pflanzlichen Ei-Alternativen, gibt es anfangs immer noch etwas Skepsis, deswegen muss man die Leute so viel wie möglich probieren lassen. Während der Entwicklungsphase beim Fraunhofer Institut haben wir Blindtests gemacht, in denen die Proband:innen Quiche und Muffin mit Neggst sowie Hühnerei verkostet haben. Über 80 Prozent konnten nicht sagen, welches womit gemacht worden war. Das zeigt uns, wie nahe unser Produkt am Original ist.

LEADERSNET: Setzt das Unternehmen bei der Vermarktung des Produktes auf Influencer?

Verónica García-Arteaga: Aktuell noch nicht, aber das mag in der Zukunft eine Option sein.

LEADERSNET: Mit welchen Herausforderungen waren Sie im Zuge der Unternehmensgründung konfrontiert?

Verónica García-Arteaga: Pflanzliches Ei ist ein sehr komplexes Produkt, dies zu skalieren ist nicht einfach, weswegen wir anfangs ein paar Herausforderungen hatten, die wir zum Glück aber lösen konnten.

LEADERSNET: Rückblickend betrachtet, gibt es etwas, dass Sie bezüglich des Entwicklungsprozesses anders machen würden?

Verónica García-Arteaga: Rückbetrachtend würde ich meine zeitlichen Erwartungen an die Entwicklung etwas anpassen. Ich hätte in dem Zuge potenzielle Partner für das Scaling-up früher involviert, da sie das Wissen und das Equipment haben, im Labor die großen Maschinen zu simulieren. So wären wir wahrscheinlich schneller zum Ziel gekommen.

LEADERSNET: Was wünschen Sie sich aus unternehmerischer Sicht für die Zukunft von Neggst?

Verónica García-Arteaga: Ich wünsche mir, dass wir im nächsten Jahr mit unserem großartigen Team viele unserer Meilensteine erreichen. Für das nächste Jahr haben wir uns einige ambitiöse Ziele gesteckt. Wir möchten, dass mehr Menschen die Auswirkungen der Eierindustrie verstehen und wie man mit dem Konsum pflanzlicher Alternativen dem Planeten und der Gesundheit einen Gefallen tun kann. Es wäre toll, wenn bessere Konsumgewohnheiten auch regulatorisch und steuerlich gefördert werden würden.

 
 
 
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www.neggst.co

Hm, ich bin gespalten.
Eine Alternative, um massenhaft Tierleid in Hühnerfarmen, Kükenschredern, Mistproduktion, Antibiotika, usw. zu vermeiden, dafür ein verarbeitetes Produkt, wie viele pflanzliche Alternativen.
Auch weniger Fett, quasi cholesterinfrei - allerdings wieder verpackt, wenn auch biologisch abbaubar bzw. für die Mischvariante gibt es natürlich Verpackungen.

Letztlich sind alle Alternativen zu Fleisch / Milch / Ei
- hoch verarbeitete Produkte
- die gesamt gesehen zwar häufig eine bessere Umweltbilanz haben - siehe dazu z.B. hier: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/fleischersatz-auf-pflanzenbasis-bester-umweltbilanz
- von den Inhaltsstoffen muss man sich aber genau ansehen - wie bei jedem verarbeiteten Lebensmittelprodukt - was an Bindemitteln, Farb- Geschmacksstoffen usw. zugesetzt wird und bestenfalls auf die Biovarianten setzen.

Generell geht es darum unser VERHALTEN ZU ÄNDERN.
Nicht jeden Tag braucht man ein Ei,
viel weniger Fleisch - laut obiger Studie wird ein um 75% reduzierter Fleischkonsum empfohlen, um nachhaltig und nicht gesundheitsschädigend zu sein.

Daher meine ich, sollte noch viel mehr auf die Präventation und Aufklärung gesetzt werden.
Ein hoher Prozentsatz bis ausschließlich vegetarische Speisen in Betrieben der öffentlichen Verpflegung, Betriebskantinen, Kindergärten, Schulen ... könnte dazu führen, dass wir anders sozialisiert werden und das relativ schnell.
Gesetzliche (EU) Regulierungen wie landwirtschaftliche Förderungen für qualitativ hochwertige, Biobetriebe, Steuern, Förderungen, Anreize zum Ausstieg/Reduktion aus Massenproduktion könnten noch mehr dazu tun.
Und durchgängige, transparente Aufklärung zur Lebensmittelproduktion - Elternbildung, ein Schulfach?
Ganz ohne Druck für Konsumenten und Produzenten wird es nicht gehen. Dazu lassen uns Klimaänderung & Co nicht genug Zeit.

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