Der Streaming-Markt bleibt gesund, Netflix hat aber mehrere Probleme zu lösen

Jean K. Chalaby, Professor für internationale Kommunikation in der Abteilung für Soziologie an der City University of London, kommentiert in seinem Gastbeitrag die sinkenden Zahlen von Netflix.

Die Zahl der Netflix-Abonnent:innen ist von 221,84 Millionen auf 221,64 Millionen gesunken, was weniger als 0,1 Prozent ausmacht. Ich sehe das nicht als großes Problem an. Im Frühjahr/Sommer ist die Sehdauer immer geringer als im Herbst/Winter. Wenn die Tage länger werden, bleiben die Menschen lieber draußen. Wenn die Zuschauer:innen jährlich eine Lizenzgebühr zahlen, können sie finanziell nicht viel tun, aber bei abonnierten Video-on-Demand-Diensten (SVoD) wie Netflix können sich die Abonnent:innen dafür entscheiden, ein paar Monate lang nicht zuzuschauen.

Der Streaming-Krieg

Der Rückgang ist auch darauf zurückzuführen, dass Netflix sich aus Russland zurückgezogen hat. Und ganz allgemein veranlasst die Inflation die Haushalte dazu, ihre Ausgaben zu überprüfen. Einige Abonnent:innen haben möglicherweise das Gefühl, dass sie während der Pandemie alles im Netflix-Katalog gesehen haben, was zu sehen war, und verlassen den Anbieter eine Zeit lang.

Schließlich herrscht ein Krieg zwischen den Streaming-Anbietern und viele SVoD-Dienste expandieren schnell, wie Disney+, HBO Max, AppleTV+ oder sogar Paramount+, um nur einige zu nennen. Ich gehe davon aus, dass einige Zuschauer:innen von Zeit zu Zeit ein Abonnement gegen ein anderes tauschen werden, um einen anderen Katalog zu testen. Im Allgemeinen wird erwartet, dass viele Haushalte mit etwa drei Abonnements auskommen, was immer noch billiger ist als ein Pay-TV-Abonnement.

Das könnte Netflix machen

Ich nehme an, dass die Abonnentenzahlen in den kommenden Monaten weiter sinken werden, was Netflix dazu zwingen wird, Probleme anzugehen, die es schon vor einiger Zeit hätte angehen sollen. Zunächst wird Netflix gegen die gemeinsame Nutzung von Passwörtern vorgehen, die in vielen Ländern weit verbreitet ist. Der Anbieter wird möglicherweise auch einen niedrigeren Abonnementpreis mit Werbung einführen. Langfristig rechne ich damit, dass die Zahl der Netflix-Abonnent:innen weiter zunehmen wird, mit einem großen Potenzial in Asien.

Insgesamt bleibt der Streaming-Markt gesund und übertrifft weiterhin das Pay-TV – das in Märkten wie den USA Millionen von Abonnent:innen verloren hat – und das terrestrische Fernsehen.

www.city.ac.uk


 

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