Teure Ticketpreise durch Standortkosten
Flugpreise in Deutschland bleiben trotz Steuerplänen hoch

Die Luftverkehrssteuer in Deutschland soll ab Juli 2026 gesenkt werden. Airlines kritisieren die Maßnahme als unzureichend, da hohe Standortkosten bleiben. Passagiere profitieren kaum – und in der Bevölkerung ist die Steuer ebenfalls umstritten. Die Bundesregierung erwartet dennoch positive Impulse für den Luftverkehrsstandort Deutschland.

Mit der Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Luftverkehrssteuer will die Bundesregierung einen Impuls für den Luftfahrtstandort Deutschland setzen. Doch Airlines reagieren zurückhaltend – und selbst innerhalb der Bevölkerung wird der politische Vorstoß kritisch gesehen. Die Lage am deutschen Flugmarkt bleibt angespannt.

Wie wirkt sich die Senkung der Luftverkehrssteuer auf Ticketpreise aus?

Die Abgabe soll ab Juli 2026 wieder auf das Niveau vor der Erhöhung von 2024 sinken. Für Kurzstrecken bedeutet das eine Ersparnis von rund drei Euro, auf der Langstrecke bis zu 13 Euro. Doch laut Airlines und Branchenverbänden bleibt die Wirkung gering – vor allem wegen gestiegener Zusatzkosten wie Sicherheitsgebühren und Flughafenkosten. Die erhoffte Entlastung verpufft.

EasyJet-Deutschlandchef Stephan Erler bringt es auf den Punkt: "Wachstum in Deutschland wird es nur geben können, wenn die Standortkosten weiter sinken." In Bezug auf den deutschen Markt erklärte Erler außerdem: "In Deutschland wird die Kapazität aber weniger wachsen."

Der Branchenverband BDL spricht von einer Verdopplung der staatlich induzierten Standortkosten seit 2019. Die Folge: Angebotsreduktionen auf breiter Front – besonders im innerdeutschen Verkehr.

Warum bleiben Flugtickets trotz Steuersenkung teuer?

Die Flugpreise werden größtenteils durch automatisierte Systeme kalkuliert, das sogenannte Yield-Management. Geringfügige Steuererleichterungen fließen in diesen Prozessen meist nicht in den Endpreis ein. Zudem bleibt die steuerliche Entlastung im Verhältnis zu den Gesamtkosten gering – zu gering, um Preise spürbar zu senken.

Luftfahrtexperte Gerald Wissel erklärt: "Die Ticketpreise werden nicht sinken. Das verhindert schon das Yield-Management der Airlines, das die Preise je nach Nachfrage und Auslastung festlegt." Und weiter: "Die Senkung der Luftverkehrsabgabe wäre nur im Paket mit der Kürzung anderer staatlicher Abgaben etwa bei der Flugsicherung und bei den Sicherheitskontrollen sinnvoll gewesen."

Auch gesellschaftlich findet die geplante Entlastung keine einhellige Zustimmung: Laut einer aktuellen Umfrage ist die Luftverkehrssteuer selbst unter den Bürger:innen umstritten – ein deutliches Zeichen für die gesellschaftliche Ambivalenz zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Klimaverantwortung.

Rückzug der Billigairlines verschärft die Lage

Gleichzeitig reagieren die Airlines mit konkreten Maßnahmen: Zahlreiche Billigfluggesellschaften reduzieren ihr Angebot oder verlagern Kapazitäten in profitablere Märkte. Der Rückzug spiegelt sich im sinkenden Anteil von Low-Cost-Carriern – mit spürbaren Folgen für Wettbewerb, Preise und Konnektivität.

Trotz operativ starker Ergebnisse – EasyJet etwa erzielte zuletzt einen Gewinn von rund 800 Millionen Euro – setzen viele Airlines lieber auf andere Märkte. Auch Ryanair hält sich trotz stabiler Geschäftsentwicklung im hiesigen Markt zurück. Selbst Lufthansa streicht seit Jahren Verbindungen – insbesondere auf Inlandsrouten.

Wie das Handelsblatt berichtet, wird der deutsche Markt von vielen Airlines als wenig wettbewerbsfähig eingestuft. Zwar hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder angekündigt, auch andere Abgaben wie Sicherheitsgebühren prüfen zu wollen – doch angesichts früherer Rückzieher der Politik herrscht Zurückhaltung.

Langfristig könnten nicht nur Airlines, sondern auch Passagiere und Unternehmen die Konsequenzen spüren: Flugverbindungen werden gestrichen, Märkte abgeschottet, wirtschaftliche Zentren schlechter angebunden. Und solange der politische Wille nicht über symbolische Einzelschritte hinausgeht, dürfte sich an dieser Entwicklung wenig ändern.

Ein Schritt zu wenig – mit absehbarer Wirkungslosigkeit

Die geplante Senkung der Luftverkehrssteuer verfehlt ihren Zweck. Die strukturellen Belastungen bleiben bestehen, das Angebot der Airlines schrumpft weiter – und ein wettbewerbsfähiger Flugmarkt rückt in noch weitere Ferne. Ohne grundlegende Reformen bleiben Entlastungen rein kosmetischer Natur. Für Passagiere bedeutet das: hohe Preise und weniger Auswahl.

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