Zollpolitik zeigt drastische Nebenwirkungen
China-Importe setzen deutsche Industrie unter Druck

Die deutsche Industrie gerät zunehmend unter Druck: Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, wie staatlich subventionierte Exporte aus China durch gezieltes Preisdumping den deutschen Markt überschwemmen. Die Folgen der internationalen Zollpolitik treffen zentrale Schlüsselbranchen – mit weitreichenden wirtschaftlichen Konsequenzen.

Weil die Vereinigten Staaten hohe Strafzölle auf chinesische Produkte erheben, weichen Chinas Exporteure vermehrt auf alternative Märkte aus. Deutschland rückt dabei immer stärker in den Fokus. Eine vom Auswärtigen Amt geförderte IW-Studie liefert nun konkrete Daten und belegt: Die Auswirkungen auf die deutsche Industrie sind gravierend.

Welche Branchen leiden besonders unter dem Preisdumping?

Im zweiten Quartal 2025 lagen die US-Zölle auf chinesische Waren zeitweise bei 145 Prozent. Die IW-Forscherinnen und -Forscher fanden heraus, dass insbesondere Plug-in-Hybridfahrzeuge, Lkw, Maschinenkomponenten und elektrische Teile vermehrt nach Deutschland exportiert werden.

Die Importe chinesischer Plug-in-Hybride nach Deutschland stiegen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 80 Prozent, während die US-Importe dieser Fahrzeugkategorie nahezu zum Erliegen kamen. Noch deutlicher ist der Trend bei Lkw: Ein Plus von 240 Prozent für Importe nach Deutschland steht einem Rückgang von fast 100 Prozent bei US-Importen gegenüber.

Selbst bei Schaltgetrieben – einem Traditionssegment deutscher Zulieferer – haben sich die Importe aus China mehr als verdreifacht.

Wie umgehen chinesische Exporteure die EU-Zölle?

Obwohl die EU seit Oktober 2024 Ausgleichszölle von bis zu 45 Prozent auf chinesische Elektroautos erhebt, nutzen chinesische Hersteller gezielt Schlupflöcher. Der Export konzentriert sich zunehmend auf Hybridmodelle, die von den Brüsseler Zollmaßnahmen bislang nicht betroffen sind.

"Hier besteht ein klarer und volumenmäßig relevanter Umlenkungsverdacht", sagt IW-Expertin Samina Sultan. Gleichzeitig betont sie, dass hinter dem starken Exportanstieg auch eine gezielte Marktstrategie stehe, um europäische Anbieter durch Preisdumping vom Markt zu verdrängen.

Ein zentrales Argument der Studie: Chinesische Unternehmen profitieren von massiven staatlichen Subventionen und einem systematisch unterbewerteten Yuan. Diese Kombination ermöglicht es ihnen, Produkte zu Preisen unter den Herstellungskosten auf dem europäischen Markt zu platzieren.

Was jetzt auf EU-Ebene passieren muss

IW-Studienautor Jürgen Matthes fordert entschiedene Gegenmaßnahmen: "Wir brauchen endlich Ausgleichszölle auch für Hybridfahrzeuge und Autoteile, sonst steht der industrielle Kern Deutschlands zur Disposition."

Auch der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hatte bereits im Sommer vor systemischem Preisdumping aus China gewarnt.

Die Analyse der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) bestätigt: Die Exporte Chinas in die USA sind im Zeitraum Januar bis September 2025 um 17 Prozent eingebrochen, während die Ausfuhren in die EU um acht Prozent und nach Deutschland um elf Prozent gestiegen sind.

Laut eines Berichts des Handelsblatts dürfte das Thema auch auf der Agenda der aktuellen Chinareise von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) stehen.

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