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IAB-Studie: Bürokratie zwingt Firmen zu 325.000 Neueinstellungen

| Redaktion 
| 21.10.2025

In drei Jahren haben Firmen 325.000 Menschen eingestellt - nur für bürokratische Tätigkeiten. 80 Prozent der vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung befragten Unternehmer klagen über höhere Kosten, während die Produktivität leidet. Die Behörde fordert daher Prüfaufträge für neue Gesetze – während die Regierung einen Abbau verspricht.

Unternehmen in Deutschland stellen seit Jahren zusätzliches Personal ein – nicht für Wachstum, sondern für Formulare. Laut einer Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, an der knapp 10.000 Betriebe teilnahmen, haben Firmen in den vergangenen drei Jahren rund 325.000 Mitarbeitende rekrutiert, um neue Vorgaben und Meldepflichten zu bewältigen. Die Belastung hat spürbar zugenommen: 2025 bewerteten 14 Prozent der Betriebe ihre bürokratische Last als "sehr hoch", 2022 waren es erst 4 Prozent. Als häufigste Problemquelle nennen Unternehmen die Datenschutz-Grundverordnung.

Vor allem größere Häuser bauten Verwaltung auf. In Großbetrieben mit mindestens 250 Beschäftigten und in mittelgroßen Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten gaben jeweils 30 Prozent an, seit 2022 zusätzliches Personal für Bürokratie eingestellt zu haben. Unter den kleineren Betrieben liegt der Anteil deutlich niedriger: 16 Prozent bei 10 bis 49 Beschäftigten, 7 Prozent bei Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Mitarbeitenden. Branchenübergreifend sticht die Energieversorgung hervor, wo jeder fünfte Betrieb von bürokratiebedingtem Personalzuwachs berichtet; es folgen öffentliche Verwaltung/Verteidigung/Sozialversicherung mit 19 Prozent sowie Erziehung und Unterricht mit 17 Prozent.

Nur ein Teil der zusätzlichen Kosten

Die Kosten dieser Entwicklung gehen über Gehälter hinaus. "Der Beschäftigungszuwachs zur Bewältigung der gestiegenen Bürokratie umfasst nur einen Teil der zusätzlichen Kosten", sagt IAB-Forscher André Diegmann der dpa. Insgesamt klagen 80 Prozent der Betriebe über Mehrbelastungen – sie entstehen durch gesunkene Produktivität, Wettbewerbsnachteile und Innovationshemmnisse. IAB-Kollege Alexander Kubis schlägt vor, Gesetze künftig befristet in Kraft zu setzen und sie mit einem ergebnisoffenen Prüfauftrag zu verbinden.

Die Politik verspricht Entlastung. Die Bundesregierung will den Bürokratieabbau beschleunigen, Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas sieht im Arbeitsschutz besonderes Streichpotenzial. Geplant ist, mehr als 123.000 spezielle Beauftragte abzuschaffen, ohne das Schutzniveau zu senken. Sicherheitsbeauftragte unterstützen zwar die Arbeitgeber beim Arbeitsschutz, viele Unternehmen kritisieren jedoch den damit verbundenen Aufwand. Unterm Strich zeigen die IAB-Daten: Bürokratie bindet in großem Stil Ressourcen – Personal, das andernorts Wertschöpfung leisten könnte.

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